Steillagen Weinbau – von der Reform vergessen?

20.02.2015 - arthur.wirtzfeld

BELGIEN (Brüssel) - Winzer aus ganz Europa ersuchen verstärkt Anerkennung für ihre Weinberge in Steillagen, gleichzeitig Subventionen sowie Gesetzesschutz bei der Europäischen Union, um ihre zusätzliche und ohne Frage schwere Weinbergsarbeit zu reflektieren, zu erhalten und zu amortisieren. Auch die Versammlung der Weinbauregionen Europas (AREV) fordert unter dem Titel „Steillagen Weinbau – von der Reform vergessen“ von der EU eine besondere Unterstützung für die Erhaltung und Bewirtschaftung in Steillagen ab mindestens 30 Prozent Gefälle.

 

Erst Ende Januar versammelten sich Delegierte der AREV aus zwölf Nationen und diskutieren einen förmlichen Vorschlag, der an die EU weitergereicht werden soll. Die Vertreter kamen aus den französischen Weingebieten Elsass und Rhone, Deutschland war mit Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, Österreich mit der Steiermark sowie Italien mit der Lombardei, Piemont und Trentino, vertreten. Laut Schätzungen der AREV gibt es in 20 bis 30 Weinregionen Europas eine besondere Dichte an steilen Hängen, wo eine Mechanisierung der Weinbergsarbeit schwierig oder unmöglich ist und der Anbau extrem arbeitsintensiv ist.

Aufgrund der Lockerung der Pflanzungsrechtregelung ab 2016 rechnet die AREV mit einem zunehmenden Konkurrenzdruck. Außerdem befürchtet die Organisation eine zunehmende Verlagerung der Rebflächen von Steillagen in die Ebene durch Übertragung der Pflanzrechte. Die AREV verlangt und will sich dafür einsetzen, dass in die delegierten Rechtsakte und die Durchführungsrechtsakte der „Gemeinsame Marktorganisation für Wein“ (GMO) dringend das Verbot aufgenommen wird, die Pflanzrechte von Steillagen-Weinbergen auf Rebflächen in der Ebene zu übertragen.

„Viele der Erzeuger müssen regelrecht kämpfen, um Steillagen zu pflegen und zu bewirtschaften“, sagt Dominique Janin, Generalsekretär der AREV. „Was offensichtlich ist, sind die unterschiedlichen Aufwendungen für flachere Weinberge und die für die steilen Lagen. Letztere zu erhalten erfordert neben körperlichem Einsatz auch weit mehr finanzielle Mittel. Für uns wird es auch immer schwieriger Winzer zu überzeugen, sich weiterhin um Pflanzrechte für Steillagen zu bemühen. Wenn wir einen Schutz und Subventionen bei der EU erreichen, könnte sich die Lage der Steillagenwinzer in den nächsten Jahren entspannen.“

Die AREV will auf der Suche für eine Sicherung und Herausstellung der Steillagen entsprechende Vorlagen definieren, die den Rahmen für eine gemeinsame Agrarpolitik in allen europäischen Weinländern unterstützen würden. „Wir müssen erreichen, dass die Arbeit der Winzer in den Steillagen nicht nur subventioniert wird, sondern auch andere Vorteile zum Tragen kommen. Zum Beispiel wäre ein Vermerk auf dem Weinetikett, welcher den Ursprung aus Steillagen dokumentiert, zu begrüßen“, sagt Dominique Janin. „Alle Steillagen haben einen unersetzlichen Wert für die Landschaften und geben den Weinen einen besonderen Charakter. Die meisten der Winzer, die Steillagen bewirtschaften brauchen eine finanzielle Unterstützung für ihre aufwendigen Arbeitsmethoden und speziellen Geräte aber auch für den Bau von Terrassen und Trockenmauern, die beide sehr teuer in der Erstellung und Erhaltung sind.“ 

 

Die AREV – Versammlung der Weinbauregionen Europas (www.arev.org) – ist die politisch-berufsständische Organisation der weinerzeugenden Regionen Europas und ihr Wortführer auf europäischer und internationaler Ebene. Ihre Aufgabe ist es, den europäischen Weinbau im politischen Prozess zu verteidigen und zu fördern sowie die Subsidiarität, die Regionalebene und die Zusammenarbeit zwischen den Regionen zu verstärken. 72 Regionen aus 21 Staaten sind derzeit Mitglieder der AREV.