Der besondere Sauvignon-Blanc

Bouchie-Chatellier

  • Die Kollektion von Bouchié-Chatellier
    Die drei Weine von Bouchie-Chatellier, deren Trauben auf den Höhen von Saint-Andelain stammen, bestechen durch ihre kühle Frucht und ihrer Mineralik aus Kalk- und Feuerstein.
  • Zuhause bei Arnaud Bouchie
    Arnaud Bouchie kann auf das Wissen und die Tradition von vier Generationen Weinbau in Pouilly Fumé zurückgreifen.

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 21. September 2018


FRANKREICH (Loire) – Wir sind im Gelobten Land des Sauvignon Blanc in der Appellation Pouilly Fumé, gelegen an der Loire gegenüber von Sancerre. Weine, die von hier stammen, müssen zu 100 Prozent aus Trauben der Sorte Sauvignon Blanc gekeltert sein. Was diese Weine auszeichnet, ist ein stark geprägtes Terroir, getragen aus Kalkstein, Feuerstein und Mergel. Aber nur hier sind die Böden mit Feuerstein (franz. silex, engl. flint) durchsetzt, dessen hoher Anteil an Siliziumdioxid, zu dem die hier vorkommenden feinkörnigen Quarze und nach der Mineralsystematik nach Strunz auch die Mogánite und Opale gehören, zum Inbegriff des „Blanc Fumé“ aus Pouilly Fumé geführt hat.

Hier auf den Höhen von Saint-Andelain, auf den besten Böden des Anbaugebietes, hat Robert Poirier erstmals Reben der Sorte Sauvignon Blanc gepflanzt und die Domaine Bouchié-Chatellier zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründet. Im Lauf der Zeit übernahm sein Schwiegersohn Jean Bouchié und in der Folge dessen Sohn Bernard Bouchié die Führung des Betriebes. Heute führt Arnaud Bouchié die Domaine in vierter Generation.

Arnaud erzählt

"Mein Urgroßvater war einer der Ersten, der die Rebsorte Sauvignon Blanc in Pouilly Fumé kultivierte. Er hatte die Bereitschaft, die Qualität durch Innovation und immer modernerer Technologie zu verbessern, ohne dabei traditionelle Methoden zu vernachlässigen", sagt Arnaud Bouchié, der in Burgund Önologie und Wirtschaft studiert hat und heute den Vertrieb verantwortet. Sein Vater Bernard Bouchié, der stets die Arbeit im Weinberg und im Keller liebte, hat seinem Sohn Arnaud längst die Zügel überlassen. Vater Bernard machte einst als junger Mann seine ersten Schritte in der Weinbereitung in der Champagne und absolvierte dann in Montpellier im Süden Frankreichs seinen Abschluss als Önologe.

"Unsere Domaine wurde stets von der Familie geführt. Unsere Weine tragen die Handschrift unserer Väter und Großväter und vereinen ein spezielles Wissen, das von Generation zu Generation weitergereicht wurde. Unsere ältesten Reben sind weit über 60 Jahre alt. Eine Besonderheit ist, dass wir seit den 1930er-Jahren neue Reben aus eigenen alten Rebbeständen geklont haben. Diese Reben in Kombination mit dem einzigartigen Terroir von Saint-Andelain geben unseren Weinen ihren unnachahmlichen und besonderen Charakter", erzählt Arnaud Bouchié, während wir einen kühlen "Argile à S" genießen.

Das Sauvignon-Trio

Heute bewirtschaftet die Domaine Bouchié-Chatellier auf knapp 270 Metern Höhe 23 Hektar Rebfläche, meist nach Süden und Südwest ausgerichtet und partiell begrünt. Dass sich die junge Generation nicht in Vielfalt verliert, zeigt, dass lediglich drei Weine produziert werden. Es sind dies der harmonisch und frische "La Renardière", der mit aromatischer Nase, fruchtiger Struktur am Gaumen und guter Länge besticht. Ihm zur Seite steht der "Argile à S", dessen Etikett mit der Tradition bricht und damit junge Weinliebhaber ansprechen soll. Diese Cuvée aus Trauben mehrerer Parzellen betört durch Finesse und Komplexität und sucht den Genießer, der Außergewöhnliches schätzt. Komplettiert wird das Trio vom eleganten "Premier Millésimé", der sich durch würzige Aromen, konzentrierte Frucht und knackige Fruchtsäure auszeichnet – all dies trägt er mit beeindruckender Konzentration und Komplexität.

Was dieses Sauvignon-Trio gemeinsam hat, ist sicherlich die feine und subtile Mineralik, vor allem aber den rauchigen Ton, auf den die lokalen Winzer besonders stolz sind und der zum Synonym der Sorte wurde. Geschuldet ist das „Fumé“ den Spezifika von Kalkstein und Feuerstein. Beide Gesteine haben zudem noch hervorragende Hitze- sowie Licht-reflektierende Eigenschaften und helfen den Reben, auch bei kühlerer Witterung optimal zu reifen. "Mit unseren drei Weinen könnten wir zwar selbstbewusst auftreten, wir sind aber bescheiden und demütig zugleich. Das, was wir erreichen wollen, sind authentische und natürliche Weine, die vor allem genossen werden sollen", konstatiert Arnaud.

Chapeau! für diese Aromatik

Was die feine Aromatik und die Tiefe der Weine aus Pouilly Fumé betrifft, so ist eindeutig festzuhalten, dass sie zu den lebhaftesten Weißweinen Frankreichs gezählt werden können. Der Sauvignon Blanc von hier weist weniger scharfe Noten auf und schon gar nicht die berüchtigten grün-grasigen Aromen, wie sie die Sortenkollegen aus Neuseeland zeigen. Vielmehr bestechen lebendige Fruchtaromen von grünem Apfel und Stachelbeere, unterstützt von einer Mineralik aus Kalk- und Feuerstein – dies macht sie einfach einzigartig.

Der Weinbau rund um Sancerre hat eine lange Tradition. Den Grundstein legten die Römer, ihnen folgten Benediktiner, die ab dem Mittelalter hier großflächig Reben kultivierten. Heute umfasst das Weingebiet Pouilly Fumé sieben Gemeinden entlang der Loire von Mesves-sur-Loire im Süden bis Saint-Martin-sur-Nohain im Norden. Hier werden analoge Techniken wie in Burgund angewendet, wobei der Wein aus Pouilly Fumé seine Heimat Loire keineswegs verleugnen kann. Heute sind 1.500 Hektar mit Sauvignon Blanc im Ertrag. 

Erwähnenswert ist eine bemerkenswerte Notiz eines Verkosters, aufgezeichnet auf der ProWein, der offensichtlich eine Grunderfahrung mit dem Sauvignon Blanc von Bouchié-Chatellier machte und nahezu überschwänglich notierte (Zitat): "Endlich mal ein wirklich großartiger Sauvignon Blanc, ein Pouilly Fumé der Spitzenklasse, der nur von der Loire stammen kann. Ich verstehe nun, dass die Franzosen ihn ungern aus dem Land lassen."

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