Veitshöchheimer Forschungsprojekt „Big Bang“ erlebt Neuauflage

07.03.2016 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Würzburg) - Es begann als vieldiskutiertes Projekt der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim. 20 Studierende einer Abschlussklasse hatten sich für „Big Bang“ zusammengetan. Der Name stand für eine Art Urknall in Sachen Wein-Marketing. Kreiert wurden verschiedene Weine in einer ungewöhnlichen Verpackung. In kleiner Auflage gab es einen Silvaner, einen Rotling sowie eine Cuvée von Spätburgunder und Frühburgunder in der Literflasche mit Schraubverschluss, außerdem wurden noch in der 0,2-l-Flasche mit dem Hinweis „aktiviere Rettungskapsel“ ein „White“ (Bacchus), ein Rotling (Sauvignon blanc und Domina) und ein „Red“ gefüllt. Die Besonderheit des Inhalts war hier der Zusatz von Hefe, die vor dem Öffnen aufgewirbelt werden sollte, damit sie zum Geschmack beiträgt.

 

Als YOOPRESS damals unter dem Titel: "Urknall in Veitshöchheim" berichtete, gab es auch einige wohl etwas konservativ angehauchte Leute in der Weinszene, die das Projekt als Unfug ansehen und den runden Flaschen bescheinigten, sie würden an Motorenöl erinnern. Viele andere sahen es freilich gelassen (so wie zum Beispiel der das Projekt befürwortende Schulleiter Dr. Hermann Kolesch) oder schmunzelten über die pfiffige Idee der Studenten, die sich wohlwollend von dem abhob, was derzeit in vielen Supermarkt-Regalen unter Hugo und Co. offeriert wird.

So verwundert es nicht, dass einige der Beteiligten und Beobachter das Experiment für unkomplizierten Weingenuss weiter entwickelten. Als da sind: die Jungwinzer Julia Dürr und Lukas Schmidt aus Bullenheim (beide Veitshöchheim-Absolventen), der schon etwas erfahrene Winzer Markus Meier aus Usenheim und Sommelier Sayed Barsim, ein gebürtiger Ägypter, wohnhaft in Burgoberbach. Als sie merkten, dass in Veitshöchheim nicht über eine Fortsetzung von „Big Bang“ nachgedacht wurde, klopften sie bei der obersten Heeresleitung an und bekamen die Rechte und den Segen für die Gründung der Big Bang Winemaking GmbH.

Vor einigen Wochen hatten sie einen ersten öffentlichen Auftritt in einem „Raumschiff“ in Astronautenanzügen. Vorgestellt wurden ihre beiden Produkte „White“ und „Pink“ in 0,25-l-„Rettungskapseln“. In der Weinqualität knüpfte man an die Veitshöchheimer Urform an. Zielgruppe sind junge Leute, Disko- und Party-Gäste sowie Weißbiertrinker, die den leicht trüben, mit Hefe angereicherten Weinen etwas abgewinnen können und sich auch direkt aus der Flasche ohne Weinglas bedienen wollen.

Versprochen wird ein „hundertprozentig ehrliches Produkt“. Die Weine stammen vorläufig aus den beiden Betrieben von Schmidt (rot) und Meier (weiß). Abgefüllt wurden 10 000 Flaschen. Der Endverbraucherpreis ist mit 4,49 Euro durchaus mutig (noch gibt es im Shop YOOFOOD die erste BANG-Serie zu einem Aktionspreis - siehe TIPP). Deklariert ist das Getränk als „Deutscher Wein“, der Alkoholgehalt ist mit 10,5 „Volt“ relativ niedrig. Auch als „vegan“ kann Big Bang durchgehen. Die bisherigen Verkaufserfahrungen sind gut. Als Markus Meier auf der Berliner Weinmesse präsentierte, musste er nach dem ersten Tag die Kollegen um Nachschub bitten, weil er ausverkauft war. „Nach wenigen Wochen haben wir schon etwa 2000 Flaschen abgesetzt“, schätzt Lukas Schmidt. „Wir werden wohl nicht gezwungen sein, etliche Flaschen selbst zu leeren.“