Eidgenössischer Weinhändler wegen Weinfälschung und Spionage angeklagt

23.06.2014 - arthur.wirtzfeld

SCHWEIZ (Sion) - Nicht nur wegen des Verdachts der Spionage muss sich der Schweizer Weinhändler Dominique Giroud demnächst vor Gericht verantworten -  gemeinsam mit einem Computer-Hacker, einem Privatdetektiv und einer nicht näher bezeichneten vierten Person, die dem Schweizer Geheimdienst angehören soll. Der zwielichtige Giroud und die drei weiteren Verdächtigen sind letzte Woche auf Antrag der Staatsanwaltschaft verhaftet worden. Ihnen wird vorgeworfen, einen Hackerangriff auf die Computer zweier Journalisten verübt zu haben.

 

Alle vier Verdächtigen sind seitdem getrennt in Untersuchungshaft. "Die Isolation ist nötig, damit keine Absprachen zwischen den Verdächtigen stattfinden können", wird die Staatsanwaltschaft in den regionalen Medien zitiert. Die ausspionierten Medienvertreter - es handelt sich um eine Journalistin der Zeitung "Le Temp" und ein Mitarbeiter des Westschweizer Fernsehens - recherchierten schon seit langem gegen Giroud. Dabei haben beide wohl brisante Daten zusammen getragen. Nach verräterischen Anrufen und E-Mails an den Arbeitsplätzen der Journalisten meldeten beide Medienhäuser schließlich diese Vorkommnisse der Genfer Staatsanwaltschaft.

Parallel zu den investigativ arbeitenden Journalisten ermittelte seit geraumer Zeit auch die Schweizer Steuerbehörde gegen Giroud. Der Vorwurf: Im Zeitraum 2003 bis 2010 soll Giroud circa 9,5 Millionen Franken unversteuert am Fiskus vorbei geschleust haben. Außerdem läuft gegen Giroud ein Strafverfahren. Er soll bei seinen Weingeschäften Waren- und Urkundenfälschung begangen haben. Zudem soll er über 35.000 Liter Wein ohne Erlaubnis verschnitten und in den Verkehr gebracht haben.

Der bereits bekannt gewordene Weinbetrug von Giroud hat in der Waliser Weinbranche für enorme Unruhe gesorgt, insbesondere auch deswegen, weil Giroud in einer Fernsehsendung andere Waliser Weinhändler beschuldigt hatte, unsaubere Praktiken anzuwenden. In diesem Zusammenhang steht auch der kürzliche Rücktritt des Präsidenten des Branchenverbandes der Walliser Weine.

In diese Affäre um Spionage, Wein- und Urkundenbetrug sowie Steuerhinterziehung ist nun auch der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) geraten. Ein Mitarbeiter des Schweizer Geheimdienstes wird verdächtigt, im Auftrag von Giroud gemeinsam mit dem Hacker und dem Privatdetektiv die Spionageaktion gegen die Journalisten geführt zu haben. Neben der Staatsanwaltschaft und dem Gericht wird der Fall Giroud in der Folge nicht nur die für den NDB zuständigen Aufsichtsorgane sondern auch das Schweizer Parlament beschäftigen. Wir bleiben dran und berichten.