Ein roter Riese von der Ahr und ein Überraschungssieger aus dem Rheingau

Die Sieger des Deutschen Rotweinpreises 2022

Text: Rudolf Knoll, Fotos: Jana Kay

Ein roter Riese von der Ahr, ein Überraschungssieger aus dem Rheingau, dazu die Pfalz, Württemberg, Rheinhessen und Baden. Der VINUM Rotweinpreis sorgte für Trophäen im ganzen Weinland, ein Beleg für die Qualitätsdichte an der Spitze.


Der Deutsche Rotweinpreis 2022 in Zahlen

1500 angestellte Weine

406 Ansteller

11 Kategorien


Als die Anstellungen für den Deutschen Rotweinpreis eingingen, freuten wir uns besonders darüber, dass auch eine Reihe Ahr-Winzer Weine einreichen konnten. Nur einige (darunter Spätburgunder-Vorjahressieger Meyer-Näkel) mussten passen, da zu viele Flaschen und Fässer Opfer der Flut geworden waren und der Jahrgang 2021 noch nicht reif für unseren Wettbewerb ist. Ein Ahr-Betrieb schaffte es mit einem dritten Platz sogar auf das Podest (siehe unseren roten Guide). Und ein weiterer Winzer aus dem gebeutelten Gebiet darf sich in diesem Jahr über den schon längst verdienten Titel «Roter Riese» freuen. Wir vermuten mal, er wird ihn bei der Siegerehrung am 29. Oktober in Ahrweiler stellvertretend für seine Kollegen entgegennehmen…

Über 30 Weine aus etwas weniger Betrieben, weil einige Erzeuger gleich zweimal unter den Preisträgern sind, werden wir an diesem Tag auszeichnen. Sie haben sich gegen eine starke Konkurrenz von mehr als 400 Gütern und Genossenschaften behauptet. Insgesamt wurden rund 1500 Weine angestellt. Es gab Favoritensiege und Überraschungen. Dass die Pfälzer Brüder Rings bei Spätburgunder die Nase vorn haben, war ein Ergebnis, mit dem man rechnen konnte. Dass Süsswein-Spezialist Jürgen Frey, ebenfalls ein Pfälzer, wieder einmal in der Kategorie der edelsüssen Gewächse nicht zu schlagen ist, war durch seine Spezialisierung vorher schon fast so sicher wie das Amen in der Kirche. Immerhin rückte ihm diesmal ein Württemberger ziemlich auf die Pelle…

In der starken Kategorie Lemberger waren in der Spitze die Württemberger unter sich. Nicht unbedingt zu erwarten war, dass ein Topbetrieb von zwei Genossenschaften eingerahmt wurde. Überhaupt die Kooperativen. Hier zeigten die Württemberger, was sie in verschiedenen Disziplinen drauf haben. Auch eine grosse Badener Kooperative überraschte mit einem Platz an der Sonne. Fritz Wassmer aus dem Markgräflerland liess einmal mehr die Muskeln spielen und hielt mit Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc den beim Riesling-Champion sehr erfolgreichen Axel Neiss (ebenfalls Cabernet Franc) gerade noch so in Schach. Ein Winzer hielt gleich mit drei Weinen Einzug in die Top-Drei-Liste, nämlich Jens Zimmerle aus Württemberg.

Erfreulich, dass auf den Spitzenplätzen einige neue Namen auftauchten, nämlich Richard Rinck (Pfalz), das Cisterzienser-Weingut (Rheinhessen) und Mussler (Pfalz). Den Amalienhof in Heilbronn musste man mit Merlot auch nicht unbedingt auf der Rechnung haben. Enorm war die Leistungsdichte fast zwangsläufig beim Spätburgunder. Aber hier wurden auch mehr als 600 Weine aufgeboten. Cuvée war die zweitstärkste Disziplin (über 200 Weine) vor Lemberger (immerhin 120 Anstellungen). Ein paar noch etwas ungewohnte Sortennamen überraschten angenehm, etwa ein Lagrein aus dem Badischen, ein Sangiovese aus Württemberg und schliesslich ein Malbec aus Rheinhessen.

