Früher bestimmten nur einige grosse Kellereien den Markt, heute mischen viele Winzer mit

Best of Österreich-Sekt

Text: Rudolf Knoll (Ein Bestandteil des Dossier: World of Bubbles 2021), Fotos: z.V.g. Stefan Eder, Gettyimages/JimmyLung

Tu felix Austria. Österreich hat sich in Sachen Sekt zu einem Aufsteiger gemausert. Eine 2014 eingeführte Qualitätspyramide trug dazu bei. Früher bestimmten nur einige grosse Kellereien den Markt, heute mischen viele Winzer mit.

Der Bankbeamte Robert Schlumberger machte anno 1842 den Anfang, als er in Bad Vöslau südlich von Wien nach der Einheirat in eine wohlhabende Winzerfamilie Österreichs erste Sektkellerei gründete. In seinem Vorleben hatte sich der gebürtige Ulmer, wie andere Deutsche in jener Zeit (Bollinger, Krug, Heidsieck, Mumm), in der Champagne in die Produktion von schäumendem Wein einweihen lassen. Zehn Jahre später konnte er in Wien einige miteinander verbundene Weinkeller erwerben und hier so richtig durchstarten. Längst ist Schlumberger nicht mehr in Familienhand. Seit 2014 hat die Schweizer Sastre Holding, die dem Unternehmer Frederik Paulsen gehört, die Mehrheit (VINUM 1–2/2020).

Die dreistufige Qualitätspyramide

Die Wiener Kellerei setzt nach wie vor wichtige Akzente und war auch einer der Initiatoren für die 2013 erfolgte Gründung eines Sektkomitees. Ein Jahr später wurde dann eine dreistufige Qualitätspyramide ins Leben gerufen, mit den Kategorien «Klassik» (Sekt aus österreichischem Grundwein, auch Tankgärung erlaubt), «Reserve» (mindestens 18 Monate Hefelager, nur klassische Flaschengärung) sowie «Grosse Reserve» (Herkunft nur aus einem Ort, mindestens 30 Monate Hefelager).

Österreichischer Sekt konkurriert durchaus mit Champagner

Auf diesem Feld sind auch eine Reihe renommierter Weingüter aktiv, die nach sehr langem Hefelager überzeugende Qualitäten offerieren, die durchaus mit sehr gutem Champagner konkurrieren können. Die dahinter stehenden Mengen sind noch gering (unter 100'000 Flaschen), da längst nicht alle Sekt-Erzeuger (insgesamt 200 Betriebe in Austria) mitmachen und sie auch keine Kundschaft für Preise auf Champagner-Niveau haben. Winzersekt dürfen Österreichs Prickler übrigens nicht genannt werden. Diese Bezeichnung liess sich Deutschland schützen. Österreichs Retourkutsche folgte sogleich: ein Verbot von «Reserve» (ohne Akzent) für deutsche Weine.

Rudolf Knoll empfiehlt folgende Sekte:

Best Buy

Sektkellerei Szigeti
Cuvée Prestige Brut Reserve

Chardonnay, Weissburgunder und Blaufränkisch sorgen für zartes Rotgold; Kräuter, ein Hauch Pfeffer und Melone im Aroma; saftig und vielschichtig im Geschmack (etwas Grapefruit), lang im Abgang. Freundschaftspreis (16 Euro) von Peter Szigeti, der für Dutzende Winzer versektet.

www.szigeti.at

Querschläger

Weingut Malat
Blanc de Blancs Grosse Reserve

Gerald Malat war der erste Winzer in Österreich, der – zunächst gegen Behörden-Widerstand (!) – 1976 Sekt erzeugte. Die Erfahrung schmeckt man. Ungemein feiner Kräuterduft, zart, verspielt, vielschichtig, raffiniert und einfach vornehm. 55 Euro sind durchaus angemessen.

www.malat.at

Favorit

Weingut Bründlmayer
Blanc de Noir Extra Brut Grosse Reserve

Der sorgfältig gewonnene Grundwein lag 18 Monate in Holz. Das schenkte dem späteren Edelsekt eine klare, feine Würze mit einem Hauch Brioche und vielschichtigen Facetten, cremig und zugleich pulsierend, raffiniert. Weckt fast Ehrfurcht, grosses Sekt-Kino für 49 Euro.

