Fórra Bianco - ein Kometenwein der Tenuta Lageder

Von Arthur Wirtzfeld

  • Die Trauben des Fórra Bianco stammen aus kontrolliert biologisch-dynamischem Weinbau und aus der Lage Paradeis, die zu den besten familieneigenen Lagen der Tenuta Lageder gehören....
  • Alois Lageder ist überzeugt, dass sich die Rebsorte Manzoni aufgrund ihrer rebsortenypischen Merkmale sehr gut für die Weinbauregion Südtirol eignet. (© Arthur Wirtzfeld)

Während der Summa hatten wir bereits Gelegenheit, mit Alois Lageder Fassproben seiner „Kometenweine“ zu verkosten. Mit der Vinifizierung bisher für die Region untypischer Rebsorten sollen wegweisende Impulse und Entwicklungen im Keller aufgezeigt und vorangetrieben werden – es sind Rebsorten, die dem Klima und seinen Veränderungen trotzen sollen. Die beeindruckenden Kostproben und Lageders Ausführungen ließen die Impulse schon ahnen, die da kommen werden.

„Das Grundprinzip unserer Arbeit besteht darin, einen Entwicklungsprozess voranzutreiben, der es uns ermöglicht, die Qualität unserer Weine auch in Zukunft zu sichern und zu steigern und nicht zuletzt durch diesen Prozess zur Weiterentwicklung der Weinregion Südtirol beizutragen“, erläuterte Alois Lageder während der Fassprobe. Schon vor Jahren hat er das Weinbauprojekt „Kometenweine“ gestartet, mittlerweile kann er erste Ergebnisse präsentieren – und die sind vielversprechend.

Beispielsweise den Fórra Bianco, gekeltert aus der Rebsorte Manzoni, der sich in einer schönen, markanten Ausstattung präsentierte. Uns überraschte nicht die Qualität dieses Weins, sondern vielmehr seine Anmutung. Strohgelb in der Farbe, in der Nase eher zurückhaltend, mit feinen Nuancen von blumig-holzigen Noten, überführend in ein dezentes Honigaroma. Dieser „Kometenwein“ verfügt über einen vollen, sehr angenehmen Körper mit weichen Tanninen und engmaschiger Struktur, ohne übertriebene Extraktion und extrovertierte Frucht bis hin zum nicht enden wollenden Nachhall.

Die Rebsorte Manzoni wurde in den 1930er-Jahren von Luigi Manzoni, einst Direktor der Weinfachschule Conegliano, aus Riesling und Weißburgunder gekreuzt. Die kleinen, rundlichen, gelbgrünlichen Beeren weisen eine recht dicke Schale auf sowie weiches, saftiges Fruchtfleisch. Kombiniert mit der besonderen Lage Paradeis oberhalb des Ortes Margreid sowie traditionellen Kelterungsmethoden – Kontakt mit der Schale über mehrere Tage –, erklärt sich, warum dieser Wein ein solch markantes Rückgrat hat. Der Fórra Bianco ist darüber hinaus spontan vergoren, blieb mehrere Monate im Holzfass auf den Hefen und wurde spät in geringem Maß geschwefelt. Erstaunlich bei der Geschmacksintensität sind seine 12 Volumprozent Alkohol.

„Schon in den 1980er-Jahren haben uns erste Klimamodelle veranlasst, uns mit neuen Rebsorten zu beschäftigen“, erläutert Alois Lageder. „Einerseits pflanzten wir probeweise Rebsorten aus dem Süden Europas, die höhere Säurewerte und mäßige Zuckergrade bringen. Dazu gehörten Viognier, Roussanne, Marsanne, Tannat und Assyrtico. Andererseits galt es Rebsorten auszuprobieren, die sich durch lockerbeerige Trauben und dicke Schalen auszeichnen und die extremen und unterschiedlichen Witterungsverhältnissen trotzen können. Dazu zählen Chenin Blanc und Manzoni, die ebenfalls höhere Säurewerte und niedrige Zuckergrade aufweisen.“

Mit der Sorte Manzoni Bianco hat Lageder alles richtig gemacht. Mineralität, angenehme Säure, Frische und Lebendigkeit überzeugen auf ganzer Linie. Der Fórra Bianco ist ein Wein für Liebhaber fleischiger, vollmundiger, expressiver Tropfen – für uns braucht er keinerlei Begleiter. Dieser „Kometenwein“ verdient diese Bezeichnung und ist in Anbetracht der sich verändernden klimatischen Bedingungen ein Garant für den Erhalt der Stilistik der Lageder’schen Weine.