Verkostung von Premium Vintage Ports

Vintage Port gehört zu den exklusivsten Weinen der Welt. Nur zwei bis fünf Prozent einer Ernte schaffen es in die Königsdisziplin, und das nur rund drei Mal pro Dekade – zumindest bis vor kurzem. Noch seltener sind die Premium Vintage Ports. In der Regel werden die Trauben für diese Kategorie von den Sweet Spots der Quinta gelesen. Meist uralte Weinreben in besonderen Mikroklimata sorgen dann für einen Vintage Port+, der oftmals nicht der Deklarationsphilosophie der Vintage Ports folgt, sondern auch in Jahren abgefüllt wird, in denen eventuell sonst kein Vintage Port abgefüllt wird.

Warum sollte man nun einen noch selteneren Portwein als Vintage Port abfüllen?

Weil der Markt gerne diese Portweine abnimmt und die Reputation der Marke davon stark profitiert. Obwohl nur «alle paar Jahre» deklariert, ist Vintage Port im Vergleich zu anderen berühmten Weinregionen (zu) günstig. Selten bezahlt man für einen jungen Vintage Port bei Markteinführung hundert Euro, oft nur die Hälfte. Und das, obwohl nur eine Handvoll Hersteller sechsstellige Mengen Vintage Port abfüllen.

Leider ist es nicht immer leicht, einen Premium Vintage optisch von den sogenannten Single Quinta Vintage Ports zu unterscheiden. Die Letzteren werden in der Regel nur in Jahren abgefüllt, in denen die Traubenqualitäten sehr gut, aber nicht herausragend waren. Bei einigen Herstellern wie Taylor’s, Noval und Croft gibt es nur einen kleinen Zusatz auf dem Etikett, der den Premium Vintage Port auszeichnet (bei Taylor’s ist es «Vinha Velha», bei Noval «Nacional» und bei Croft «Serikos»).

Das Original
Quinta do Noval Nacional Vintage Port

Seit 1931 am Markt und immer noch «primus inter pares» ist die Quinta do Noval mit ihrem Vintage Port Nacional immer noch so eine Art Heiliger Gral in der Portweinwelt. Auf weniger als zwei Hektar wachsen die rund 6000 wurzelechten Reben für den Nacional, der häufig nicht den Jahren der «generellen Deklarationen» folgt, also auch abgefüllt wird, wenn andere grosse Marken nicht produziert werden. Mit 2000 bis 4000 rund alle drei bis fünf Jahre produzierten Flaschen ist der Noval Nacional der exklusivste und teuerste Vintage Port. Meine drei Top-Nacionals:

Next in Line:
Taylor’s – Vargellas Vinha Velha (VVV)

So wie der Nacional folgt auch der VVV von Taylor’s nicht der generellen Deklaration. Erstmals 1995 abgefüllt, folgten die Jahre 1997, 2000, 2004, 2007, 2009, 2011 und 2017. Die meisten Trauben werden von vier verschiedenen Spots mit über hundert Jahre alten Reben von Taylor’s Flaggschiff Quinta do Vargellas gepflückt. Diese Parzellen wachsen Richtung Norden oder Nordwesten, wodurch der VVV nie überreif oder fett wirkt, sondern in seiner Tiefgründigkeit immer eine frische Note mitbringt.

Quinta do Tedo
Savedra Vintage Port

Bereits zur Jahrtausendwende hat sich die Eigentümerfamilie Bouchard entschieden, die kleine Parzelle Savedra auf ihrer Quinta do Tedo separat abzufüllen. Fast komplett nach Süden ausgerichtet und direkt am Fluss gelegen muss man hier aufpassen, nicht zu überreif zu ernten. Savedra hat Önologe Jorge Alves in den Jahren 2000, 2003, 2007, 2009, 2011, 2015, 2016 and 2017 gefüllt.

