Moldawien: Suche nach neuen Märkten

Rebfläche

70 000 Hektar

Produktion

1,2 bis 1,5 Millionen Hektoliter

Top 3-Traubensorten

Chardonnay, Cabernet Sauvignon, Merlot

Weinart

meist gehaltvoll, betont herb, gelegentlich bei Rotweinen etwas rustikal, aber auch tiefgründig

Wie einige andere Staaten der UdSSR hatte sich Moldawien (Moldau) 1991 für unabhängig erklärt. Wirtschaftliche Schwierigkeiten waren die Folge und 2006 der unrühmliche Titel «ärmstes Land Europas». Der Weinbau bekam im gleichen Jahr grosse Schwierigkeiten, weil der wichtige Abnehmer Russland ein Importverbot für Weine aus Moldawien (und Georgien) verhängte. Aber bei der Suche nach neuen Märkten war man recht erfolgreich. Inzwischen sind rund 120 Betriebe aktiv, darunter auch etliche kleine Weingüter. Internationale Fördermassnahmen (zum Beispiel von der Weltbank) zeigten positive Wirkung. Einige Önologen sind im Ausland ausgebildet und bringen Schwung in die Kellerwirtschaft. Eine Besonderheit ist der riesige, sogar mit einem Auto befahrbare Weinkeller des Staatsbetriebes Cricova, in dem die Weinsammlung von Hermann Göring aufbewahrt wird und wo in einer besonderen Abteilung durchaus passabler Sekt erzeugt wird.

Geschichte

Die Weingeschichte Moldawiens begann vor nahezu 5000 Jahren, wie Funde von Traubenkernen beweisen. Durch einen Kulturaustausch mit den Römern gab es nennenswerten Weinbau. Aber eine Invasion der Hunnen anno 376 nach Christus sorgte dafür, dass weite Teile der Landwirtschaft über einen langen Zeitraum zerstört waren. Im 13. Jahrhundert sorgten die Fürsten von Moldau und die Bojaren allmählich für einen neuen Aufschwung. Bald darauf wurde Wein sogar nach Polen und Moskau geliefert. Das für den Wein verhängnisvolle türkisch-osmanische Imperium zwischen dem 16. und frühen 19. Jahrhundert war ein herber Rückschlag. Nach 1812, als die Truppen von Zar Alexander I. das damalige Bessarabien erobert hatten, blühte das Pflänzchen Wein erneut auf. Die Kirche verlangte nach Messwein. Und Einwanderer aus dem südwestdeutschen Raum sorgten für einen Aufschwung im Rebbau. Jahrzehnte später gab es den bekannten Negru de Purcari sogar am Englischen Hof. Die Reblaus sorgte Anfang des 20. Jahrhunderts für gewaltige Probleme. In der kommunistischen Zeit war Moldawien mit weit über 200 000 Hektar Rebfläche ein wichtiger Lieferant für die gesamte Sowjetunion. Durch Gorbatschows Massnahmen gegen die Trunksucht ab 1985 verlor der Weinbau aber deutlich an Boden. Erst mit der Selbstständigkeit ab 1991 ging es wieder aufwärts. Inzwischen gibt es einige Dutzend ambitionierte, qualitativ aber sehr unterschiedliche Kellereien und sogar einen Kleinwinzerverband. Die Bedeutung des Weinbaus für die Wirtschaft des kleinen Landes wird durch einen «Nationalen Weintag» (2. Sonntag im Oktober) unterstrichen.

Geographie

Moldawien wird von Rumänien und der Ukraine eingerahmt. Das Land liegt auf dem gleichen Breitengrad wie die Bourgogne und Österreich (45 bis 48 Grad). Die Sommer sind lang und warm, die Winter relativ kurz und mild.

Regionen

Es gibt vier offizielle Weinregionen: Bӑlƫi im Norden (wenig Fläche), etwas südlicher Codru mit der Hauptstadt Chişinau (60 Prozent der Rebfläche), den schmalen Landzipfel Purcari im Südosten (Heimat der bekannten roten Cuvée Negru de Purcari) und das besonders fruchtbare Cahul im Süden.

Weine

Die Weine können sehr gehaltvoll ausfallen. Weisse Sorten sind dominierend, die Süssweine können sehr interessant sein. Internationale Sorten dominieren im Sortiment.