Rauchfehler
Weine mit Rauchgeschmack
Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 24. Februar 2020
AUSTRALIEN (Adelaide) – In Australien hat die Weinernte ihren Mittelpunkt erreicht, während die dortige Weinindustrie weiterhin wegen den verheerenden Bränden, die über den Jahreswechsel bis in den späten Januar wüteten, geschockt ist. Allein in der bekannten Weinregion Adelaide Hills wurden 25.000 Hektar Land Opfer der Flammen, darunter 500 Hektar Rebflächen. Rund 50 Weinberge, 70 Häuser, 400 gewerbliche Gebäude und 200 Fahrzeuge wurden dem Erdboden gleich gemacht oder stark verwüstet. Auf der vorgelagerten drittgrößten Insel Australiens, die Kangaroo Island, wurden 211.000 Hektar Land verbrannt – fast die Hälfte der Insel – darunter auch Rebflächen.
Die Winzer beider Regionen sind weiterhin besorgt, ob die weit verbreiteten Rauchwolken während und nach dem Feuer, die Weinernte praktisch wertlos gemacht haben. Mehr als drei Wochen waren die Trauben im Übergang zur Reife den Rauchschwaden ausgesetzt. Um über das Schicksal der Trauben dieser Regionen Klarheit zu haben, hat das Australian Wine Research Institute (AWRI) mit Sitz in Adelaide zur Bestimmung von Rauchfehlern eine Studie gestartet.
Rauchtests für die globale Weinindustrie
Die Prüftests, unter Leitung des AWRI, sind auch Teil eines Pakets von 330.000 Dollar, das im Rahmen des Wine Industry Development Scheme (Entwicklungsprogramm für die Weinindustrie) geschnürt wurde, in Kombination mit einem Paket von 100.000 Dollar, finanziert vom AWRI. Der betreffende Forschungsversuch, soll der Weinindustrie jetzt und in der Zukunft helfen, mit den Auswirkungen von Rauchgasen besser umzugehen und auch Schäden besser vorhersagen zu können. Den Forschungsversuch unterstützen auch die Regierungen der Bundesstaaten New South Wales und Victoria, um ihren eigenen von Buschbränden betroffenen Weinregionen ebenfalls Rauchgeruchtstests mit entsprechenden Auswertungen anbieten zu können.
Das AWRI gilt bereits als weltweit führend in der Erforschung von Rauchverunreinigungen, einem Bereich, der in den letzten Jahren nach den Bränden in vielen Weinbauländern, darunter die Vereinigten Staaten, hier besonders im Bundesstaat Kalifornien aber auch in Südafrika, Portugal und Kanada, viel Aufmerksamkeit erhalten hat. In den durch Feuer betroffenen Weinregionen Australiens, wo über 50 Prozent der Ernten des Kontinents eingefahren und 80 Prozent des Spitzenweins produziert werden, geht es bei vielen Produzenten um die nackte Existenz. Denn, wenn ihre Trauben mit Rauch verunreinig sind, fehlt ihnen der Lohn für einen ganzen Jahrgang.
„Aschenbecher“-Aromen
Durch Rauch verunreinigte Trauben können bei der Herstellung von Weinen zu höchst unerwünschten "Aschenbecher"-Aromen führen. Die großen Weinkellereien haben zu Beginn der Ernte ihren zuliefernden Weinbauern die Anlieferung von Trauben nur gestattet, wenn diese frei von Raucheinfluss oder vorab auf Rauchschäden geprüft wurden. Rund 300 Dollar kostet normalerweise ein Labortest, der aber aktuell kostenfrei für die Erzeuger durchgeführt. Das Projekt wird von der südaustralischen Regierung finanziell unterstützt.
Die AWRI-Studie zur Früherkennung von Rauchschäden an Weintrauben läuft aktuell immer noch, parallel zur bereits begonnenen Ernte. Besondere Aufmerksamkeit legen die Wissenschaftler auf den Unterschied hinsichtlich des Rauchgeschmacks von noch unreifen zu bereits heranreifenden bis hin zu fast vollreifen Trauben. Im Gegensatz zu früheren Studien, die sich auf Rauchereignisse überwiegend während der Zeit der Ernte konzentrierten, begann die AWRI-Forschung bereits am 14. Januar, ca. 2,5 Wochen vor Erntebeginn, mit der Entnahme von Blatt- und Beerenproben von drei Sorten – Chardonnay, Shiraz und Pinot Noir – aus acht betroffenen Weinzonen. Dadurch, und weil die Prüfung dieses Mal über eine längere Vegetationszeit erfolgen kann, erhofft sich die AWRI eine breitere Aussagekraft der Studie, da bisher insbesondere für die frühere Phase der Wachstumssaison keine zuverlässigen Testmethoden entwickelt waren und somit es auch keine Erkenntnisse gab.
Die diesjährige Ernte in Australien startete Anfang Februar mit Schaumwein- und Weißweinsorten. Der Abschluss der Ernte wird gegen Ende März erwartet, wenn die Rotweintrauben gepflückt werden.