Weininvestment Premier Cru in argen Nöten

12.01.2016 - arthur.wirtzfeld

USA (Kalifornien) - Nach Jahren verzögerter Weinlieferung sieht die im kalifornischen Berkeley ansässige Premier Cru einer Klagewelle entgegen. Premium Cru ist eines dieser Investment- und Handelsunternehmen der Weinbranche, deren Kunden vornehmlich in Weine investieren. Der Ruf dieses in 1980 gegründeten Unternehmens begründet sich vor allem durch das Angebot an internationalen Top-Weinen zu niedrigeren Preisen im Vergleich zur Konkurrenz. Auf der Webseite der Premier Cru sind knapp 150 lagernde Weine aufgelistet, die meisten von diesen sind unter 25 US-Dollar ausgepreist. Die überwiegende Mehrzahl des Angebotes von Premier Cru - rund 1360 Weine - sind nur als "En Primeur" zu bestellen, gezahlt werden muss aber sofort bei Bestellung.

 

Mittlerweile häufen sich die Beshwerden verärgerter Kunden - elf von ihnen haben jüngst bei Staats- und Bundesgerichten in den USA Klage eingereicht. Alle Kläger behaupten, dass es Premier Cru versäumt habe, trotz rechtzeitiger Zahlung der Kaufpreise, bisher die Weine zu liefern. Die Schadensumme der Kläger beträgt mehr als drei Millionen US-Dollar. "Diese Klagen sind nur die Spitze des Eisbergs. Ich kenne eine ganze Reihe von Leuten, die bei Premier Cru investiert haben und jetzt der Meinung sind, dass eine teure Klage nichts bringt, weil sie einen Konkurs fürchten und somit leer ausgehen könnten", wird Daniel Posner, Präsident des Verbands nationaler Weinhändler und Eigner des Weinhauses Wine Company mit Sitz in New York zitiert.

Konkurrenten von Premier Cru glauben, dass die über Jahre reduzierten Erträge und unglücklichen Kampagnen der Güter aus Bordeaux letztlich Premier Cru in eine missliche Lage gebracht haben könnten. Außerdem wird in der Weinbranche vermutet, dass Premier Cru dem Ansturm asiatischer Kunden, verstärkt zu Anfang dieser Dekade, nicht gewachsen war. Que Ma aus dem chinesischen Shenzen ist einer der Kläger. Nachdem er im Jahr 2009 ingesamt 514 Flaschen des Jahrgangs 2008 En-Primeur aus Bordeaux für rund 153.000 US-Dollar gekauft hatte und bis Ende 2015 keine Lieferung erhielt, war seine Geduld am Ende. Auch Chun Yu ist einer der offensichtlich geprellten Kunden von Premier Cru. Vier Jahre nach seiner Bestellung forderte er nun sein Geld zurück. Er erhielt im März vergangenen Jahres ein Scheck von John Fox, Miteigentümer von Premier Cru, mit der Maßgabe, mit der Einlösung noch einen Monat zu warten. Als Yu den Scheck in Höhe von 289.000 US-Dollar dann einlösen wollte, musste er feststellen, dass dieser nicht gedeckt war. Mit diesem Problem ist Yu nicht allein. Drei weiteren Kunden hatte Fox im Laufe des letzten Jahres Schecks in einer Gesamthöhe von 731.500 US-Dollar ausgestellt - diese Schecks waren alle nicht gedeckt.

Ein weiterer Kläger ist der Chinese Bo Feng. Seine Klage beziffert er auf 660.500 US Dollar für bisher nicht gelieferte Weine. Auf Mahnungen hatte Premier Cru nicht reagiert. "Kunden, die es versäumen Klage bei Gericht einzureichen, werden möglicherweise leer ausgehen. Ihnen bleibt nur der Weg der Beschwerde bei der Staatsanwaltschaft", wird Bo Fengs Anwalt, Erik Babcock, zitiert. "Selbst wenn sich Premier Cru angesichts der Klagen in den Konkurs retten will, so könnten diese Kunden die Eigentümer belangen, wenn die Gerichte feststellen, dass Fox und die anderen Firmeninhaber fahrlässig oder kriminell gehandelt haben sollten. Aber die Wartezeit auf diese unsichere Zurückführung der Investitionen kann weit höher ausfallen, als die bisherige Wartezeit auf die Lieferung der Weine."

Die finanziellen Probleme bei Premier Cru stapeln sich. Wie regionale Medien berichten, schulde das Unternehmen der Finanzbehörde eine Grundsteuer in Höhe von 130.000 Dollar. "Der Wert des Shops, die Immobilie und das dazugehörende Grundstück wird auf 6,8 Millionen US-Dollar taxiert. Angesichts der Klagen und Kosten, die nun auf Premier Cru zukommen, ist eine Insolvenz abzusehen", wird Babcock zitiert. "Das wirkliche Verbrechen in meinen Augen ist, dass eine große Zahl von Weinliebhabern und Investoren Premier Cru mit einer enormen Menge an Geld ausgestattet haben, das womöglich für fremde Zwecke verwendet worden ist."

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