Travel like a Pro

48 h in Salzburg

Text: Christian Eder, Fotos: shutterstock.com / Sabine Jackson

Auch wenn sich in virusfreien Jahren Millionen Touristen durch die Getreidegasse und Mozarts Geburtshaus wälzen: Salzburg war und ist nicht nur für Lonely Planet und Alexander von Humboldt eine der schönsten Städte der Welt. Zum hundertjährigen Jubiläum der Salzburger Festspiele lohnt ein Besuch besonders.

Die Salzburger Festspiele feiern 2020 ihren hundertsten Geburtstag. Nach dem Ersten Weltkrieg als Hilfe für not-leidende Künstler gegründet, sind die Sommer-festspiele – die im Juli und August stattfinden – heute eines der bedeutendsten Musik- und Bühnenfestivals der Welt. Das wird zum Jubiläum gebührend gefeiert (Restkarten und Infos unter www.salzburgerfestspiele.at).

Doch Salzburg ist das ganze Jahr über eng mit der Musik verknüpft. Wolfgang Amadeus Mozart, der berühmteste Sohn der Stadt, ist allgegenwärtig: Vom vielfotografierten Denkmal über sein Geburts- und Wohnhaus bis zu den Gräbern seiner Familie, er wird zu Schokoladenkugeln und Marzipantalern gegossen und als Likör in Flaschen gefüllt. Nah an seine Bedeutung kommt nur «Sound of Music»: Die Melodien aus dem Musical über die Geschichte der Familie Trapp, die dem Dritten Reich in Richtung Amerika entfloh, kann in Amerika und Asien fast jedes Kind nachsingen. Natürlich gibt es noch ein zeitgemässeres Salzburg: Das ist die umtriebige österreichische Landeshauptstadt mit fast 160 000 Einwohnern, die mit einem genussvollen barocken und doch stylischen Lebensgefühl aufwarten kann, wie man es sonst nur in Italien findet. Neben Wien wird in Österreich nur Salzburg mit Michelin-Sternen bedacht: Kreative Köpfe wie Andreas Senn und Andreas Kaiblinger sorgen in ihren Restaurants für neue Ideen abseits von Tafelspitz oder Salzburger Nockerln (einer süssen Zuckerschaumspezialität, die den Salzburger Hausbergen nachempfunden ist). Auch in Wirtshäusern und Bistros geht internationales Flair eine inspirierende Kombination mit Regionalität ein – dafür sorgen auch hochwertige Spezialitäten aus der Seen- und Gebirgslandschaft des Salzburger Landes.

Dieser Mix aus grosser Welt und österreichischer Provinz ist das, was Salzburg bis heute so einzigartig macht – mit den Festspielen als schnurrendem Motor. Erich Kästner schrieb in «Der kleine Grenzverkehr» darüber: «Die Festspiele sind vorüber. Die meisten Fremden sind abgereist. Salzburg sinkt langsam in seinen Dornröschenschlaf, der elf Monate dauern wird. So lange gehört Salzburg den Salzburgern; dann vermieten sie es von Neuem.»

Tag 1

9 h Kipferl am MorgenCoffee to go ist hier ein No-Go1

Das Café Tomaselli am Alten Markt neben der Residenz ist das älteste noch betriebene «Wiener» Kaffeehaus in Österreich. Die Geschichte des Etablissements reicht bis ins Jahr 1700 zurück, seit 1852 ist es im Besitz der Familie Tomaselli. Selbstverständlich ist auch hier eine Tasse Kaffee der Begleiter für ein süsses Frühstück mit Kipferln und Marmelade vor dem Besuch von Dom und Festung. Die Spezialität ist allerdings die cremig-luftige Tomaselli-Torte, die von der Kuchendame am Tisch serviert wird.

