Zurück in die Zukunft

La Marzelle

Jean-Charles Joris hält eine alte Vinum-Ausgabe in den Händen. Das Bild zeigt seine vor 18 Monaten verstorbene Grossmutter – in ihrer ganzen Pracht, wie er lächelnd beifügt.

Für einen Belgier gibt es nur einen Wein auf der Welt – Bordeaux. Dass die (belgische) Unternehmerfamilie Sioen 1997 in ein Weingut in Saint-Émilion investierte, ist daher alles andere als ein Zufall. «La Marzelle gehört seit 20 Jahren zur DNA unserer Familie», erläutert Jean-Charles Joris, der seit dem Tod seiner Grossmutter für das kleine, feine Gut zuständig ist. «Meine Grossmutter hat sich mit besonderer Leidenschaft um La Marzelle gekümmert, viel investiert, zuerst in den Rebberg, 2012 in einen neuen Keller. Ihr Tod kam überraschend. Doch sie hatte alles vorbereitet, ohne uns gross zu informieren.» Wenn er ihr Bild in den Händen hält, hat das zwei Gründe. Es soll einerseits die Kontinuität illustrieren und andererseits die Philosophie der Eigner, aus Tradition und Geschichte zu schöpfen, um den Weg in die Zukunft anzutreten. Dafür stehen bauchige Amphoren, wie sie auf dem Bild zu sehen sind. «Wir benutzen Keltermethoden, die schon die alten Römer anwendeten, betreiben biodynamischen und (seit 2020 zertifizierten) biologischen Anbau und gelten doch als durch und durch moderner Weinbaubetrieb. Man kann sich neu erfinden, ohne alles neu erfinden zu müssen!» Sollte es einen Beweis dafür brauchen, dass la Marzelle zu den Weinen gehört, die man unbedingt im Gaumen behalten sollte, ist er mit diesen Worten geliefert.