Griechenland: Qualitativ gut unterwegs

Rebfläche

etwa 80 000 Hektar

Produktion

rund 2,5 bis 3 Millionen Hektoliter

Top 3-Traubensorten

Assirtiko, Agiorgitiko, Xynomavro

Weinart

eigenständige Weissweine, fruchtbetonte, elegante rote und eigenständige, nach Tomate und Paprika duftende Rotweine

Die wirtschaftlichen Probleme von Griechenland beschäftigen seit einigen Jahren die Europäische Union. Würde in Hellas alles so funktionieren wie der Weinbau, hätte das Land vermutlich keine Sorgen. Denn hier hat sich in den letzten 30 Jahren einiges getan. Noch Mitte der 80er Jahre waren nur einige grosse Kellereien in Sachen Qualität unterwegs. Die vom Staat geförderten Genossenschaften konnten keine Akzente setzen. Aber seitdem hat eine Reihe neuer Betriebe Gas gegeben. Einige von ihnen sind wieder vom Markt verschwunden oder in der Bedeutungslosigkeit gelandet, aber andere sind sehr gut unterwegs. Im thrakischen Norden ist innerhalb weniger Jahre im Grossraum Drama praktisch ein neues Weinbaugebiet mit ambitionierten Weingütern entstanden, ebenso in Maronia nahe der Grenze zur Türkei. Ein Plus der Griechen sind die diversen autochthonen Sorten, mit denen man sich auch international profilieren kann. Sorgen bereitet dem griechischen Weinbau aktuell die mit sehr viel bürokratischen Hürden verbundene, seit 1. Januar 2016 eingeführte Weinsteuer.

Geschichte

Bereits vor rund 4000 Jahren wurde auf der Insel Kreta Wein erzeugt. Später gelangte der Rebbau auf das Festland. Per Schiff kam die Kunde vom Rebbau nach Südfrankreich – weshalb Griechenland gern als «Mutterland der europäischen Weinkultur» bezeichnet wird. Sehr früh kümmerte man sich um die Qualität. So gab es bereits vor 2400 Jahren auf der Ägäis-Insel Thasos ein strenges Weingesetz über den Handel und die Kennzeichnung von Amphoren. Der Weinbau behielt auch seinen guten Stellenwert, als die Römer und die Byzantiner das Sagen hatten. Erst als die Türken im 15. Jahrhundert Griechenland eroberten, kam der Weinbau vier Jahrhunderte lang fast zum Erliegen. Als die Türken im 19. Jahrhundert nach und nach vertrieben wurden, konnte wieder Rebbau im grösseren Umfang betrieben werden. Aber mit der Qualität ging es erst nach dem Ende der Militärdiktatur 1974 langsam aufwärts. Der EU-Beitritt 1981 brachte Schwung ins Geschehen. In vielen Häusern konnte die Kellertechnik auf Vordermann gebracht werden. International ausgebildete Önologen bekamen Einfluss. Heute hat der Weinbau teilweise einen sehr hohen Standard – was aber international weniger bekannt ist. Das aktuelle Weingesetz orientiert sich stark am französischen Vorbild.

Regionen

Rund 20 Regionen geniessen den AOC-Status nach dem Vorbild Frankreichs. Am bekanntesten sind wohl Nemea und Mantinia (Peloponnes), Naoussa, Amynteon und Goumenissa (Makedonien) sowie der Berg Athos. Unter den Inseln gilt Santorin als hervorragend. Samos ist ein Geheimtipp für hochkarätige Süssweine. Kreta hat sich in den letzten Jahren ausgezeichnet entwickelt.

Weine

Viele Konsumenten setzen griechischen Wein mit dem geharzten, gewöhnungsbedürftigen Retsina gleich. Der aber hat nur einige Prozent Marktanteil und steht nicht mal auf vielen Gastro-Karten unter «Wein». Die Qualität der Normalweine hat deutlich zugenommen, obwohl immer noch viele Einfachweine, für den Export oft in süsser Version, erzeugt werden. Spannend ist die Entwicklung bei alten autochthonen Sorten, die langsam wiederentdeckt werden. Bestes Beispiel dafür ist die feinaromatische, elegante Weissweinsorte Malagousia.