McLaren Vale wie Tag und Nacht

22.03.2016 - arthur.wirtzfeld

AUSTRALIEN (MacLaren Vale) - Ich liebe den Ausdruck "wie Tag und Nacht", aber niemals zuvor passte dieses Gleichnis besser als auf zwei australische Originale. Sie machen beide Wein, aber unter der Oberfläche sind sie total unterschiedlich. Sparky Marquis von Mollydooker und Chester Osborn von d'Arenberg wirken in der gleichen Weinregion, nur getrennt von einer staubigen Schotterstraße. Beide sind überaus talentierte Weinmacher, die ich bewundere, aber sie sind wie "Tag und Nacht". 

 

Mollydooker (im australischen Dialekt ein Begriff für Linkshänder) ist beeindruckend, wirkt wie eine gut geölte Maschine. Dutzende von ordentlich gekleideten Arbeitern strecken mir ihre linke Hand zur Begrüßung - hier eine reine Selbstverständlichkeit und zeugt von einer unerwarteten Willkommenskultur. Ich kam gerade zum Ende der Ernte und erlebte die Ankunft der Trauben im Keller, der sich blitzeblank präsentierte, überall feine Edelstahltanks. Das Geschehen im Keller und das Ensemble an Gerätschaften erweckte in mir ein Gefühl von Intensität, aber auch von kühler Berechnung mit allem, was Sparky Marquis tut - von der Technik rund um die Uhr, vom Brotbacken, dessen Geruch die Besucher umweht und auf subtile Weise umschmeichelt bis hin zu extra breiten Gehwegen rund um das Anwesen, die ein Schlendern und Unterhalten nebeneinander gewähren. 

Die Weine von Mollydooker werden in einem reifen, leichten Stil in Flaschen mit bunten, auffälligen Etiketten gefüllt. Sparky Marquis empfiehlt seinen Kunden, seine Weine jung zu trinken. "Ich glaube, unser Erfolg liegt in uns selbst und der Verwurzelung mit der Region", sagt Marquis. Lisa Perrotti-Brown von 'The Wine Advocate' drückte es mal so aus: "Die Weinregion hier geht so mühelos über in den Spaß liebenden Lebensstil von Mollydooker, dass ich mich ein wenig schuldig fühle, hier nur wegen der Arbeit zu Besuch zu sein."

Ein völlig andere, obwohl ebenso ein bodenständiger Winzer, Chester Osborn von d’Arenberg, begrüßt mich in abgenutzten Flip-Flops. Das Gut, im Jahr 1927 gegründet, hat Osborn in vierter Generation von seinem Vater im Jahr 1983 übernommen. Seitdem hat sich so gut wie nichts geändert. Der Keller berauscht vom Duft der fermentieren Weine, überall verweisen Kreidemarkierungen an den Wänden auf die gerade sich entwickelnden Traubensäfte. Ein Spaziergang durch die Reihen alter Reben der Sorte Shiraz und beim Kosten der letzten noch hängenden Trauben nimmt Osborn als Notbehelf einen Stock, um auf der Erde einen vagen Grundriss der Gegend zu zeichnen. 

Beim gemeinsamen Mittagessen im grandiosen d'Arry's Verandah Restaurant, lernte ich dann die Weine von d´Arensberg kennen. Osborn erzählte mir, dass er 69 verschiedene Weine macht. Als ich ihn frage, wie das sein könne, lachte er und sagte. "Weil ich das kann!" und er fügte an: "Je mehr Weine ich mache, desto mehr Spaß habe ich. Und je mehr Spaß ich habe, umso mehr Weine mache ich." Die Weine von Osborn unterscheiden sich in ihrem Stil und er hat kein Problem damit, dass seine Weine tanninreich sind. "Ich liebe Tannine", sagt Osborn. "Ich liebe die Art, wie sie im Mund tanzen und ich liebe die Art, wie sie sich entwickeln."

Keine Frage, Osborn und Marquis, beide tun was sie lieben, ohne sich zu verbiegen in einer schon erfrischenden Selbstverständlichkeit und das mit großem Erfolg. Ihre Mittel und die Ergebnisse sind wie Kreide und Käse, wie Tag und Nacht, aber was soll´s.