Ist Weißwein gesund fürs Herz?

01.05.2015 - arthur.wirtzfeld

ITALIEN (Rom) - Reichhaltige Rotweine genießen volle Aufmerksamkeit, aber die Forschung sagt, Weißweine bieten ebenso Antioxidantien. Der Winter ist nun endlich vorbei, die Frühlingsluft schein leicht gewärmt – viele Weintrinker gelüstet es jetzt nach Weißwein, passend auch zu den Frühlingsgerichten. Da passt es, dass eine neue Gesundheitsstudie, betrieben von Wissenschaftlern aus Italien, aufzeigt, dass Wein nicht rot sein muss, um das Herz gesund zu halten.

 

Seit Jahrzehnten belegt die Forschung, dass moderater Weinkonsum durchaus gesundheitliche Vorteile bringt, wobei dies meist dem Genuss von Rotweinen zugesprochen wird. So werden die Roten diesbezüglich meistens empfohlen, weil sie eine höhere Konzentration an Polyphenolen und organischen Komponenten aufweisen, die starke Antioxidantien, so genannte Radikalfänger, in sich tragen.

Trauben enthalten zahlreiche Polyphenole (aromatische Verbindungen) in ihrem Samen, in den Schalen und im Saft, die in den Wein übergehen. Insbesondere die Häute der Trauben sind reich an Komponenten, inklusiv dem Resveratrol, dem man in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit gewidmet hat, insbesondere auch weil ihm eine Anti-Krebs-Wirkung zugesprochen wird. Da Rotweine in den Schalen gären, haben sie eine höhere Konzentration an Resveratrol und enthalten mehr Polyphenole.

Die Studie, die Wissenschaftler aus verschiedenen italienischen Institutionen, einschließlich der Universität von Turin und des Versilia Krankenhauses in der Toskana, gemeinsam voran getrieben haben, fokussierte sich speziell auf die Polyphenole der Kaffee-Säure, die in Rot- wie in Weißweinen gefunden wurde. Eine Hypothese für die Verbindung zwischen Wein und einem niedrigeren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen ist, dass Polyphenole die Blutgefäße anregen, mehr Stickstoffmonoxid zu produzieren, was diese wiederum erweitert.

Als Lachgas bekannt ist Stickstoffmonoxid ein Vasodilatator, der einen Entspannungseffekt aufweist und so positiv auf Arterien wirkt, den Blutdruck senkt und zahlreiche Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Diabetes und chronischer Nierenerkrankungen vorbeugen hilft. Außerdem wirkt Sticksoffmonoxid auf die Blutplättchen, nimmt diesen die Klebrigkeit, was wiederum die Gefahr einer Plaquebildung an der Arterienwand verringert.

Normalerweise reagiert Sauerstoff im Blutkreislauf mit Sticksoffmonoxid, sodass dessen Wirkung nur von kurzer Dauer ist. Aber die Wissenschaftler haben die Theorie, dass Antioxidantien wie die Kaffeesäure die Anteile an Stickstoffmonoxid im Blut schützt und die Zellen stimuliert, mehr davon zu produzieren. Beweise hierfür lieferten Versuche mit im Labor gezüchteten menschlichen Blutgefäßzellen und gleichzeitig den Zellen von Mäusen, die mit Kaffeesäure geimpft wurden. Eine kardiovaskuläre Funktion war danach messbar.

Die Ergebnisse der Studie, veröffentlicht in der Online-Zeitschrift PLoS One, zeigen, dass Antioxidantien die arterielle Gesundheit fördern und das Risiko von Nierenerkrankungen vermindern können. "Wir sind uns sicher, dass Kaffeesäure Sticksoffmonoxid erwecken kann und so zu mindestens teilweise das Herz-Kreislaufsystem bei moderatem Weißweingenuss auch in Verbindung mit der mediterranen Ernährung stärkt und schützt. Die Studie belegt allerdings nur erste Erkenntnisse und wird fortgeführt. Insbesondere will man herausfinden, wie viel Kaffeesäure Menschen aus Weiß- und Rotweinen absorbieren können und wie effektiv diese wirklich ist. Aber bei dem sich erwärmenden Wetter, sollten Sie nicht das Gefühl haben, sich zwischen einem spritzigen Vermentino oder einem reichhaltigen Sangiovese entscheiden zu müssen. Beide Weine können Sie, allerdings in Maßen, genießen.