Verkostungen: Valandraud 2003 und Seguin 2012

18.07.2013 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) – Kürzlich hatte ich die Gelegenheit bei einer Verkostung in der Schweiz 50 Top-Bordeaux erneut zu probieren. Die Weine stammten aus einer privaten Sammlung. Ich kam zu dem Ergebnis, dass nach Latour und Montrose nun auch Valandraud zu dem Besten gezählt werden muss, was den Jahrgang 2003 betrifft. Für die hervorragenden Valandraud notierte ich 96 Punkte. Dies war nun das dritte Mal in einem Zeitraum von weniger als einem Jahr, dass ich diesen Wein so oder höher bewertet habe. Für die Weine der anderen Top-Château notierte ich durchschnittliche Ergebnisse, die ich am Ende des Jahres veröffentlichen werde.

 

Seit den diesjährigen En-Primeurs habe ich die von mir am besten bewerteten Weine mindestens schon zweimal verkostet. Meine bisherigen Bewertungen bleiben danach bestätigt. Auf einen Außenseiter („Outsider“) Château Seguin aus Pessac-Léognan, möchte ich die Leser von YOOPRESS hinweisen und vorab kurz kommentieren.

Das Procedere bei den diversen Verkostungen ist immer das gleiche: Die Besten Weine oder solche mit besonderem Ruf werden traditionell erst am Ende einer Verkostung dargeboten. In der Regel beeinflusst dieses Vorgehen schon mal die vorher verkosteten Weine, kann also die Wahrnehmung eines Verkosters beeinflussen – natürlich auch hinsichtlich der Noten für die Top-Weine. Daher ist es für einen Weinkritiker angeraten, einmal zurück zu gehen, um zu erkennen, wie sich die Weine im Vergleich zum nächsten präsentieren. Diese Technik ist besonders nützlich, um zu überprüfen, wie gut die Textur eines Weines ist und wie sich die Tannine präsentieren.

Ich habe dies so jüngst mit Weinen von Château Seguin 2012 praktiziert, indem ich den Jahrgang zweimal verkostete, also rückwärts gerichtet von den am höchsten bewerteten Tropfen dieses Gutes. Durch diesen Vergleich überrascht der Weine den Gaumen mit Eindrücken, die bei anderen so deutlich nicht merkbar waren. Die Ausgewogenheit des Jahrgangs 2012 von Château Seguin ist eine Freude und macht darauf aufmerksam, dass noch mehr dahinter steckt, als eine traditionelle Einschätzung vom Wesen der Weine.

Natürlich macht sich auch bei den Weinen von Château Seguin das Terroir und die Aufmerksamkeit bei der Weinbereitung im Keller bemerkbar. Bemerkenswert aber ist: die noch relativ jungen Weine verbergen eine unglaublich starke Persönlichkeit. Damit nicht genug – die Weine zeigen ein Potential auf, dass über dem Jahrgang steht. So etwas habe ich selten bei jugendlichen Weinen wahrgenommen. Auf diese Weise zementiert Château Seguin seinen Weg und begründet einen unverwechselbaren Stil. Meine Empfehlung: Die Weine von Château Seguin sollten beachtet werden.