Kategorie Roter Riese

Ludwig Kreuzberg, Dernau (Ahr)
«Schon vor 30 Jahren…»

Frühburgunder/Spätburgunder

Dieser Betrieb ist ein Dauerbrenner beim Deutschen Rotweinpreis. Ludwig Kreuzberg, 56, kann sich noch erinnern, dass Bruder Hermann-Josef und Vater Jupp (der legendäre «singende Kellermeister») 1992 mit einer trockenen Spätburgunder-Auslese den Sieg feierten. Ihm sollten noch eine Reihe Erfolge und Topplatzierungen folgen, oft – wie 2021 – mit Frühburgunder. Zum 30-Jährigen war die Auszeichnung «Roter Riese» eigentlich überfällig. «Aber ich hätte auch noch ein paar Jahre warten können», lacht Ludwig, der 1994 in den Betrieb einstieg, mit damals 3,2 Hektar. Heute sind es 10,5 Hektar, in denen die Flut keine irreparablen Schäden hinterlassen hat. Der erfahrene Winzer macht zwei Mitstreiter für die konstant erstklassige Qualität verantwortlich: den international erfahrenen önologischen Berater Albert Schamaun (geboren in Norwegen) und seinen jungen Kellermeister und Ex-Praktikanten Benno Wagner, 30, Geisenheim-Absolvent, ein gebürtiger, zum Wein bekehrter Oberbayer.

www.weingut-kreuzberg.de


Kategorie Spätburgunder/Pinot Noir

Weingut Rings, Freinsheim (Pfalz)
«Grandioser Leichtwein»

Kallstadter Steinacker Spätburgunder trocken Erste Lage unfiltriert 2020

Die 2018 fertig gestellte neue geräumige Kellerei in der Freinsheimer Lage Schwarzes Kreuz erweiterte die Möglichkeiten für die Rings-Brothers und Senkrechtstarter Steffen, 44, und Andi Rings, 36, enorm. Dabei dachten sie mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und einer Niederschlag-Abspeicherung auch an die Umwelt und Zukunft. Seit 2006 erzeugen die Brüder gemeinsam und in herzlicher Harmonie immer bessere Weine. 2020 gab es dafür als Lohn die Auszeichnung «Roter Riese». Spätburgunder liegt ihnen mit einem Drittel Flächenanteil neben Riesling auf ihren 35 Hektar besonders am Herzen (ebenso Cuvées, wie ein zweiter Platz für «Das kleine Kreuz» deutlich macht). Die Erntemenge war extrem gering (25 Hektoliter pro Hektar). Eingebracht wurde nur reifes und topgesundes Material. Die Vergärung erfolgte offen, was zu einem niedrigeren Alkoholgehalt (12,8 Volumenprozent) beitrug. Auf Anreicherung wurde bewusst verzichtet, weil ein Wein mit Trinkfluss angestrebt war. Fazit: Ziel erreicht.

www.weingut-rings.de


Sonderpreis: Newcomer des Jahres

Staatsweingut Kloster Eberbach, Eltville (Rheingau)
«Der Staat warüberrascht»

Dieter Greiner, Chef des Hessischen Staatsweingutes, lachte überrascht, als er über den Newcomer-Titel informiert wurde: «Wirklich wir?» Aber nach kurzer Überlegung meinte er, dass das doch passe, weil der grosse Staatsbetrieb erst seit relativ kurzer Zeit auf breiter Front seinem einstigen guten Rotwein-Ruf wieder gerecht werde – und das inzwischen sogar mit Cabernet Sauvignon, der im Rheingau immer noch wie ein Fremdkörper anmutet. Aber 91 Punkte für den 2019er sind eine beachtliche Bewertung, ergänzt durch eine homogene Serie mit Spätburgunder und einem feinen Früh- burgunder. Greiner weiss auch, wem das zu verdanken ist, nämlich der seit 2018 agierenden Chef-Önologin Kathrin Puff, 43. Die gebürtige Krefelderin, die von 1999 bis 2004 in Geisenheim und in Udine Weinbau studierte und von 2008 bis Frühjahr 2018 Kellermeisterin der Siam Winery in Thailand war, will mit ihrem Team («Wir funktionieren wie ein Kopf.») gern Neues ausprobieren und sieht sich längst nicht am Ende der Fahnenstange.

www.kloster-eberbach.de


Kategorie Lemberger

Fellbacher Weingärtner, Fellbach (Württemberg)
«Schwäbische Königsklasse»

