Kapitän seit 30 Jahren

Laroze

Die bibliophile Ausgabe von Jules Vernes «Ein Kapitän von 15 Jahren», in der Guy Meslin blättert, gehört zum Familienerbe. Das Alter hat Guy leicht überschritten, doch Talent hat er unbestritten.

Er hat die Sammlung von 80 Romanen und Novellen bereits in seiner Kindheit verschlungen. Die Geschichte von Dick Sand, der nach dem Tod des Kapitäns die Pilgrim eigenhändig in den sicheren Hafen steuert, gefällt ihm bis heute: «Wer es mit 15 schafft, ein Schiff zu steuern, hat unbestritten Talent. Auch wenn das nichts mit Alter zu tun hat. Man hat Talent oder hat keines. Darum ist Dick ein Vorbild, das mich durch das ganze Leben begleitet. Gewiss, Weinbau hat mit Technik zu tun, mit Terroir und Erfahrung; mit Mitarbeitern, auf die man sich verlassen kann. Doch ich glaube, es braucht mehr. Fingerspitzengefühl vielleicht, dieses gewisse Etwas, das dazu führt, dass Wein nicht nur technisch einwandfrei ist, sondern auch so etwas wie eine Seele erhält. Ich bin weder Maler noch Musiker. Mein Ausdrucksmittel ist der Wein.»

Laroze, seit 1882 in den Händen der gleichen Familie, wird von Guy und seinen zwei Geschwistern gehalten. Guy ist seit 30 Jahren für die Gutsleitung zuständig. «Ich bin der Kapitän von zweimal 15 Jahren», sagt er fröhlich.

Jules Verne war ein Visionär. Auch das gefällt ihm. «Alles ist in Bewegung. Was gestern galt, ist heute überholt. Wir müssen laufend umdenken, ohne Moden zu unterliegen. » Wie gut ihm dies gelingt, zeigen seine herrlich eigenständigen, hervorragend gemachten Weine.