Italiens Weinindustrie auf Überholspur im chinesischen Markt

15.04.2015 - arthur.wirtzfeld

CHINA (Chengdu) – "Italien ist kurz davor, Frankreich als Chinas Haupt-Weinexporteur zu verdrängen", konstatiert Sergio Maffettone, italienischer Generalkonsul in Chongqing und früherer Nachrichtenberater der italienischen Botschaft in China. Aber noch ist Fakt: Französischer Wein dominiert auf dem chinesischen Markt und Weine aus Chile sowie aus Australien profitieren von jüngsten steuerlichen Vereinbarungen. Aber Sergio Maffettone bleibt dabei, dass noch „sehr viel Raum für Verbesserungen“ hinsichtlich der Marktanteile für  italienischen Wein bleiben. Laut Maffettone würde Italiens Regierung italienische Exporteure und Produzenten "mit allen verfügbaren Mitteln" bei ihren Bemühungen unterstützen, deren Export nach und Marktpräsenz in China auszubauen.

 

Weine von der Apenninhalbinsel umfassen gegenwärtig einen Anteil von etwa sieben Prozent von allen nach China importierten Weinen. Italien ist damit zur Zeit nach Frankreich, Australien, Chile und Spanien der fünftgrößte Exporteur. Chilenischer Wein genießt seit Anfang 2015 eine Zollbefreiung und hat damit aktuell einen Vorteil. Und dank dem kürzlich unterzeichneten Freihandelsabkommen mit China wird australischer Wein für die nächsten drei Jahre denselben Vorteil genießen. Maffettone ist jedoch zuversichtlich, dass italienischer Wein trotzdem die Spitzenposition einnehmen kann, da die Trinkgewohnheiten der Chinesen weg vom Kauf teurer Weine hin zu billigeren Massenweinen, nach seiner Hoffnung aus Italien, gehen, "... die trotz allem immer noch als qualitativ hochwertig angesehen werden", sagt Maffettone und fügt an: „Einige Chinesen suchen sich immer die teuersten Weine aus, um bei der Qualität auf Nummer sicher zu gehen, aber sobald diese Verbraucher bezüglich italienischer Weine auf den Geschmack kommen, glauben sie sich in einer neuen Welt."

Nicht mehr neu ist, dass sich der Weingeschmack in China verändert hat. Nach jüngsten Erkenntnissen, veröffentlicht von der 'Northwest Agriculture & Forestry University' mit Sitz in Yangling (Provinz Shaanxi), steht fest, dass in China im vergangenen Jahr 1,94 Milliarden Weinflaschen verkauft wurden. Dies entspricht einem Plus von 5,6 Prozent im Vergleich zu 2013. Die Zahlen zeigen aber auch, dass im chinesischen Weinmarkt eine neue Ära erreicht wurde, in der es immer wichtiger wird für sein Geld einen Gegenwert zu bekommen, was das gewachsene Verständnis für den Weingeschmack wiederspiegelt und was auch der Vielfältigkeit von Rebsorten zuträglich ist.

„Vor 30 Jahren war italienischer Wein in den USA viel weniger bekannt, aber aufgrund seiner Qualität hat er inzwischen den größten Marktanteil in der größten Marktwirtschaft der Welt“, sagte Maffettone. „In China wird das gleiche passieren, wenn wir es schaffen die italienische Kultur hierher zu bringen, eine Kultur, die Wein mit gutem Essen verbindet. Wir stellen gerade Überlegungen an, italienischen Wein mit bestimmten chinesischen Gerichten zu kombinieren, und zwar auch Gerichte wie beispielsweise Szechuan-Eintopf.“

"Die zweite Trumpfkarte für Italien ist der Plan, die rund 450 heimischen Rebsorten den chinesischen Weintrinkern näher zu bringen, damit diese deren Geschmacksnuancen kennenlernen und herauszuschmecken können", sagt Maffettone. Laut Italiens führender Weinmesse Vinitaly International werden auf 90 Prozent der französischen Rebflächen nur 15 verschiedene Rebsorten angebaut und auf 90 Prozent der Rebflächen in den USA werden gerade mal acht verschiedene Rebsorten angebaut. "Im Gegensatz dazu werden auf 90 Prozent der italienischen Rebflächen 65 verschiedene Rebsorten angebaut", erläutert Simone Incontro, Geschäftsführer der Shanghaier Niederlassung der Vinitaly International. "Wenn sich also jemand langweilt und etwas Neues und Aufregendes verkosten will, kann er auf italienische Weine umsteigen."

Die Vinitaly organisierte erstmals im Jahr 2006 Präsentationen italienischer Weine auf dem chinesischen Festland, die dann ab Ende der letzten Dekade nur noch in Hongkong stattfanden. "Nun", sagt Incontro, "da der Markt auf dem Festland wächst, kehrt die Vinitaly mit Veranstaltungen in acht Städten einschließlich Chengdu und Shanghai auf das Festland zurück, wo italienische Weinproduzenten, Händler und Fachleute für ihre Branche werben können."

Zhuang Meirong, Geschäftsführerin eines Importeurs von italienischen Weinen mit der Wirkungsstätte in der Provinz Shandong, meint, dass einige ihrer Kollegen dazu übergegangen seien, australischen Wein zu verkaufen, sie aber sei dem italienischem Wein treu geblieben. „Einfach weil die Qualität gleich bleibt", erklärt Zhuang Meirong ihre Entscheidung. Die Cavit (Cantina Viticoltori del Trentino - eine Vereinigung Trentiner Weinbauern, die sich als Produzent hochwertiger italiensicher Weine versteht) hat bereits eine Niederlassung in Beijing errichtet, die von Projektmanager Fiorenzo Biscaglia geleitet wird. "Unsere Weine eignen sich sehr gut als Begleiter zu chinesischen Speisen", sagt Biscaglia. "Wir glauben wirklich an den chinesischen Markt und wollen uns hier etablieren. Wir sind zudem optimistisch, dass Wein ein Teil des Lebens in China werden wird, so wie er es in Italien ist."

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