Russland führt Mindestpreis für Weinerzeugnisse ein

05.03.2015 - arthur.wirtzfeld

RUSSLAND (Moskau) - Im Rahmen der Förderung der Traubenproduktion und hinsichtlich der Eindämmung von Weinfälschungen führt die russische Regierung einen Mindestpreis für Weinerzeugnisse ein. Das entsprechende Gesetz, vor kurzem von Ministerpräsident Dmitri Medwedew unterzeichnet, erlaubt dem Staat die Preise für russische Still- und Schaumweine beim Verkauf an den Einzelhandel zu regulieren. Bislang wird aber noch über die Höhe der Mindestpreise „debattiert“. Laut Leonid Popovich, Leiter der Union russischer Weinproduzenten, hätten die führenden Erzeuger das Gesetz begrüßt.

 

„Die Festlegung von Mindestpreisen macht die Produktion von Trauben profitabel und das auch in Regionen, wo unter widrigen Bedingungen produziert wird“, sagt Popovich. „Zudem werden dadurch Weinerzeuger in den Regionen mit günstigen klimatischen Bedingungen in der Lage sein, mehr zu verdienen.“ Die Einführung des Mindestpreises ist außerdem ein Versuch der Regierung, die Zahl der Fälschungen auf dem russischen Markt zu reduzieren. Mit ähnlichen Maßnahmen hatte die Regierung bereits in 2010 die inländische Produktion von Wodka gefördert und gleichzeitig Fälschungen des alkoholhaltigen Nationalgetränks eingedämmt.

„Der Mindestpreis für Wein wird das Geschäft mit illegalen Weinen um 25 bis 30 Prozent reduzieren, so wie es auch mit dem Wodka gelungen ist“, glaubt Vadin Drobiz, Leiter der russischen Forschungsbüros für föderale und regionale Märkte. Während die offiziellen Mindestpreise vorerst für den Zeitraum bis 2020 festgelegt werden, sollten diese nach Meinung von Popovich nicht weniger als 100 bis 110 RUB (etwa 1,40 Euro) pro Liter Stillwein und 120 bis 130 RUB (etwa 1,65 Euro) pro Liter Schaumwein betragen. „Die Produktionskosten im Inland sind oftmals höher als beispielsweise in der Ukraine oder in Asien. Ein Faktor, der ebenfalls bei der Festlegung des Mindestpreises berücksichtigt werden sollte“, meint Pavel Titov, Generaldirektor von Abrau Durso, einer der größten Weinproduzenten Russlands.

Während die Produzenten Hoffnungen hegen, wehrt sich der Einzelhandel, denn ein wesentlicher Teil dessen Weingeschäfte werden mit Preisen von nicht mehr als 100 RUB (circa 1,30 Euro) abgewickelt. Laut Angaben von Lenta, Russlands führender Einzelhandelskette, könnte bei Einführung der geplanten Mindestpreise die Nachfrage nach Wein stark rückläufig sein und zu einer Erhöhung der Popularität von Wodka und andern Spirituosen führen. „In einer Zeit der Rezession im Land sind die privaten Haushalte nicht bereit mehr für ein Produkt zu zahlen, das als Premium-Produkt angesehen wird“, lässt Lenta verlauten.

Die Maßnahmen zur Einführung eines Mindestpreises begleiten parallel das Ziel der Regierung, die Gesamtfläche der Weinberge bis zum Jahr 2010 auf 140.000 Hektar zu erhöhen. 

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