www.bruendlmayer.at

Weingut Taggenbrunn
Jacques Paagnier Ouverture Zero Dosage

Überraschung von einem jungen, aber schon stattlichen Weingut der Familie Riedl in Kärnten (!) mit 40 Hektar und Hotel. Hauch Muskat, Rosenblüten und Honig im Duft; lebhafte Perlage; elegant und vielschichtig im Geschmack, feingliedrig, ausdauernd im Abgang.
Preis: 22 Euro.

www.taggenbrunn.at

Weingut Leth
Roter Veltliner Reserve Brut

Franz Leth hat die wieder aufstrebende Rebsorte im Griff, auch für Sekt. Der liegt länger als für Reserve vorgeschrieben auf der Hefe. Feine Kräuter im Aroma; ungemein saftig, mit ausgeprägter Würze, raffiniert, lang, verspielt und federleicht (11,5«Volt»).
Preis: 19,20 Euro.

www.weingut-leth.at

Sektkellerei Schlumberger
Chardonnay Brut Grosse Reserve

Eine Hommage an Firmengründer Robert Schlumberger, in limitierter Auflage. Temperamentvolle, feine Perlage; Kräuter, Pfirsich und Mango erfreuen die Nase; delikate Würze auf der Zunge, verspielt, feinmaschig, sehr ausgewogen.
Preis 38,99 Euro, in der Holzkiste 48,99 Euro.

www.schlumberger.at

Weingut Stift Klosterneuburg
Mathäi Reserve Brut

Reiner Chardonnay vom Wiener Nussberg lieferte die Trauben, nur die erste Pressung wurde verwendet. Reifer Apfel und zarte Hefenote im delikaten Aroma; auf der Zunge komplexe Frucht, zartgliedrig, rassig, animierendes Säurespiel.
Freundschaftspreis: nur 17 Euro.

www.stift-klosterneuburg.at

Weingut Steininger
Chardonnay Reserve

Karl Steininger gehört zu den Pionieren der Top-Sekt-Szene. Der Chardonnay ist eines seiner Paradestücke. In der Nase anregender, delikater Kräuterduft, etwas Obst, zarte Hefenote; im Geschmack förmlich anspringend, ausgeprägte Würze, feiner Nerv, lang im Abgang.
20 zurückhaltende Euro.

www.weingut-steininger.at

Weingut Buchegger
Blanc de Blancs Extra Brut Grosse Reserve

Wehmut kommt auf. Denn der «Vater» dieses genialen Sektes, Walter Buchegger, verstarb im Juni 2018 im Alter von nur 51 Jahren. Seine Lebensgefährtin Silke Mayr hegte sein Erbe hin zu einem Leichtgewicht (12 Vol.-%), elegant, komplex, mit feiner Würze auftrumpfend.
Preis: 28 Euro.

www.vorspannhof.at

Weingut Jurtschitsch
Grüner Veltliner Brut Nature Grosse Reserve

Der Bio-Sekt von rund 50-jährigen Reben knüpft an eine Tradition an, schon 1936 wurde hier versektet. Alwin Jurtschitsch legt Wert auf feine Mineralik und ein lebhaftes, angenehmes Säurespiel. Der Sekt schmeichelt und weckt Frühlingsgefühle, und das für nur 24 Euro.

www.jurtschitsch.com

Weingut Loimer
Gumpoldskirchen Blanc de Noir Brut Nature Grosse Reserve 2016

Bio-Dynamiker Fred Loimer bewirtschaftet auch Flächen in der Thermenregion mit Pinot Noir. Die Premiere verdient Beifall. Grundwein-Ausbau im Holz und Reifung in der Flasche über 43 Monate ergeben einen feinmaschigen, tiefgründigen Sekt für 35 Euro.

www.loimer.at

Weingut Schloss Gobelsburg
Vintage 2010

Eigentlich eine Grosse Reserve, aber dafür durch das Alter aus dem Rahmen fallend. Den Vintage macht Hausherr Michael Moosbrugger nur in besonderen Jahren (2004 und 2008 folgen bald). Das Ergebnis: Pfirsich und exotische Frucht; betont herb, mineralisch, raffiniert, für 66 Euro.

www.gobelsburg.at

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