Fellbacher Lämmler Lemberger trocken Edition P Barrique 2019

Für einen Württemberger Betrieb ist Lemberger natürlich die Königsklasse. Deshalb strahlten der Vorstandsvorsitzende Tom Seibold und sein Kellermeister Tobias Single bei der Sieger-Nachricht um die Wette. Für Quereinsteiger Single (aufgewachsen am weinfernen Fuss der Schwäbischen Alb) zeigte sich, dass ihn eine gründliche Ausbildung (Lehre bei Aldinger, Praktika in der Steiermark, im Rheingau und in Südafrika, Studium an der Weinuni Geisenheim) zum würdigen Nachfolger des langjährigen Kellermeisters Werner Seibold werden liess. Er verarbeitet Wein von rund 190 Hektar von 120 Mitgliedern. 13 Hektar entfallen auf den Lemberger. Die Trauben für die Edition wurden mit einer Erntemenge von 45 Hektoliter pro Hektar selektiv per Hand geerntet, Most und Wein dann schonend weiterverarbeitet, mit 21-monatiger Reifung in Barriques (60 Prozent neues Holz). Am Ende wurden die besten Fässer für diesen Wein ausgewählt – eine offenbar präzise, gelungene Selektion.

www.fellbacher-weine.de


Kategorie Cabernet-Familie

Weingut Fritz Wassmer, Bad Krozingen-Schlatt (Baden)
«Ein überaus aktiver Senior»

Staufener Schlossberg Cabernet Sauvignon 2019

Eigentlich ist der Fritz mit 69 schon Rentner. Aber er wird offenbar mit dem Alter immer besser und gab diesmal in der Cabernet-Familie den Ton an. Neben dem Siegerwein landete ein Cabernet Franc auf Rang zwei! Und ganz nebenbei betreibt er noch Spargel- und Erdbeeranbau sowie den Handel mit Weihnachtsbäumen. Vorbild für seine Rotweine ist die Bourgogne. Gute Kontakte nach Frankreich sind hilfreich für die Entwicklung in knapp 25 Jahren Weinbau im Markgräflerland. 40 Hektar Wein stehen unter Reben. Seit 2009 geht es hier mit Cabernet, Merlot und Syrah auch international zu. Der Cabernet Sauvignon (Klone aus dem Bordelais) steht in einer exzellenten Terrassenlage. In den letzten Jahren wurde viel in Barriques investiert. Einzelkämpfer ist er natürlich nicht. Die Arbeit bewältigt er mit Tochter Lisa, 36, und ihrem Mann Armin Retter, 40 (Geisenheim-Absolvent). Sohn Felix, 29, steht als frischgebackener Winzermeister schon in der Mitverantwortung. Die Zukunft kann kommen.

www.weingutfritzwassmer.de


Kategorie Merlot

Weingut Amalienhof, Heilbronn (Württemberg)
«Aus einem Denkmal der Natur»

Beilsteiner Steinberg Merlot trocken Reserve 2018

Mit seiner besonderen Spezialität Wildmuskat hat uns der Amalienhof immer wieder positiv überrascht. Diesmal nahm man sich hier eine Auszeit. Aber Kellermeister Stefan Dietrich, 38, seit neun Jahren verantwortlich für die Qualität, zeigt, dass auch der Merlot ein Aushängeschild im breiten Sortiment des 28-Hektar-Gutes mit seinen rund 20 verschiedenen Varietäten und diversen Geschmacksrichtungen sein kann. Beim Merlot wird, so Dietrich, «eine internationale Stilistik angestrebt». Gekonnter Holzeinsatz spielt dabei natürlich eine wichtige Rolle. Die Trauben von 1,5 Hektar wuchsen in der Monopol-Lage Beilsteiner Steinberg, deren 25 Hektar fast so etwas wie ein Naturdenkmal sind. Sie war ein Stolz von Gerhard Strecker (1929–2016), der 1954 den Amalienhof gründete und 1972 den Steinberg formte. Martin Strecker und Sandra Böhringer, Tochter der im Januar 2022 verstorbenen Chefin Regine Böhringer, führen jetzt das Weingut und sind dabei, das Team zu erweitern.

www.weingut-amalienhof.de


Kategorie Syrah

Käsbergkellerei Mundelsheim, Mundelsheim (Württemberg)
«Lohnende Handarbeit»

Mundelsheimer Syrah trocken Unicus 2019

Die Genossenschaft, gegründet 1903, fusionierte zwar 2012 mit den Lauffener Weingärtnern, aber weinbaulich hat sie sich auf ihren 200 Hektar, händisch von 600 Mitgliedern bewirtschaftet, ihre Selbstständigkeit bewahrt, auch mit eigener Kellerwirtschaft. Seinen Namen hat der Betrieb (vormals Weingärtner Mundelsheim) von der Topeinzellage Käsberg mit Kalk, der für «käsweiss» ge- färbten Felsen sorgt. Die Umbenennung trug zur Einführung eines Käsberg-Festes im Mai bei. Die Mundelsheimer Rebanlagen mit 20 bis 70 Prozent Hangneigung muten teilweise wie ein Amphitheater an. Lemberger, Trollinger und Riesling sind die Hauptsorten. Schon seit über zehn Jahren ist hier auch der Syrah auf etwa einem Hektar zuhause. Der junge Kellermeister Stefan Schumacher, 30, widmete dem 2019er nach der Maischegärung mit an- schliessendem Saftabzug viel Standzeit auf der Maische, dann Ausbau überwiegend im neuen Holz und zuletzt unfiltrierte Füllung.

