Ein Sauvignon Blanc namens Urdonau

09.02.2015 - R.KNOLL

ÖSTERREICH (Martinsdorf) - Sie fließt zwar schon eine Ewigkeit unter anderem durch Österreich. Aber jetzt erst hat man in Austrias Weinszene die Donau entdeckt. Zunächst gab es die in Klosterneuburg fabrizierte Piwi-Kreuzung, die nur etwas „Riesling-Blut“ enthält, aber trotzdem irreführend Donauriesling genannt wird. Und jetzt gibt es, mit durchaus kreativem Hintergrund, die Bezeichnung „Urdonau“ für einen Sauvignon Blanc aus Martinsdorf im Weinviertel.

 

Diese Deklaration des pfiffigen Winzerpaares Peter Schöfmann und Else Zuschmann-Schöfmann irritiert im ersten Moment auch. Denn der Ort, an dem der Urdonau-Sauvignon erzeugt wurde, ist doch etwas weit vom großen Fluss entfernt. Martinsdorf liegt rund 30 km nördlich von Wien, durch das bekanntlich die gelegentlich blaue Donau als Namensgeber fließt. Aber wichtig ist in diesem Zusammenhang das „Ur“ vorweg. 

Das Paar klärt auf. Gewachsen sei der Wein auf prähistorischem Schwemmlandboden der Urdonau. Diese Bezeichnung gibt es tatsächlich. Sie verweist auf eine Zeit, die mindestens zehn Millionen Jahre zurückreicht. Damals hatte der Fluss kein fixes Bett wie heute, sondern suchte sich seinen Weg eher per Zufall. Kann sein, dass ihn einst der Einschlag eines gigantischen Meteoriten vor 15 Millionen Jahren im heutigen Süddeutschland von einem möglichen Kurs nach Westen abgebracht hat und er gen Osten gelenkt wurde. Ohne den abgestürzten Himmelskörper wäre die spätere Donau vielleicht mit dem Rhein oder der Elbe eine Verbindung eingegangen und würde nicht nach 2857 km ins Schwarze Meer münden, sondern nach kürzerer Strecke in die Nordsee. 

So aber machte sich die Urdonau auf in den Osten. Sie floss mitten durch das heutige Weinviertel. Hätte es Hollabrunn und Mistelbach damals schon gegeben, wären sie am Ufer des seinerzeitigen Flusses gelegen, der bei Zistersdorf in einen verlandenden See des Wiener Beckens mündete und hier Zwischenstation machte. Weiter ging es auf immer neuen Wegen durch die Landschaft; die Sandbänke und Schotterterrassen der Urdonau wurden zum Ausgangsmaterial für den heutigen kargen und kühlen Boden rund um Martinsdorf, die einen idealen Untergrund für Sauvignon blanc darstellen. 

Grüner Veltliner ist zwar mit 60 Prozent Anteil bei den 16 Hektar Reben die mit Abstand wichtigste Sorte, die ausgezeichnete Ergebnisse liefert. Aber der ebenfalls wohlgeratene, sehr typische und elegante Sauvignon blanc liegt dem Weingut Zuschmann-Schöfmann, das zu den Aufsteigern im Weinviertel gehört, doch sehr am Herzen. So sehr, dass die Kreativ-Abteilung des Hauses ihn mit einer Bezeichnung adelte, die zweifellos schlüssiger ist als der Donauriesling.