Ein Pfälzer – entdeckt im Allgäu

05.03.2014 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Niederkirchen) - Dass es im Allgäu Weinbau gibt und sich hier in Bad Hindelang und Umgebung sogar schon ein Weinbauverein gebildet hat, der alle zwei Jahre eine Allgäuer Weinkönigin wählt und bereits angeklopft hat, ob man nicht das 14. Deutsche Anbaugebiet werden könne, mag Insidern bekannt sein. Ebenso, dass diese speziellen Winzeraktivitäten auf über 850 Meter Höhe schon Irritationen bei Behörden im fränkischen Veitshöchheim hervorriefen, die zu einer Strafandrohung für den Hüter von anfangs zwölf Stöcken Solaris führten (wir berichteten ausführlich: "Weinskandal im Allgäu und Württemberg - Wenn der Amtsschimmel besonders laut wiehert").

 

Aber man kann im Allgäu auch ein interessantes Weingut kennen lernen. In Fischen gibt es auf exakt 761 Meter Höhe das Parkhotel Burgmühle, das eine für ein Haus in dieser Region ungewöhnlich umfangreiche Weinkarte hat – was daran liegt, dass der Chef Markus Reinheimer ein Weinfan mit Ahnung ist, der nicht unbedingt Wert auf jede Menge berühmter Namen legt. So sind auf der Karte mehrere Weine eines unbekannten Pfälzer Weingutes zu entdecken: Daniel in Niederkirchen.

Einer Empfehlung des Hausherren vertrauend wurde der Sauvignon blanc Jahrgang 2012 eingeschenkt. Der Wein präsentierte sich zurückhaltend im Aroma, mit einem sanften Hauch Paprika, nicht so vorlaut wie viele Gewächse dieser Sorte. Im Geschmack paarte sich Würze mit Eleganz. So etwas machte neugierig auf diesen Daniel, der mit vollem Namen Daniel Reinhardt heißt und gemeinsam mit seiner Frau Uschi ein kleines Fünf-Hektar-Weingut führt, das bislang in keinem Führer verzeichnet ist. Und auch kein Interesse an einer solchen Erwähnung und Bewertung hat.

Das ergab ein Anruf im Betrieb, bei dem Uschi Reinhardt gleich darauf verwies, dass man gute Stammkunden habe, die man perfekt bedienen wolle und es eigentlich keine Notwendigkeit für Weinführer-Empfehlungen gibt. Dennoch schickte sie ein paar Proben, unter anderem mit überzeugendem Riesling, Merlot, Cabernet Sauvignon sowie der prächtigen reifen Cuvée „Delamere“ aus 2006. Seine Stammkundschaft pflegt das Paar zum Beispiel bei Weinbergtouren mit dem Planwagen und in der ab April geöffneten Straußwirtschaft. Da kommen an den Wochenenden und Feiertagen reichlich Abnehmer für ihre Weine und hausgemachte Speisen.

Hinzu kommt bei diesem Betrieb, dass man ohnehin nicht allzu sehr den Gesetzen des Marktes ausgeliefert ist und keinen Absatz-Druck verspürt. Denn es gibt nicht sonderlich viel Wein. Daniel Reinhardt hat zwar eine gründliche, vielseitige Ausbildung hinter sich, aber die Hälfte seiner Trauben von fünf Hektar wird verkauft; das Weingut wird mehr im Nebenerwerb betrieben. Er selbst ist noch weinbautechnischer Angestellter beim Bundessortenamt und mit verantwortlich für die Zulassung neuer Rebsorten.

Er hätte auch als selbstständiger Winzer Karriere machen können. Unter anderem studierte Reinhardt internationale Agrarwirtschaft an der Uni in Kassel, war 1997/98 bei einem Weingut auf Long Island in Amerika tätig, wechselte dann für ein Weilchen nach Neuseeland, machte 2000 die Kellermeister-Ausbildung in Weinsberg und war 2001/2002 Kellermeister beim angesehenen Weingut Aufricht in Meersburg am Bodensee. Anschließend fing er in der Pfalz, wo er einst die Ausbildung zum Weinküfer in der Genossenschaft in Niederkirchen absolviert hatte, mit Weinbau an.

Dem werden er und seine Frau bald verloren gehen. „Wir haben schon lange einen Traum, den wir bald verwirklichen können“, blickt er in die nahe Zukunft. Im Kanton Uri, mitten in den Schweizer Bergen, wurde ab Juli 2014 das Berggasthaus Gitschenen auf rund 1600 Meter Höhe gepachtet. Dort oben wird es seinen Wein aus der Pfalz geben. Auch der Verkauf vor Ort in Niederkirchen geht weiter, bis alle Vorräte aufgebraucht sind. Es gibt also nicht mehr allzu viele Chancen, sich Gewächse des Weingutes Daniel in den Keller zu legen.