www.lauffener-wein.de


Kategorie St. Laurent/Frühburgunder

Cisterzienser-Weingut, Dittelsheim-Hessloch (Rheinhessen)
«Qualität aufbreiter Front»

Hesslocher Liebfrauenberg St. Laurent trocken 2018

«Jetzt haben wir zehn Jahre lang richtig Gas gegeben, aber so recht hat sich der Erfolg noch nicht eingestellt.» Diese Gedanken ihres Mannes Ulrich Michel, 52, ein paar Tage vor der Siegesnachricht verrät Gattin Karen im Gespräch mit VINUM und lacht herzlich. Denn jetzt ist «ungläubige Begeisterung» angesagt. Der Betrieb kann viel Geschichte vorweisen, bis ins 12. Jahrhundert. Vorfahren von Michel kauften 1780 Überbleibsel eines mönchischen Weingutes. Der heutige Chef, der einst die Weinuni Geisenheim besuchte, erlebte mit der gebürtigen Kielerin Karen (als gelernte Diplom-Ingenieurin für Pflanzenschutz eine ausgewiesene Fachfrau) in den letzten zehn Jahren ein stattliches Flächenwachstum von 18 auf 45 Hektar, dank einiger Betriebsaufgaben und der Übernahme von Reben in der Region. Die Qualität konnte er trotzdem auf breiter Front hochhalten. Vom St. Laurent riet mal ein Nachbar ab. Aber Michel liess sich nicht beirren. Und das war gut so!

www.cisterzienser-weingut.de


Kategorie Cuvée

Weingut Mussler, Bissersheim (Pfalz)
«Sabine und ein tolles Team»

Hommage Tuvijah 2018

Manchmal erzählen Weine eine traurige Geschichte. Der junge Tobias Mussler übernahm 1999 den alteingesessenen elterlichen Betrieb, brachte ihn mit viel Engagement voran und verstarb 2016 mit lediglich 40 Jahren an einer heimtückischen Krankheit. Witwe Sabine, 44, stemmte mit ungebrochenem Elan den 60-Hektar-Betrieb (Stärken: Riesling, Spätburgunder, Weissburgunder) mit Hilfe ihres Teams und Kellermeister Steffen Mickley, 35. Zielsetzung: Weine mit authentischem, regionalen Charakter. Tobias lebt weiter durch eine nach ihm – wenn auch etwas abgewandelt – benannte Cuvée aus den besten Fässern von Merlot, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon. «Unsere Tüftelei ergab 900 Flaschen», erzählt Sabine und erläutert: «Tuvijah ist die griechisch-hebräische Version für Tobias. Das Weingut führen wir in seinem Sinn fort, mit immer neuen Ideen und der Lust, oft und gern zu feiern.» Recht so, weiter so!

www.weingut-mussler.de


Kategorie Deutsche Klassiker

Weingut Richard Rinck, Heuchelheim-Klingen (Pfalz)
«Mutter und Sohn im Team»

Klingener Herrenpfad Portugieser trocken 2019

Nur 830 Einwohner hat der kleine, feine Weinort Heuchelheim-Klingen südlich von Landau, aber eine Reihe von Weingütern. Besonders Flagge zeigte die letzten Jahre das Weingut Richard Rinck, gegründet Ende der 70er Jahre von Richard und der immer noch quicklebendigen Oma Ingrid Rinck. Ihre Tochter Annette übernahm 2008 und führt den 13,5-Hektar-Betrieb seit 2013 gemeinsam mit ihrem Sohn Niko Leonhard, 32. Der junge Winzermeister ist verantwortlich für die Weinberge und den Keller (wo auch die Mutter Mitspracherecht hat). Sein Handwerk hat er bei drei guten Pfälzer Stationen gelernt, nämlich den Gütern Siegrist, Wilker und von Winning. «Der Erfolg mit dem Portugieser hat uns riesig gefreut», strahlt Niko. Ansonsten ist er vor allem mit Burgunder-Sorten und dem Silvaner gut unterwegs. Zum Aufwärtstrend tragen ein guter Boden und alte Reben bei. Gäste können die Weine im mediterranen Innenhof geniessen – und einige behagliche Gästezimmer in Anspruch nehmen.

