Deutschlands Bio-Pionier • Unique Wineries of the World – Deutschland

Weingut Sander

Text: Rudolf Knoll, Fotos: z.V.g.

Willkommen beim Bio-Überzeugungstäter in der dritten Generation! Schon vor rund 70 Jahren erkannte Ottoheinrich Sander (1916–2004), dass der Verzicht auf Kunstdünger und übliche Spritzmittel für eine gesunde Natur und sogar für bessere Weine sorgen kann. Sein Sohn Gerhard, 74, machte in seinem Sinn weiter, verbesserte noch die Qualität und übergab 1994 an seinen Junior Stefan, der eine gute Ausbildung bei zwei Weingütern in Baden und im Rheingau sowie ein prägendes Praktikum beim damals in deutschem Besitz gerade aufstrebenden Weingut Buitenverwachting in Südafrika absolviert hatte. «Die Mitarbeit hat mich fasziniert und geprägt», resümiert der heute 51-Jährige. Zur Erinnerung wurde Sauvignon Blanc gepflanzt, der einen diskreten, eleganten, stimmigen Wein, zart von Holz geküsst, ergibt. Die weite Welt interessiert den Mettenheimer immer noch. «Ich reise gern und bringe dabei immer neue Ideen mit.»

«Für uns arbeiten Millionen gepflegter und gehegter Regenwürmer und Käfer.»

Stefan Sander

Wenn er über seine Weine und vor allem seine Arbeit in den Reben spricht, beginnen seine Augen förmlich zu strahlen. Er erzählt vom Teamwork, das sich im für Ökos besonders schwierigen Jahrgang 2021 ausgezahlt hat. «Wir haben gerettet, was zu retten war, und sind einigermassen davongekommen. » Basis dafür war eine spezielle, aufwändige Bewirtschaftung, die er anschaulich so beschreibt: «Für uns sind Millionen gepflegter und gehegter Regenwürmer, Larven und Käfer tätig. Die Pilzwurzel Mykorrhiza löst Mineralstoffe und Wasser aus dem Boden und verbessert dadurch die Stickstoff- und Phosphatversorgung der Reben. Der Boden lebt, baut Humus auf. Und dieser speichert zukunftsträchtig jede Menge CO₂.»

Im Keller wird alles spontan vergoren, egal ob Ausbau im kleinen und grossen Holzfass oder im Stahl. Immerhin 18 verschiedene Sorten (und Sekt) sind zu hegen und zu pflegen. Riesling ist die wichtigste Sorte, gleich dahinter folgen verschiedene zupackende Versionen des Chardonnay bis hin zur bedeutenden Réserve- Qualität. Wie gut und stabil Silvaner sein kann, stellt Stefan Sander mit einem überraschend frischen 2011er unter Beweis. Dessen Potenzial hat sicher auch der herrlich gradlinige 2020er von alten Reben.

Bei Rot trumpft Sander mit Spätburgunder sowie mit Merlot auf – und seit wenigen Jahren mit Fränkischem Burgunder, deklariert als «Zeiten-Sprung» aus einer Kollektion historischer, wiederentdeckter, eigentlich ausgestorbener Rebsorten. Der in Barriques ausgebaute Wein von spät gereiften Trauben ist geschmeidig, elegant, feurig, etwas pfeffrig und eine echte Geschmacksbereicherung. Er steht im Versuchsanbau wie der Grünfränkisch, ebenfalls eine der vermehrten uralten Reben, die derzeit in verschiedenen Varietäten zunehmend Anhänger im Weinbau finden. Die Sorte, 2008 in einem Pfälzer Weingarten gefunden, ist widerstandsfähig gegen Trockenheit und eignet sich gut für die Reifung in Ton- Amphoren. Das passt zur Philosophie von Stefan Sander: «Ich bin ein Fan der biologischen Vielfalt. Hinter solchen Sorten stehen uralte autochthone Genetik und Lebendigkeit.»

Unsere Selektion

Riesling Schlossberg 2019

Animierende Pfirsichnote im Aroma, untermalt von Apfel und Zitrusfrucht, dazu anregende Mineralik, die sich im Geschmack fortsetzt; ein sehr saftiger, eleganter, vielschichtiger Riesling mit ausgereifter, angenehmer Säure. Tankte Finesse durch zwölf Monate im grossen Holzfass.

Chardonnay Amphore 2020

Goldfarbener, ungemein aufregender Wein mit viel Spannung und sanftem Druck im Geschmack; komplex, elegant, feine Würze und salzige Mineralik schon in der Nase. Reifte zwölf Monate auf der Hefe in einer Ton-Amphore aus Spanien und wurde unfiltriert abgefüllt.

Spätburgunder Michelsberg 2018

Rote Kompetenz beweist Sander mit einigen Weinen. Der Burgunder wuchs in einer Toplage, wurde offen vergoren und reifte 15 Monate in Tonneaux. Ergebnis: kühle, feine Aromatik mit etwas Cassis; elegant, feingliedrig, mit sanfter, langer Glut im Abgang. Viel Potenzial.