Schaumwein-Region mit Tradition

Die Geschichte hinter Franciacorta

Von Iseo bis Ome, von Adro bis Cellatica, von Rovato bis Rodengo Saiano findet man in fast jedem Städtchen der Franciacorta Sehenswertes: Klöster, Kirchen und Burgen erinnern an die lange Geschichte der Region, auf Wanderwegen und Bikerouten kann man aber auch die einzigartige Landschaft im Zusammenspiel zwischen den Rätischen Alpen und den Moränenhügeln entdecken. Sei es bei Wanderungen am Monte Orfano oder in den Sümpfen des Sebino, sei es im Sattel von Bike oder Pferd bei Touren durch die Rebberge. Und natürlich ist überall das nächste Glas Franciacorta nicht weit: Mehr als 120 Kellereien haben sich der Pflege der Rebberge und der Produktion dieses flaschenvergorenen Schaumweines verschrieben. Viele davon sind für Besucher geöffnet und bieten eine wirklich unvergessliche Erfahrung: den Franciacorta dort kennenzulernen, wo er entsteht.

Der nach der klassischen Flaschengärung produzierte Wein aus Pinot Noir- oder Chardonnaytrauben – neuerdings auch mit einem kleinen Zusatz der autochthonen Erbamat – kommt in verschiedensten Typologien auf den Markt: von klassischen Brut- und Rosévarianten bis zu langlebigen Millesimati und Riserva- Qualitäten. Eine Besonderheit ist der Satèn, ein geschmeidiger Blanc de Blancs in Brut-Version, der mit geringerem Atmosphärendruck in die Flasche kommt.

Jahrhundertelange Tradition

Die Geschichte der Franciacorta hat sehr alte Ursprünge: Von der Römerzeit über die Spätantike bis zum Mittelalter haben der Boden und die klimatischen Bedingungen den Weinbau immer begünstigt. Der Name Franciacorta stammt wohl aus der Zeit der mächtigen cluniazensischen und zisterziensischen Klöster, die im 11. Jahrhundert von Cluny nach Franciacorta kamen. Sie waren Francae curtes, also steuerfreie Gerichte. Aus Francae curtes wurde der Ortsname «Franzacurta» geboren, der bereits 1277 erstmals in den Annalen der Gemeinde Brescia auftauchte.

In dieser Gegend wurde bereits im 16. Jahrhundert Schaumwein produziert. Nicht umsonst spricht davon auch der Brescianer Arzt Gerolamo Conforti, der 1570 sich in «Libellus de vino mordaci», einer der ersten Veröffentlichungen weltweit, der Herstellung von natürlich vergorenen Weinen in der Flasche in der Franciacorta gewidmet hat. Sehr wichtig ist auch die von Agostino Gallo im Jahre 1564 getätigte Erwähnung der Rebsorte Albamatta (Erbamat), eine einheimische Rebe, die heute offiziell bis zu einem Anteil von zehn Prozent zugelassen ist. Die herausragende Bedeutung der Region für den Schaumwein erkannte aber erst viel später, zu Beginn der 1960er Jahre, der junge Önologe Franco Ziliani mit der Produktion des ersten Jahrgangs des Pinot di Franciacorta, eines in der Flasche vergorenen Schaumweines.

Nach der ersten Anerkennung als kontrollierte Ursprungsbezeichnung bereits im Jahr 1967 wurde Franciacorta 1995 der erste italienische Wein, der mit der Methode einer zweiten Vergärung in der Flasche hergestellt wurde, und das erste italienische Gebiet, das die kontrollierte und garantierte Ursprungsbezeichnung (DOCG) erhielt. Heute steht der Name «Franciacorta» für das Territorium, die Produktionsmethode und den Wein.

Perfekte Bedingungen für grosse Weine

Das Gebiet ist für Weinbau prädestiniert: Die Franciacorta liegt im Herzen der Lombardei im Süden des Iseosees und umfasst 200 Quadratkilometer und 19 Gemeinden der Provinz Brescia. Seine heutige Form hat das Gebiet von den Eiszeitgletschern, die vor mehr als 10 000 Jahren das Amphitheater der Rebberge der Franciacorta geformt haben. Die Böden sind reich an Sand und Schlick, in der Regel von niedrigem Lehmgehalt und oft von grosser Dicke sowie hoher Durchlässigkeit und zeichnen sich grundsätzlich durch einen enormen Reichtum an zusätzlichen Mineralstoffen aus. Es zeigte sich, dass organische Substanz, Bodenfeuchte, Temperatur und pH-Wert eine wichtige Rolle für das Verhalten der einzelnen Gruppen spielen und dass sich der ökologische Landbau – der in der Franciacorta bereits zwei Drittel der Rebberge einnimmt – sehr positiv auf die Entwicklung dieser Organismen auswirkt. Sie sind auch die Basis einer einzigartigen Biodiversität.

Eng mit dem Weinbau ist auch die reiche kulinarische Tradition der Franciacorta verbunden, die man in den zahlreichen Osterien, Trattorien und Restaurants der Region geniessen kann. Bei den gastronomischen Köstlichkeiten verdient Rindfleisch mit Olivenöl aus Rovato (Manzo all'Olio) besondere Erwähnung, langsam gegart und auf Polenta mit Spinat serviert. Dazu kann man am besten einen Franciacorta Rosé kombinieren. Weitere typische Gerichte der Gegend sind Tinca al Forno, die Schleie aus dem Ofen in Clusane, einer Gemeinde am Iseosee, die zu einem Franciacorta Extra Brut hervorragend passt sowie das Risotto alla Franciacorta in Kombination mit einem frischen Franciacorta Pas Dosé.