Pionier in der Toskana und am Ätna

Italienischer Starwinzer Andrea Franchetti gestorben

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 10. Dezember 2021


Der Winzer Andrea Franchetti ist mit 72 Jahren gestorben. Er galt als wegweisender Weinproduzent in der Toskana und auf Sizilien. Er leitete die Weingüter Tenuta di Trinoro im Val d’Orcia in der südlichen Toskana und Passopisciaro am Ätna.

1991 begann er seine Winzerkarriere, kaufte ein Anwesen bei Montepulciano und pflanzte dort die klassischen Bordeaux-Sorten an. 1997 kam sein erster Wein in den Handel, der schnell Kultstatus erlangte. Im Jahr 2000 investierte er als einer der ersten in Weinberge am Ätna. Seit der Gründung von Passopisciaro gehörte Franchetti zu den einflussreichsten Produzenten am Vulkan und gestaltete das Schicksal der Appellation spürbar mit.

Andrea Franchetti war einer der charismatischsten Weinproduzenten Italiens. Als Sohn einer Amerikanerin und eines Italieners wuchs er in Rom in einem Umfeld auf, das von Künstlern geprägt war wie seinem Onkel, dem Maler und Fotografen Cy Twombly. In den 1960er Jahren zog er zunächst nach New York. Später eröffnete er Restaurants in Rom und in den Marken. In den 1980er Jahren kehrte nach New York zurück, wo er sich auf den Import italienischer Weine konzentrierte. 

Aufbruch im Niemandsland

In den 1990er Jahren machte er sich daran, die Ruinen eines alten Landhauses im Val d'Orcia zu restaurieren. Damals war diese Region noch ein Niemandsland in der südlichen Toskana an der Grenze zum Latium und den Marken. Das Weinmachen lernte er im Bordelais. 1991 pflanzte er die ersten Weinberge mit den aus Bordeaux mitgebrachten Reben und produzierte 1997 den ersten Jahrgang der Tenuta di Trinoro. 

Bei einem Besuch auf Sizilien im Jahr 2000 fielen Franchetti die verlassenen Weinberge an den Hängen des Ätna in über 1000 Metern Höhe auf. Durch die Rekultivierung alter Weinberge mit der Rebsorte Nerello Mascalese und die Anpflanzung neuer Weinberge mit ausländischen Sorten wie Petit Verdot, Cesanese di Affile und Chardonnay trug er zur Renaissance der Ätna-Region bei.

«Herrlich exzentrisch»

«Er war so herrlich exzentrisch. Die Weinwelt ist voller farbenfroher Charaktere, aber die meisten von ihnen sind ein wenig vorhersehbarer und bewusster farbenfroh als Franchetti», schrieb die Weinkritikerin Jancis Robinson in einem Nachruf auf ihn. 

Andrea Franchetti starb am 5. Dezember in Rom nach langer Krebserkrankung.

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