Revolution in der Champagne: Ratafia de Champagne wird mit einer ggA geadelt

02.09.2015 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Reims) - Dem aus Traubenmost und Bränden hergestellten regionaltypischen 'Ratafia de Champagne' wurde der offizielle Status als geschütztes geografisches Produkt verliehen. Es ist das erste Mal, dass das französische Institut National de l'Origine et de la Qualité (INAO) (deutsch: Nationalinstitut für Herkunft und Qualität) den Ratafia de Champagne auf diesen Level hebt.

 

Der Veröffentlichung der geschützten geografischen Angabe (ggA) war die Gründung einer Vereinigung von Weinproduzenten und Destillateuren der Champagne vorausgegangen, die im Juni 2014 den Status beantragt haben. Die so genannte 'Boissons Spiritueuses Champenoises' vereinigt mehr als 120 Hersteller, die teilweise auf eine Weintradition bis zu 800 Jahre zurückblicken. "Jetzt wo wir den Status einer ggA erhalten haben, stehen wir einem gewaltigen Wachstumspotential gegenüber", kommentiert Claude Giraud von Maison Giraud, Präsident der Boissons Spiritueuses Champenoises, das Ereignis. "Damit rücken wir in den Fokus des Weinmarktes. Dabei hilft uns sicherlich, dass ein Ratafia de Champagne nur in der Champagne produziert wird."

Sofern die strengen Vorgaben zur Produktion des Champagner auch analog beim Ratafia de Champagne angewendet werden, von dem auszugehen ist, kann sich der Ratafia als ein außergewöhnliches, regionales Produkt auf dem Weinmarkt platzieren. Die Produktion ist auf 15 Millionen Flaschen begrenzt, was rund sechs Prozent der gesamten Champagne AOC ausmacht. Geht es nach Claude Giraud, soll Ratafia de Champagne in der Gastronomie als Ergänzung zum Champagner propagiert werden. "Als Abschluss einer Mahlzeit wäre der Ratafia de Champagne die bestmögliche Ergänzung zum Champagner", sagt Claude Giraud.

Der Ratafia de Champagne - wie auch sein Pendant 'Marc de Bourgogne' aus dem Burgund - ist ein eher süßer, alkoholischer roter, weißer oder rosé-farbener Likörwein, traditionell in beiden Regionen gereicht zum Aperitif oder zum Dessert. Dem Ratafia wird eine Verdauung fördernde Eigenschaft zugeschrieben. Zur Herstellung des Ratafia de Champagne wird eine Mischung aus Traubenmost (oftmals vom Pinot Noir, aber auch vom Chardonnay oder Pinot Meunier) und neutralem Weinbrand beziehungsweise bei hochwertigen Qualitäten von 'Fine oder Marc de Champagne' verwendet. Die Zufügung von Bränden unterbindet die Gärung des Traubenmostes, der als Cuvée dann wahlweise im Tank oder Fass etwa ein Jahr gelagert wird. Letztlich liegt der Alkoholgehalt des Ratafia de Champagne in der Regel bei 17 bis 23 Prozent.

Laut John McCabe bezeichnet der Name 'Ratafia", ursprünglich aus einer sprachlichen Mutation des lateinischen 'rata fiat conventio' im Sinne des Handels entstanden, eine zufriedenstellende Einigung unter Geschäftsleuten. Der Geschäftsabschluss wurde - in Chroniken aus dem 16. Jahrhundert belegt - hinterher mit dem Likörwein 'ratifiziert'.