Terroir im Schwebezustand

Brane Cantenac

mit Henri Lurton

Seit Besitzer und Weinmacher Henri Lurton die Hand über sein einmaliges Terroir hält, ist das historische Cru Classé Brane Cantenac schwerelos geworden, hebt ab und schwebt in höchste Höhen.

Ein grosser Wein trägt immer die Unterschrift seines Terroirs. Wer das nicht wahrhaben will, geht am Wein vorbei. Ich habe zuerst Biologie studiert und erst später Önologie. Dabei habe ich gelernt (und sogar eine Konferenz zu dem Thema abgehalten), dass ein Terroir einem komplexen Ökosystem entspricht, das es zu bewahren, zu schützen gilt. Diese Erkenntnis gehört für mich zu den Fundamenten unserer Tätigkeit.

Hier in Margaux gibt es mehrere Terroirtypen, verteilt auf sechs Terrassen. Das Herzstück von Brane Cantenac, rund 30 Hektar, liegt massgeblich auf der so genannten vierten Terrasse. Diese gleicht einem flachen Hügel von rund 20 Metern Höhe aus grobem Kies mit Lehm unter einer Oberfläche aus Sand. Weiter in der Tiefe liegt eine harte Lehmschicht, in die das Wasser nicht dringt. Die Lehm-Kies-Schicht bleibt immer feucht, selbst in Perioden der Trockenheit. Der Grundwasserspiegel liegt im Winter fünf, im Sommer sechs Meter unter der Oberfläche. Die Wurzeln der Rebe reichen bis fünf Meter in die Tiefe. Doch dank der verbleibenden Feuchtigkeit verdurstet die Rebe auch im Sommer nicht. Heute wissen wir, dass die Trockenperiode im Sommer sogar enorm wichtig ist für die Entwicklung der so genannten précurseurs d’aromes, der «Aromenbringer». Die Mikrobiologie der Böden spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Auch damit habe ich mich eingehend beschäftigt. Weniger bekannt ist hingegen die Rolle der Ernährung der Rebe, die Rolle der Mineralstoffe, die sie aufnimmt.

Wir besitzen ebenfalls Böden auf der dritten und sechsten Terrasse. Doch der Stil von Brane Cantenac wird klar und deutlich von der vierten Terrasse geprägt. Die Trauben
von Brane besitzen einen hohen Anteil an Aromenbringern. Brane ist seit über 200 Jahren dafür bekannt, gut und lange zu reifen. Die Rolle der Aromenbringer ist da entscheidend. Erst durch lange Reife kommt ein grosser Wein zu seinem einmaligen Bouquet.