Kochen und essen zu Weinen aus dem Napa Valley, USA

Napa Valley: Tomaten, Pfirsiche, Barbecue und so viel mehr!

Text: Ursula Heinzelmann, Foto: gettyimages/Shocking07

Napa Valley ist nicht einfach nur ein Tal, eine Autostunde nördlich von San Francisco liegend, keine 50 Kilometer lang und kaum acht Kilometer breit – nein, Napa Valley ist eine Welt für sich, und diese Welt, mit ihrer ungeheuren Vielfalt an Böden und Ökozonen, ist ganz vom Wein bestimmt. 

Ganze vier Prozent des kalifornischen Weins wachsen hier, und doch liegt in diesem Tal das Epizentrum von Wein-Amerika. Denn unter dem Einfluss der natürlichen «Klimaanlage» des allnächtlich vom Pazifik hereinfliessenden kühlen Nebels und der Bergkette der Vaca Mountains im Osten, die die Lage vor dem heissen Wüstenklima abschirmt, bietet das Napa Valley den Reben ein ganz eigenes Biotop. Noch besser: Durch den Wein hat sich Napa Valley zu einem kulinarischen Gesamtkunstwerk entwickelt. Aus ganz Kalifornien und darüber hinaus kommt hier der Reichtum der Gärten und Felder der Westküste Amerikas auf dem Teller zusammen, lässt sich Fusion Food in seiner schönsten Form erleben. Kein Wunder, dass Napa Valley nicht nur für amerikanische Weinliebhaber eine Art Heiligen Gral darstellt. Von Sternerestaurants, die sich als bescheidene Holzhütten tarnen, über sehr entspannte Farm-to-Table-Adressen bis hin zu Spitzen-Burger-Joints, so vielfältig wie die Böden und das Klima sind auch die Wein- und Essenserlebnisse im Napa Valley, frisch und voller Lebenslust, von vielen Strömungen und Kulturen inspiriert.

Das war nicht immer so und hat immer wieder Visionen und Mut erfordert. Noch bevor Kalifornien 1850 zu den USA stiess, wurden 1838/39 im Napa Valley die ersten Reben gepflanzt. Zehn Jahre später lockte der Goldrausch immer mehr Europäer an, 1861 entstand die erste professionelle Weinkellerei, und 1889 waren die Weinberge auf beinahe 6500 Hektar angewachsen, gab es bereits die heutige Mischung von Qualität und Charakter im Glas und für interessierte Verkoster weit geöffnete Kellertüren. Alles schien rosig – bis die Reblaus von Osten kommend auch das Tal am Pazifik erreichte. 1900 gab es noch ganze 800 Hektar Reben. Doch damit nicht genug: Erdbeben, Weltkriege, Prohibition und Wirtschaftskrise sorgten für denkbar schwierige Bedingungen. Erst in den 30ern ging es langsam wieder bergauf, wurden wieder Reben gepflanzt und Kellereien neu gegründet oder mit neuem Leben erfüllt.

Bis in die 1970er Jahre blieb der Weinbau jedoch ein Wirtschaftszweig neben vielen anderen, profitierten neben den Reben auch Tomaten und Oliven, Zitrus- und Pfirsichbäume von dem mediterranen Klima, standen Rinder auf grünen Weiden, gab es in der Nähe Werften und andere Unternehmen. Dann eroberte der Wein zunehmend die Poleposition, nicht zuletzt durch das legendäre Paris Tasting 1975, bei dem zwei Napa-Valley-Weine über französische Spitzengewächse siegten. Heute dreht sich nahezu alles um Reben und Trauben, Weingüter und Winzer, gehört das kleine Tal im Norden von San Francisco doch zu Kaliforniens beliebtesten Reisezielen. Was sich auch zuhause, am eigenen Tisch, nachvollziehen lässt: Der Wein bringt ein Stück Napa Valley ins Glas und verträgt sich bestens mit unkomplizierter, frischer, schmackiger Küche – probieren Sie es aus.

Napa Valley ist aber auch...

Von den geographischen Ausmassen her mag es übersichtlich erscheinen dieses Tal, doch welch eine Fülle an eleganten, ausdrucksvollen Weinen unterschiedlichster Stile wächst hier! Über 40 verschiedene Rebsorten hat das Napa Valley zu bieten.

Neben Sauvignon Blanc gibt es Chardonnay und entsprechende Schaumweine im kühlen südlichen Teil wie etwa Carneros, während sich im wärmeren Norden Zinfandel, Syrah oder Sangiovese zum Cabernet Sauvignon gesellen. Man findet sie zum Teil an nahezu unbekannten Adressen, wie etwa hoch oben und versteckt in Spring Mountain östlich von St. Helena, wo die Weine auf beinahe mysteriöse Weise Eleganz und Ursprünglichkeit verbinden.

Ganz hinten im Tal bei Calistoga sind die Böden hingegen von den Anschwemmungen des Napa River geprägt und die Weine von einer herben Erdigkeit, als brächten sie eine Ahnung von Wildwest-Vergangenheit ins Glas.

Unweit nördlich von St. Helena am Howell Mountain wiederum entstehen weltgewandte Bergweine, deren beträchtliche Ausmasse höchstens zu erahnen sind, so geschliffen fliessen sie die Kehle hinunter.

Neben den bereits genannten Sorten verdient auch der Cabernet Franc besondere Beachtung, der sich in der letzten Zeit aus seiner alten Rolle als Verschnittpartner für Cabernet Sauvignon und Merlot zunehmend löst, da er sehr viel besser mit den auch im Napa Valley zu bemerkenden klimatischen Veränderungen zurechtkommt. Häufig wirkt er etwas transparenter und ziselierter.

Und schliesslich ist da die Petite Syrah, ein alter französischer Import, eine natürliche Kreuzung mit dem Syrah als einem Elternteil: nicht häufig anzutreffen, aber die Mühe des Suchens wert, weil diese Weine so grossartig dunkel und dicht und schokoladig und dabei doch ganz von schwarzen Früchten und herben Gerbstoffen bestimmt sein können… es gibt so viel zu entdecken.

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