Niepoort Pisca/
Bioma Vintage Port

2007 haben zwei neue Premium Vintage Ports den Club bereichert. Neben den Symingtons mit dem Capela de Vesuvio hat auch Dirk Niepoort einen Bioma Vintage Port abgefüllt. Dieser hiess allerdings nur im Jahr 2007 Pisca, da er den Namen des Weinbergs aufgrund von rechtlichen Beschränkungen nicht weiter verwenden durfte. Dirk hat mit Pisca einen komplett neuen Weinberg für seinen Premium Vintage Port verwendet. Gekauft hat er ihn erst 2003, doch die Pisca-Trauben waren schon lange ein Bestandteil seines Niepoort-Vintage-Ports. Dirk wollte die Einzigartigkeit des rund 7,5 Hektar grossen Weinbergs erhalten und füllte in den Jahren 2007 (Pisca), 2008, 2009, 2011, 2013, 2015, 2016 (Bioma) und 2017 (Bioma – Vinha da Pisca) zwischen 2000 und 5000 Flaschen ab. Pisca liegt zwischen der Quinta do Crasto und der Quinta Nova und ist südlich ausgerichtet. Nach Dirks Meinung kann man dort nur hervorragende Ports machen, Port-Trauben mögen es heiss und trocken.

Vesuvio Capela de Vesuvio

2007 suchte Önologe Charles Symington die drei Sweet Spots der Quinta do Vesuvio aus und entschied, einen speziellen Vintage Port daraus zu kreieren – den Capela de Vesuvio. Mit durchschnittlich 3500 Flaschen wurde der Capela in den Jahren 2007, 2011, 2016 und 2017 abgefüllt. Hundert Jahre alte Weinreben und längere Mazerationszeiten in kleinen Lagares (Granitbecken, in denen die Trauben mit den Füssen getreten werden) sorgen für die Intensität, die Frische kommt vom Filetstück Vinha da Escolha, das wesentlich tiefer zwischen dem Haupthaus und der Eisenbahn liegt.

Geboren im Jahrhundertjahrgang:
Graham’s The Stone Terraces

«Zwei kleine Parzellen aus dem 18. Jahrhundert haben konstant atemberaubende Weine produziert», sagt Graham’s Önologe Henry Shotton über Port Arthur und Vinha dos Cardenhos. Mit insgesamt weniger als zwei
Hektar sind beide Parzellen nicht nach Süden ausgerichtet, und dadurch besitzt Graham’s The Stone Terraces trotz der sehr alten Weinreben eine fantastische Balance.

Unter dem Radar – Ferreira Vinhas Velhas Vintage Port

Bisher nur einmal und nur 4000 Flaschen: Seit dem Jahrgang 2016 hat Ferreira mit seinem Vinhas Velhas Vintage Port auch einen Premium Port. In der Regel wird Ferreira von der Sogrape-Gruppe nach Sandeman und vor Offley immer ein wenig vernachlässigt, aber Sograpes Chef-Önologe Luis Sottomayor hat diesen Port schon über Jahre geplant. Erst die Ernte 2016 hat ihm die Trauben gebracht, die er zur Realisierung des Vinhas Velhas benötigte. Ausser den Vinhas-Velhas-Rebstöcken (gemischter Satz) hat Sottomayor hier 5% Sousão für die Säure und 10% Touriga Nacional für Frucht und Frische verwendet.

Croft Quinta da Roêda
SERIKOS Vintage Port

Der letzte generell deklarierte Jahrgang hat für weiteren Nachwuchs im Premium-Vintage-Port-Club gesorgt: Der renommierte Hersteller Croft hat mit seinem SERIKOS Vintage Port einen Port aus den drei ältesten Parzellen der Quinta da Roêda (Benedita, Ferradura und Galeria) abgefüllt. Der Name spiegelt eine unschöne Zeit in der Geschichte der Quinta, da sie beinahe zur Seidenraupenfarm umgewandelt wurde. Glücklicherweise wurde der Plan verworfen und es wurden keine Reben herausgerissen. Hergestellt aus den «Famous Five»-Rebsorten Touriga Nacional, Touriga Francesa, Tinto Cão, Tinta Barroca und Tinta Roriz, ist Chef-Önologe David Guimaraens mit dem ersten seiner Kinder voll zufrieden: «Der erste SERIKOS hat alle Charaktereigenschaften, die ich an der Quinta mag: Komplexität, seidige Textur und eine präzise Aromatik.»