Investor kapituliert - 1855.com muss liquidieren

23.01.2015 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Paris) - Der seit Jahren umstrittene französische Online-Händler Herakles, früher 1855.com, wurde in die Liquidation gezwungen, nachdem nun einer der führenden Investoren seine Unterstützung für den Sanierungsplan zurückgezogen hat. Als Folge empfiehlt das Tribunal de Commerce in Paris Heraklus gegenüber, zu liqudieren, just einen Monat nachdem die französische Justiz dem Händler eine erneute Lizenz zum Verkauf genehmigt hatte (wir berichteten: „Französisches Gericht stimmt einem Comeback von 1855.com zu“).

 

Herakles, in dem der ehemalige Online-Händler 1855.com aufgegangen ist, und die dazu gehörenden Handelsfirmen Chateauonline (mittlerweile umbenannt in Ares), Caveprivee und Les Caves du Transat schulden ihren Gläubigern Millionen von Euro, meist aufgrund nicht eingelöster Lieferungen aus vorbestellten En-Primeur-Weinen. Als Anfang Dezember letzten Jahres die Pariser Justiz einem vom Herakles-Gründer und Präsidenten Emeric Sauty de Chalon und dessen Geschäftsführer Fabien Hyon vorgelegten Sanierungsplan zustimmte, waren die Gläubiger in voller Hoffnung, zu mindestens einen Teil ihres Schadens tilgen zu können oder einen Teil ihrer bestellten Weine doch noch zu erhalten.

Der Rückzieher des vermeintlich rettenden Investors namens PLF1 mit Sitz in Luxemburg kam jetzt überraschend. Noch im Juli hatte PLF1 eine Million Euro Kapital zugesagt sowie weitere 1,5 Millionen Euro Investment in Aussicht gestellt, sofern der Sanierungsplan seitens der Gerichte genehmigt werden würde. Herakles sieht sich in der Summe 11.000 Gläubigern und rund 40 Millionen Euro Schulden gegenüber, die nicht zugestellte Weine vor allem aus den Bordeaux-Jahrgängen 2002 und 2005 zugrunde liegen.

„Wir begrüßen die Entscheidung des Tribunals de Commerce, die wir für richtig halten“, kommentiert Maître Hélène Poulou, Anwältin mit Sitz in Bordeaux, deren Kanzlei rund 400 Kunden von Herakles vertritt. „Es war schon bizarr miterleben zu müssen, wie Herakles mit einem einzigen Investor und dessen 2,5 Millionen Euro Kapital einen Schuldenberg von 40 Millionen Euro rückführen wollte. Das laut Herakles 500 Ex-Kunden den Sanierungsplan akzeptiert hätten, ist Augenwischerei. Diese Kunden wären möglicherweise zu ihrer teilweisen Zufriedenheit entschädigt worden, aber die anderen wären leer ausgegangen. Wir werden nun hart daran arbeiten, für unsere Kunden das Bestmögliche zu erreichen.“