Das Volk zahlt die Weine der großen Vorsitzenden

27.02.2015 - arthur.wirtzfeld

CHINA (Beijing) - Berichten zufolge soll die chinesische COFCO, ein staatseigenes und zudem das größte Unternehmen im Lebensmittelsektor des Landes, 200.000 CNY (etwa 28.000 Euro) für eine Weinprobe in einem Luxushotel in der südwestlichen Provinz Yunnan ausgebeben haben. Auch einige führende Mitarbeiter von COFCO, die gerade ihren bezahlten Urlaub genossen, waren bei der Probe anwesend. Die chinesischen Medien rätseln derweil, was der Grund für die hohe Summe für eine einzige Weinprobe sein könnte. Vermutet wird, dass Manager des Unternehmens die Weine irgendwie selbst besorgt haben, anstatt diese im Einzelhandel zu kaufen. Der eigentliche Vorwurf aber lautet: Die Manager hätten gegenüber dem Staatsunternehmen die Weine zu offiziellen Marktpreisen auf Kosten der Allgemeinheit abgerechnet.

 

Auf der Webseite des China National Radio schreibt ein Hörer namens Zhu Xu in einem Gastkommentar (Zitat): 

„Die neuesten offiziellen Leugnungen für exorbitante Ausgaben für Wein sind kaum überzeugend. Der Fall sollte angemessen und unabhängig untersucht werden. Außerdem sollten die Behörden staatseigene Unternehmen dazu anhalten, Einzelheiten über Versammlungen und Treffen bekannt zu geben. Diese Informationen sollten in Bezug zu gesetzlichen Vorschriften auf offiziellen Webseiten veröffentlicht werden, damit solche Ausgaben von der Gesellschaft überwacht werden können.“

Die Zeitung Xi´an News kommentiert den Vorfall (Zitat):

„Angesichts der anhaltenden Anti-Korruptions-Kampagne im Land haben sich die COFCO-Manager, die so viel Geld der Gemeinschaft für eine Weinprobe ausgeben haben, schuldig gemacht. Die öffentlich berechtigte Kritik an diesem Fall sollte ein Weckruf an alle Mitarbeiter der Staatsunternehmen sowie an alle Beamten im Land sein. So schwer es auch sein mag, die Bestimmungen zur Unterdrückung der Korruption sind notwendig, um am Ende das Verschwenden öffentlicher Gelder zu unterbinden.“ 

Die COFCO ist längst im Blickfeld der Anti-Korruptions-Organisation Watchdog. So wurden weitere Vorfälle des Unternehmens bekannt. Demnach sollen neben fast obligatorischen Weingeschenken unter anderem auch Firmengelder für Einladungen von Beamten zum Golfspielen ausgegeben worden sein. Aber nicht nur COFCO steht im Fokus von Korruption. Insgesamt ist die Integrität des Managements von mindestens 70 börsennotierten chinesischen Unternehmen bedroht. Grund hierfür ist die durchgehende Bestechlichkeit auf dem chinesischen Kapitalmarkt. Aktuell größter Fall ist die Untersuchung von Korruption bei dem Staatsunternehmen China National Petroleum Corp, dem größten Öl- und Gaslieferanten des Landes. Hier laufen aktuell gleichzeitig Ermittlungen gegen 45 Führungskräfte wegen des Verdachts wegen Bestechung und Bestechlichkeit.

Zum Thema Korruption ist ein Kommentar der in Beijing ansässigen Guangming Daily bezeichnend. Dort heißt es auszugsweise (Zitat): 

„... alle korrupten Beamte haben jahrelang unberechtigte Einnahmen aus den großen Unternehmen bezogen und eine Vielzahl der Behördenvertreter haben die Unternehmen schamlos als Geldautomaten benutzt ...“