Slowakei: Weitgehend unbekanntes Potenzial

Rebfläche

etwa 20 000 Hektar

Produktion

rund 500 000 Hektoliter

Top 3-Traubensorten

Welschriesling, Grüner Veltliner, Blaufränkisch

Weinart

Meist – von Ausnahmen wie Château Bela abgesehen – korrekte Weissweine von klassischen Sorten, trocken und fruchtig ausgebaut, solide Rotweine und edelsüsse Weissweine aus der Tokajer-Region im Südosten. Zuwachs bekommen allmählich eigenständige slowakische Züchtungen wie Devin und Alibernet.

Erst seit 1993 ist die Slowakei ein selbstständiger Staat mit 49 000 Quadratkilometer Fläche, knapp 5,4 Millionen Einwohnern und gleich fünf Nachbarn (Österreich, Tschechien, Polen, Ungarn und die Ukraine). Die Hauptstadt Bratislava ist nur unweit von der österreichischen Grenze und Wien entfernt. Die Weinproduktion konzentriert sich auf einen 50 bis 60 Kilometer breiten Streifen entlang der südlichen und südwestlichen Grenze. Private Weingüter sind relativ selten, aber doch in den letzten Jahren im Kommen. Das wohl berühmteste Haus, Château Bela im Südosten nahe der Grenze zu Ungarn, demonstriert seit 15 Jahren, welches Potenzial im slowakischen Boden steckt. Denn hier paktiert der Saar-Riesling-Baron Egon Müller mit einem einheimischen Partner und der früheren Eigentümerfamilie, die einst enteignet wurde, aber den Betrieb wiederbeleben konnte.

Geschichte

Vermutlich begannen die Kelten hier bereits mit Weinbau. Später übernahmen die Römer. Archäologische Funde von Winzermessern werden in das 7. Jahrhundert datiert. Durch den Tatareneinfall anno 1241 wurden viele Rebberge zerstört. Deutsche und italienische Siedler sorgten für einen Wiederaufbau. Ende des 19. Jahrhunderts verursachte die Reblaus gewaltige Schäden. Aber die Weinbauern, bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Bürger der Donaumonarchie mit Zugriff auf Fachwissen zum Beispiel aus Klosterneuburg, liessen nicht locker. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gab es noch etwa 12 000 Hektar Rebfläche. In der kommunistischen Ära wurde die Fläche mehr als verdoppelt. Inzwischen wurden einige Tausend Hektar aufgegeben bzw. sind noch nicht wieder im Ertrag. Derzeit sucht der slowakische Weinbau nach einer eigenen Identität. Aber in den letzten Jahren ist durch frisches Investment einiges vorangegangen.

Geografie

Etwa 80 Prozent der Weingärten befinden sich in der westlichen Slowakei, circa 13 Prozent in der mittelslowakischen Region, der Rest befindet sich im östlichen Teil der Republik. Hier wächst auch – den Ungarn zum Trotz – der slowakische Tokajer. Dafür haben die Slowaken seit 2003 den Segen der europäischen Weingesetzgebung.

Regionen

Der Rebbau verteilt sich auf sechs Weinregionen, die wiederum eine Reihe verschiedener Bereiche haben. Das sind die Kleinen Karpaten nördlich von Bratislava, dann Nitra südöstlich der Hauptstadt, die Ostslowakei (vornehmlich um die Stadt Kosice), die Südslowakei im Stromgebiet der Donau, die Zentralslowakei im Süden und die kleinste Region Tokaj südlich von Trebisov, die landschaftlich und weinbaulich mit der gleichnamigen und berühmteren ungarischen Region zusammenhängt, aber durch eine Grenze getrennt ist.

Weine

Früher machten die Weissweine 90 Prozent der Produktion aus, oft handelte es sich um ein Sortengemisch. Heute entfallen nur noch 70 Prozent der Erträge auf Weisswein. Nicht unbedeutend ist die Sektproduktion.