Südafrikas Winzer begründen neue Ära

02.10.2015 - arthur.wirtzfeld

SÜDAFRIKA (Kapstadt) - Auf der Cape Wine 2015, die im Rhytmus von drei Jahren in Kapstadt veranstaltet wird, wurde den knapp 2.000 internationalen Fachbesuchern ein Neuheiten, spannende Weinstile, begleitend von Weinevents, im Convention Center und an spektakulären Orten in Kapstadt sowie den nahe gelegenen Weinregionen geboten. Die Besucherzahlen sind im Vergleich zu Cape Wine 2012 um rund 27 Prozent gestiegen. Zudem kamen die Fachbesucher in diesem Jahr aus 58 Ländern – was eine weitaus größere Zahl an Herkunftsländern ist, als bei den vergangenen Messen.

 

Siobhan Thompson, Geschäftsführerin des Exportverbands Wines of South Africa (WOSA), bewertet die Cape Wine 2015 als großen Erfolg: „Neben den getätigten Handelsgeschäften, ist für uns sehr motivierend, dass die Gäste erkannten, dass unsere Weine ein neues Qualitätsniveau erreicht haben. Es gab viel Anerkennung für die zunehmend eigenständigere und die unverwechselbare Stilistik unserer Weine. Spürbar war auch das wachsende Selbstbewusstsein der Erzeuger, mit dem sie heute neue Wege gehen, um individuelle Weine zu erzeugen.“

Die Cape Weine zeigte merklich, dass ein neuer Wind in Südafrikas Weinwirtschaft weht, der durch die Renaissance alter Rebsorten und den Schutz alter Weinbergsanlagen im Alter von 30–60 Jahren, die nicht nur im Swartland zu finden sind, verstärkt wird. Ein weiterer Trend ist die Erzeugung dicht strukturierter Cuvées sowohl bei den Rot- als auch bei den Weißweinen. 

Der Vorsitzende der WOSA, Michael Jordaan, betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung von Innovationen für den heutigen Erfolg der Weinwirtschaft: „Wir befinden uns nun an einem Wendepunkt, an dem sich alle Innovationen, die wir in den letzten 20 Jahren lanciert haben, kumulativ zeigen.“ Um diese Innovationskraft langfristig zu sichern, so Jordaan, gehe es künftig vor allem darum, die Wertschöpfung und die Nachhaltigkeit des Weinsektors am Kap zu forcieren.

Ein hohes Besucherinteresse verzeichnete die WOSA bei Besuchern aus den traditionellen europäischen Ländern Großbritannien, Deutschland und Skandinavien. Höher als in den Vorjahren war die Gästezahl aus den USA und Kanada. Die größte prozentuale Steigerung war bei der Zahl der Besucher aus Asien – vor allem aus China, Hongkong und Japan – zu verzeichnen. Wenn auch auf geringerem Niveau wuchs das Interesse bei Gästen aus den afrikanischen Nachbarstaaten, allen voran Nigeria, Angola und Ghana.

Hier einige Stimmen aus der Weinszene:

Siobhan Thompson: „Es ist ermutigend für unsere Exporteure, dass das Interesse für südafrikanische Weine weltumspannend wächst. Als Weinexportnation wollen wir weiterhin die geografische Reichweite ausweiten und neue attraktive Absatzmärkte erschließen.“ Sie dankt dabei dem Department for Trade and Industrie (DTI) für die Unterstützung Delegierte aus den Schwellenländern/Entwicklungsmärkten zur diesjährigen Cape Wine einzuladen.

Michael Franz, US-amerikanischer Weinautor und Weinkritiker, äußerte sich in Bezug auf Südafrikanische Weine beeindruckt vom breiten Spektrum an Weinstilen in allen Preisklassen: „Mir kommt kein anderes Weinland in den Sinn, das so authentisch die Unterschiedlichkeit zwischen der Alten und der Neuen Welt in einer eigenständigen Stilistik zusammenführt. Die Südafrikaner nutzen die klimatischen Voraussetzungen und Bodenvielfalt in ihren Weinregionen, um unverwechselbare, überzeugende und ansprechende Weine zu erzeugen. Südafrikanischer Chardonnay, der im Einzelhandel für 17 US Dollar gehandelt wird, ist wohl das Beste, was es derzeit zu diesem Preis in der Weinwelt zu finden gibt.“

Sascha Speicher, Weinfachjournalist aus Deutschland (Meininger Verlag) war ebenfalls sehr angetan von der aktuellen Entwicklung: „Die vielen neuen spannenden Weine zeigen auf, dass Südafrikas Weinwirtschaft qualitativ einen großen Schritt nach vorn gemacht hat.“ Besonders gefielen ihm die gut strukturierten Weine, die aus Trauben alter Reben erzeugt wurden. Er lobte auch die Eleganz in vielen Weinen wie z. B. den hochwertigen Cinsauts: „Die Qualität ist da. Nun müssen die Winzer diese qualitativen Errungenschaften auch an den Absatzmärkten platzieren.“

Masamitsu Yoshino, Herausgeber und Direktor der japanischen Fachzeitschrift für Getränke Wands Review, äußerte sich optimistisch zu Südafrikas Absatzpotenzial in Japan. In 2014 stieg laut Angaben des japanischen Finanzministeriums, der südafrikanische Weinimport um 19,3 Prozent gegenüber 2013. Damit habe Südafrika auf der japanischen Importliste das Weinland Deutschland überholt und sei nun der achtgrößte Weinlieferant in Japan. Gute Chancen sieht Masamitsu Yoshino vor allem für die Rebsorten mit französischen Wurzeln: „Die japanischen Verbraucher kennen diese Sorten. Dank ihrer Eleganz sind sie ideale Begleiter der japanischen Küche (Washoku).“ 

Auch Debra Meiburg MW, eine der einflussreichsten Persönlichkeiten und Autorität im Weinsektor in Großchina ist ebenfalls optimistisch, was die Chancen südafrikanischer Weine in China betrifft.