Im Rückblick - Weinherbst 2015: Burgund zwischen Frustration und Beschwingtheit

20.01.2016 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Dijon) - Auch in Burgund, wie überall in der nördlichen Hemisphäre, herrschte ein trockener, heißer Sommer. Einige Rebsorten kamen damit zurecht, andere eher weniger. Die Renditen waren durchweg gering, aber die Winzer berichten von einigen sich hervorragend entwickelnden Weinen. 

 

Die gute Nachricht: Reife rote und weiße Trauben mit teilweise ausgezeichneter Qualität wurden geerntet. Die Weine zeigen bereits Frische, gute Balance und Länge. In dem noch frühen Stadium entwickeln sich die Roten besser als die Weißen. Die schlechte Nachricht: Die Blüte war nicht optimal und durch die Hagelschäden der letzten drei Jahre im Zusammenwirken mit der Hitze dieses Sommers entwickelten sich weniger Früchte. Viele der Trauben lieferten weniger Saft, die Schalen waren dick. Und partieller Hagel gegen Ende August beschädigte Anlagen im Chablis und zwangen Erzeuger zu einer frühen Lese.

Zu den vielversprechenden Bereichen zählen die Winzer die Rebflächen von Chablis, Côte de Nuits und Côte de Beaune. Herausfordernd seien die Rebflächen im Mâcon gewesen - hier war es besonders trocken und die Reben litten demnach unter Wassermangel. Die ersten Lesen starteten schon am 27. August mit dem jungen Chardonnay, dann startete man in der ersten Septemberwoche in der Côte de Beaune und der zweiten Woche in der Côte de Nuits.

"Die Vegetationsperiode in Burgund begann mit einem milden, feuchten Winter mit gleichem Übergang in den Frühling. Die so gebildeten Wasserreserven reichten aber nicht überall aus, um die Rebanlagen über den trockenen und heißen Sommer zu versorgen", berichtet Frédéric Barnier von der Maison Louis Jadot. "Die Regenfälle im Sommer in der Côte de Beaune und der Côte de Nuits waren marginal - wenn überhaupt messbar - im Mâconnais so gut wie gleich null. Besonders stressig erlebten die jungen Reben die Hitzeperiode." Dennoch berichten die meisten Winzer von reifen, gesunden Trauben - jedenfalls von denen, die diese Periode überstanden hatten. "An den Sortiertischen war nicht viel zu tun", meint Barnier.

Die unterschiedlichen Bedingungen in den Weinbergen Burgunds und die unterschiedlichen Renditen erschwerten den Winzern eine klare Aussage über die Ernte 2015. Fragt man die Winzer nach einer Einschätzung des Jahrgangs, wenden sich ein Teil von Ihnen frustriert ab, andere frohlocken. Ein Tenor ist denn doch zu vernehmen: "Die Trauben, die wir in den Keller bringen konnten, hatten eine schöne Reife, der Zuckerspiegel war nicht übertrieben. Die Weine entwickeln sich mit einem guten Alkoholgehalt und zeigen schon Ausgewogenheit."

"Ein Vergleich dieses Jahrgangs zu anderen Jahrgängen ist schwer zu ziehen. Vielleicht könnte man 2015 mit einzelnen Merkmalen mit den Jahrgängen 2003, 2005 und 2009 vergleichen, aber nicht wirklich", meint Barnier. "Allerdings ist eines klar, wir haben schöne Weine in den Fässern, mit ebenso schöner Farbe und sie entwickeln sich sehr gut. Das ist doch eine gute Nachricht."