Café Tomaselli
Alter Markt 9
Tel. +43 (0) 662 844 48 80
www.tomaselli.at

10.30 h Wolferls Kugeln2

Gleich gegenüber vom Tomaselli wurde die «Original Salzburger Mozartkugel» erfunden: Hergestellt wird sie seit dem Jahr 1890 per Hand – als süsse Reminiszenz an das Mozart-jahr 1891. 3,5 Millionen Stück dieser einzigen geschützten «Original Salzburger Mozartku-gel» sind es, die pro Jahr die mittelalterlichen Mauern der Konditorei verlassen. Die Zutaten sind alle handverlesen, von den Pistazien aus Sizilien für den Marzipankern bis zur dunklen Schokolade, die ihn nebst Nougat umhüllt.

Konditorei Fürst Brodgasse 13Tel.
+43 (0) 662 84 37 59
www.original-mozartkugel.com

12.30 h Schnitzel und Bier Auch die Mozartstädter haben eines3

Ein Schnitzel, in diesem Fall als «Salzburger Schnitzel» mit Schinken und Pilzen gefüllt. Kredenzt wird es in der holzvertäfelten Stube eines der letzten traditionellen Gasthäuser der Altstadt, das allerdings nur wissende Touristen finden. Ansonsten treffen sich hier vor allem Einheimische, die am Stammtisch ein «Seidel» (ein kleines Bier) der Salzburger Brauerei Stiegl geniessen.

Gasthaus Zum Wilden MannGetreidegasse 20
Tel. +43 (0) 662 84 17 87
www.wildermann.co.at

15 h Regenschutz4

Der nächste Schnürlregen – eine Salzburger Spezialität, in der Regen so fällt, wie er heisst – kommt bestimmt, selbst im August. Deshalb stellt die Schirmmanufaktur Kirchtag seit mehr als hundert Jahren Schirme her: Dafür werden über Dampf gebogene Stöcke mit einem Gestänge versehen, das Tuch von Hand zugeschnitten und vernäht. Perfekt als Mitbringsel und Accessoire zum wärmenden Lodenmantel, dem wichtigsten Kleidungs-stück der Salzburger für kühle Herbsttage.

Schirmmanufaktur KirchtagGetreidegasse 22
Tel. +43 (0) 662 84 13 10
www.kirchtag.com

16 h Trinkstube5

Die auf den ersten Blick winzige und sich auf den zweiten langsam zu einem veritablen Wein- und Spirituosenshop erweiternde Sporer Likör- und Punschmanufaktur ist ein Relikt der Salzburger Trinkstuben, von denen es einst viele gab. Umringt von Gleichgesinnten kann man die Kreszenzen nämlich hier nicht nur käuflich erwerben, sondern dan-kenswerterweise gleich glasweise verkosten. Hervorragend der eigene Vermouth und die verwegenen Schnäpse und Gins des Salzbur-ger Destillateurs Siegfried Herzog.

Sporer Likör- und PunschmanufakturGetreidegasse 39
Tel. +43 (0) 662 84 54 31
www.sporer.at

19 h Aus einem Guss6

Einer, der ausgetretene Pfade verlässt und ständig neue Kompositionen ertüftelt, ist der Tiroler Andreas Senn. Das hat ihm für sein postindustrielles Restaurant in den Backsteinhallen einer alten Giesserei schon zwei Michelin-Sterne eingebracht. Fisch und Fleisch aus der Umgebung werden dabei durch internationale Spitzenprodukte ergänzt: legendär sein Black Cod mit Miso, wildem Brokkoli und Dashi-Sud oder seine Variationen der Gänseleber bis hin zum Eis mit Malzcrumble. Auf der Weinkarte ist viel Österreichisches, aber auch der Rest der Welt zu finden. Aber Achtung: Nicht nur zur Festspielzeit ist das Lokal über Wochen hinweg ausgebucht.

SENNS.Restaurant Söllheimer Str. 16
Tel. +43 (0) 664 454 02 32
www.senns.restaurant

Tag 2

9 h Early Bird7

Zum Espresso kommt ein Fragebogen auf den Tisch: Zusammenstellen kann man sich die Ingredienzien fürs opulente Langschläfer-frühstück – bis hin zur selbstgemachten Haselnusscreme – mit einer Speisekarte zum Ausfüllen. Nach dem Frühstücksende um 13 Uhr gibt’s dann aber auch andere kleine Speisen, wie den hervorragenden selbst-gemachten Flammkuchen, das alles in Kom-bination mit österreichischen Weinen. Im Sommer lockt ein kleiner Garten im ruhigen Innenhof, am Abend verwandelt sich das Glüxfall in eine Cocktailbar.

