Wine Competition Best of Portugal

Bekannt für Tintos, Alentejo & Co. - doch auch Portugals Weissweine können was!

Text: Miguel Zamorano, Foto: gettyimages / ah_fotobox

Portugal ist ganz klar ein Rotwein-Land. So lautet ein gängiges Klischee. Auch wenn die Tintos aus Douro, Alentejo & Co. hervorragend und bekannt sind, stellen wir nach der Verkostung von 400 Weinen zur Competition Best of Portugal fest: Auch die Weissweine haben das Potenzial zu überraschen. Und wie.

Über das Weinland Portugal ist vieles bekannt. Etwa, dass die legendäre Douro-Region seit 1756 als weltweit erstes abgegrenztes Weinbaugebiet gilt und dass dieser Hotspot für gespriteten Wein seit knapp 30 Jahren auch stille Rotweine erster Güte hervorbringt. Und dass der spritzige weisse Vinho Verde seit eh und je der perfekte Begleiter auf der Terrasse ist, auch dort, wo die Sonne eher selten hinter den Wolken hervorkriecht, etwa im Hamburger Portugieserviertel.

Nach der Verkostung von knapp 400 Weinen, die bei der Competition Best of Portugal auf den Tisch kamen, sind wir um weitere Erkenntnisse schlauer geworden. Etwa, dass spannender Weisswein fast überall in Portugal zu finden ist. Und zwar mit subtiler Aromatik, gesegnet mit einer schlanken und saftigen Struktur, angetrieben von einer Trinkanimation, die man zunächst so nicht auf der Iberischen Halbinsel vermuten würde. Verantwortlich für dieses Weinabenteuer sind mitunter die autochthonen Rebsorten, von denen Portugal eine Menge hat (siehe Kasten rechts). Aber auch die geografische Lage spielt Portugals Weinmachern in die Hände: Vom Westen her sorgen die Atlantik-Winde für Abkühlung, an der Küste regnet es viel und im Landesinneren begünstigen hohe Lagen den Weinbau. Warme Sommer und regenreiche Winter werden im Osten und Süden extremer: Dort wird das maritime Klima von grossen Temperaturunterschieden geprägt.

Mendes' Weisse und Rote belegen die vordersten Plätze

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist praktisch in allen Regionen Portugals Weinbau möglich. Im Norden des Landes entsteht der Kassenschlager Vinho Verde. Der Weinmacher Anselmo Mendes sticht hier besonders hervor. Dass Alvarinho mit delikater Komplexität gekeltert werden kann, das beweist eindrucksvoll Mendes’ Parcela Única 2019 in der Kategorie «Weiss und Reinsortig». Der oft gelobte, leider selten verkostete rote Vinho Verde wird dagegen von seinem Alvarelhão Pardusco Private nahezu burgundisch in Szene gesetzt. Mendes’ reinsortige Weisse und Rote haben die vorderen Plätze der Competition belegt, und würde die Jury einen Preis für den besten Produzenten vergeben – Anselmo Mendes käme sicher in die engere Wahl.

Weiter östlich von Vinho Verde folgt das Douro-Tal, in dem dichte, seidige Rotweine gekeltert werden sowie der legendäre Port. Dass von hier mit Cockburns 20 Jahre altem Tawny der beste Fortified der Competition stammt, ist nicht verwunderlich. Dass am Douro-Fluss auch faszinierende Weissweine entstehen, umso mehr. Der Erzeuger Colinas do Douro keltert eine Cuvée aus Gouveio, Rabigato und Viosinho, die feingliedrig und salzigmineralisch ins Glas fliesst. Der 2019er Jahrgang konnte somit den ersten Platz in der Kategorie «Weisse Cuvées» ergattern.

Prickelnden und mineralischen Gewächse

Ein weiterer Befund dieser Competition: In an Douro grenzenden, weiter südlich liegenden Dão- und Bairrada-Anbaugebieten trumpfen die rote Sorte Baga sowie Schaumweine auf. Beides ist vor allem bisher Insidern ein Begriff. Diese prickelnden und mineralischen Gewächse zu verkosten, lohnt sich allemal, sie haben aber das Potenzial, noch besser zu werden.

Weiter im Süden des Landes prägt das Alentejo die Weinkultur. Und nicht allein wegen der berühmten Korkeichen, die hier seit Jahrhunderten wachsen. Sondern auch dank der Weinmacher, die portugiesische und internationale Rebsorten zu hervorragenden Cuvées keltern. Wie es der beste Wein der Competition vormacht: Die Adega Lobo de Vasconcellos aus Vendinha assembliert Syrah (30 Prozent), Touriga Nacional (40 Prozent) und Alicante Bouschet (30 Prozent); eine Partie reift sechs Monate in Barriques aus französischer Eiche. Dass dieser Wein aus einer aufstrebenden Region auf Platz 1 landet, verwundert nur auf den ersten Blick – das Projekt verantwortet der Weinmacher Manuel Lobo de Vasconcellos, der im Douro-Tal auch beim Flaggschiff Quinta do Crasto die Weine keltert. Nach seinem Studium an der Universität Trás-os-Montes und Alto Douro arbeitete Lobo bei Penfolds und Chateau Montelena. 2020 wählte die Fachzeitschrift Grandes Escolhas ihn zum portugiesischen Weinmacher des Jahres.

Der zehntgrösste Produzent weltweit

Es ist diese Mischung aus Familienhäusern und grossen Kellereien, die überall auf Portugals Rebflächen tätig sind. 2021 erzeugten sie eine Menge von knapp 7,3 Millionen Hektolitern (HL, Zahlen von OIV). Die Ernte fiel gross aus, alle fünf vorangehenden Colheitas lagen im Schnitt um eine Million HL drunter. In den vergangenen zwölf Jahren wurde nur 2010, 2015 und 2017 die Sieben-Millionen-HL-Marke überschritten. 2022 lag die Produktion bei 6,7 Millionen HL. Damit steuert das iberische Land nicht mehr als drei Prozent der globalen Weinproduktion bei. Und trotzdem: Die Vielfalt und Breite an Stilen, mit der Portugal in der Weinwelt auftritt, hat etwas Atemberaubendes. Die Ergebnisse der Competition Best of Portugal, die wir auf den folgenden Seiten präsentieren, unterstreichen das nochmals.