Die vielen Seiten der Sangiovese • Unique Wineries of the World – Italien

Tenute Silvio Nardi, Montalcino

Fotos: Bruno Bruchi, andreadapueto.it, z.V.g.

«Für uns war es stets eine Verpflichtung, die Besonderheiten unserer Terroirs in den Weinen herauszuarbeiten», sagt Emilia Nardi. Ihr Vater Silvio hat das Gut 1950 erworben und war unter den Gründungsmitgliedern des Consorzio Brunello di Montalcino, Emilia leitet seit 1990 den Betrieb mit viel Herz und Weitblick. Deshalb wurde ihr auch vom italienischen Landwirtschaftsministerium der Innovationspreis «De@ Terra» verliehen, 2018 war sie darüber hinaus Gast der Vollversammlung der Vereinten Nationen, wo sie über ihre Arbeit referierte.

«Meine Weine sollen die Essenz jedes einzelnen Weinbergs zum Ausdruck bringen.»

Emilia Nardi

Und die ist seit jeher auf Qualität fokussiert: 1996 wurde ein umfangreiches Programm zur Klonselektion mit der Identifizierung der fünf Signaturklone des Sangiovese Grosso der Tenute Silvio Nardi eingeführt. Die gutseigenen Klone wurden in den identifizierten Unterzonen gepflanzt, sodass jede Teilparzelle den idealen Klon des Sangiovese Grosso erhielt. Am Ende wurde die gesamte Oberfläche kartiert, um die beste Klon-Boden-Kombination zu erreichen.

Mit der Wiederbepflanzung begann auch eine umfassende Zonierung, um den Charakter des Terroirs zu verstehen. Die Weinberge wurden anhand von Bodenproben in verschiedenen Tiefen in 36 Parzellen und 50 Teilparzellen unterteilt, die sich in Bezug auf Boden- und Klimaeigenschaften unterschieden. Ein weiterer Eckpfeiler der Qualitätsarbeit ist die Messung der Phenolreife. Emilia Nardi: «Die Erforschung unseres Terroirs und unserer Trauben ist auch eine wichtige Basis, um der Klimaerwärmung entgegentreten zu können. Ebenso bedeutend sind die Berücksichtigung ethischer Grundsätze und ein Fokus auf die Nachhaltigkeit in der gesamten Produktionskette.»

Das Ergebnis dieser Arbeit kann man längst in der Flasche geniessen - unter anderem in drei verschiedenen Versionen eines Brunello di Montalcino: Neben dem klassischen Brunello di Montalcino DOCG - einer Selektion der besten Sangiovese-Lagen - sind das die beiden Crus Manachiara und Poggio Doria. Letzterer stammt von einem fünf Hektar grossen Rebberg des im Jahr 1950 erworbenen Gutes Casale del Bosco im Westen des Anbaugebietes, der Vigneto Manachiara hingegen von einem zehn Hektar grossen Rebberg auf der gleichnamigen Tenuta im Südosten von Montalcino, die 1962 gekauft wurde. Die Güter sind unterschiedlich in Höhenlage, Böden und Klima, und ebenso unterschiedlich ist auch das Resultat in der Flasche: Poggio Doria ist eine langlebige finessenreiche Interpretation der Rebsorte, Manachiara ist kraftvoll und elegant zugleich.

Hundert Prozent Sangiovese sind auch die Basis des kompakten Rosso di Montalcino, der mit seiner Fruchtigkeit überzeugt. Sangiovese in Kombination mit viel Merlot und etwas Petit Verdot bildet hingegen die Basis des Toscana IGT Ferus, der seit 2016 die Möglichkeiten der internationalen Rebsorten auslotet. Aber für alle Weine von Emilia Nardi gilt: Sie verbinden gekonnt Klassik und Moderne, Eleganz und Finesse kombiniert mit Kraft und Tiefe.

Unsere Selektion

Rosso di Montalcino DOC 2020

Fruchtbetonter und doch eleganter Wein aus einem ausgewogenen Jahrgang, der reinsortig aus Sangiovese gewonnen wird. Die Tannine gut eingebunden, die Säure vif, hervorragend zu Pasta und dunklem Fleisch.

Brunello di Montalcino DOCG 2017

Noten von Himbeeren, Unterholz, Tabak und Leder prägen das Bouquet; geschmeidig im Mund, die Gerbstoffe feinmaschig und in Balance mit der gut eingebundenen Säure, endet lang und facettenreich. Passt perfekt zu Wildgerichten.

Rosso Toscana IGT Ferus 2019

Eine 2016 erstmals gekelterte Interpretation der Rebberge, ein Blend aus Sangiovese mit Merlot und etwas Petit Verdot, der das Potenzial des Terroirs auslotet: Kraftvoll und doch finessenreich kombiniert er Fruchtigkeit mit Toscanità.