Café Bar GlüxfallFranz-Josef-Kai 11
Tel. +43 (0) 662 26 50 17
www.gluexfall.at

10.30 h Man(n) trägt Fisch8

Tracht heisst in Salzburg Gössl und ihr Flag-ship-Store befindet sich im Gwandhaus im Stadtteil Morzg. Das ehemalige Schloss liegt in einem kleinen Park und beherbergt neben dem Geschäft auch ein Museum, in dem man die Geschichte der Tracht nachverfolgen kann, der Fertigung der Trachten für Mann und Frau kann man von der Besuchergalerie aus beiwohnen. Neuester Schrei für den modebewussten Lederhosenträger: eine hirschlederne Kniebundhose, mit der Haut einer Regenbogenforelle bezogen.

Gössl im GwandhausMorzger Str. 31
Tel. +43 (0) 662 46 96 66 00
www.gwandhaus.com

12 h Geflügelter Stier9

Ein Besuch im kulinarischen Reich des Roten Bullen am Flughafen ist Pflicht: Es muss nicht immer das Restaurant Ikarus im gläsernen Turm sein, das für seine monatlich wechseln-den Spitzenköche bekannt ist. Auch in der Outdoor-Lounge kann man mit Blick auf das Rollfeld nach einem Aperitif einen Wrap, Salat oder Palatschinken geniessen, bevor man die Boliden von Red-Bull-Racing und die fliegenden Kisten der Red-Bull-Flying-Bulls im Hangar begutachtet. In der Mayday Bar und in der Threesixty Bar gibt es dann bis spätnachts Cocktails.

Hangar 7 Wilhelm-Spazier-Str. 7A
Tel. +43 (0) 662 219 70
www.hangar-7.com

 

16 h Fast Food10

Nach einem Spaziergang durch den Fest-spielbezirk sorgt ein Zwischenstopp in Salz-burgs beliebtestem Fastfoodrestaurant für frische Kräfte: dem Balkan Grill im engen Durchgang zwischen Getreidegasse und Universitätsplatz. Hier liegt der Geburtsort des «Original Bosna» – einer nach altem Geheimrezept hergestellten und deftig gewürzten Bratwurstspezialität, in einem Weissbrot serviert. Kredenzt wird sie durch eine Luke mit Dosenbier oder -limo, und sie wird vor Ort verzehrt.

Balkan Grill Walter
Durchgang Getreidegasse/Universitätsplatz

17 h Sundowner11

Der beste Platz für den Sonnenuntergang ist die Dachterrasse des Hotels Stein über dem rechten Salzachufer: Hier schweift der Blick über die Kuppeln und Dächer der Salzburger Altstadt mit der trutzigen Festung Hohen-salzburg darüber. Dazu passt ein Spritz mit Aperol oder Campari ebenso wie ein Mojito oder Americano. Im neuen Bistro werden seit April Speisen aus der Küche von Andreas Senn (SENNS.Restaurant)

serviert. Hotel Stein / Rooftop
Giselakai 3Tel. +43 (0) 662 874 34 60
www.hotelstein.at

19 h Dinner mit Punch12

Gleich neben dem Landeskrankenhaus im Stadtteil Mülln kredenzt der begeisterte Boxer Andreas Kaiblinger eine kreative Küche abseits der Moden. Altausseer Saiblinge oder Reinanken findet man auf der Karte ebenso wie Taube und Wild. Für die passende Wein-begleitung sorgt Kaiblingers Gattin (und Sommelière) Andrea. Besonders empfehlens-wert: Kalbsbrust und Kalbsbries mit Nüssen, Zimt und Apfel zu einem Glas Naturwein von Judith Beck, der Biodynamikerin aus dem Burgenland.

EsszimmerMüllner Hauptstr. 33Tel.
+43 (0) 662 87 08 99
www.esszimmer.com

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