www.weingut-richard-rinck.de


Kategorie Deutscher Nachwuchs

Weingut Zimmerle, Waiblingen-Beinstein (Württemberg)
«Ein Wengerter will hoch hinaus»

Korber Sommerhalde Zweigelt trocken Goldadler 2019

«Ich bin platt», liess Jens Zimmerle wissen, als er von dem Doppelsieg mit Zweigelt und Rang drei mit einer Cuvée erfuhr. Der Erfolg fiel mit dem Umzug aus dem beengt gewordenen Betrieb in Korb in eine weiträumige Kellerei etwas ausserhalb von Waiblingen zusammen. Die Planungen dafür hatten 2014 begonnen. Danach war für den Wengerter bis zum ersten Spatenstich 2020 viel Geduld notwendig. Für den Rotweinpreis hatte der 42-Jährige 20 Weine aufgeboten; der Notenschnitt von 87,4 weist auf hohe Qualität hin. Gelernt hat er es bei Aldinger, Jürgen Ellwanger und einem Praktikum bei Stephan Graf von Neipperg in Bordeaux. Gattin Yvette und Vater Friedrich stehen ihm zur Seite. Der Senior sorgt in den Reben (Bio schon seit 2012) für gesundes Wachstum – und schätzt sich glücklich, dass Jens, der als junger Bursche lieber als DJ in diversen Clubs flotte Musik auflegte, doch ein Winzer geworden ist, der hoch hinaus will! Nicht umsonst ziert ein Adler das Gutswappen.

www.zimmerle-weingut.de

Kategorie Entdeckungen

Winzergenossenschaft Oberkirch (Baden)
«Südtirol ist an allem schuld»

Oberkircher Lagrein Vinum Nobile 2020

Der langjährige Kellermeister Martin Bäuerle, 58, ist dafür verantwortlich, dass der Lagrein in der Ortenau seit 2018 Trauben liefert. Der Südtirol-Fan besucht möglichst jedes Jahr Kollegen hinter dem Brenner und hat einen guten Draht zur renommierten Klosterkellerei Muri Gries, deren legendärer Lagrein Riserva aus dem Weingarten Klosteranger für ihn Vorbild ist. Bäuerle schätzt die Lagerfähigkeit des Lagrein und setzt auf Klone mit grossbeerigen Trauben. «Hier reduzieren wir die Erträge kräftig.» Das gilt auch für die anderen Exoten (Syrah und Tempranillo) – und natürlich wird bei den klassischen badischen Sorten aus Qualitätsgründen ebenfalls gebremst. Immerhin 670 Hektar müssen seit der Fusion mit der Kellerei Hex vom Dasen-stein in Kappelrodeck vor vier Jahren und dem damaligen Zuwachs von 180 Hektar an zwei Betriebsstätten versorgt werden. «Aber wir sind gut unterwegs», freut sich der geschäftsführende Vorstand Dr. Sebastian Hill.

www.oberkircher-winzer.de


Kategorie Edelsüss

Weingut Jürgen Frey, Essingen (Pfalz)
«Ein fruchtiges Festival»

Essinger Rossberg Spätburgunder Eiswein 1987

Nein, kein Tippfehler! Der Siegerwein ist wirklich ein Neunzehnhundertsiebenundachtziger! Süssweinspezialist Jürgen Frey hat davon noch etwas Vorrat, weil es der erste Edelsüsse war, bei dem er Senior Winfried zur Hand gehen konnte («Morgens um sechs Uhr, nach einer durchzechten Nacht», weiss er noch). Jetzt trägt er Trauer, weil der Vater vor einigen Monaten verstarb. «Schade, dass er diesen Erfolg nicht mehr erlebt hat.» Als der 87er eingebracht wurde, gab es bei den Freys auch noch trockene Weine. Aber die sind längst abgeschafft. Dafür konnte der Qualitätsfanatiker («Es gab schon Jahre, da habe ich die ganze Ernte im Fass verkauft, weil das angestrebte Niveau nicht erreicht wurde.») in diesem Jahr ein regelrechtes Frey-Festival ausrichten. Er beherrschte die Kategorie mit einem halben Dutzend raffinierter, fruchtig klarer, ausdrucksstarker Gewächse. Ein Kinderspiel für den 54-Jährigen: «Ich mache pro Jahr, wenn alles passt, rund ein Dutzend edelsüsse Weine.»

www.weingut-frey.com