Wein Heimat Württemberg 1/2023

Weinverkostung: Die ganze Welt der Burgunder

Text: Harald Scholl, Fotos: Jana Kay

Die Burgundersorten sind im Trend, Chardonnay, Auxerrois, Grau- oder Weißburgunder erfreuen sich größter Beliebtheit, die Anbauflächen werden stetig ausgeweitet. Auch die Cuvées aus diesen Rebsorten sind gefragt und heute von keiner Weinkarte mehr wegzudenken. Die interessantesten Weine haben wir ins Glas genommen und verkostet. Das Ergebnis: tolle Qualitäten für jeden Tag und Spitzenweine für besondere Momente.

Der Name dieser Rebsortenfamilie hat tatsächlich seinen Ursprung im französischen Burgund. Im gesamten deutschsprachigen Raum ist «Burgunder» der offizielle Sammelbegriff für alle Weine aus den Pinot-Rebsorten. Ganz einfach deshalb, weil sie alle ihren gemeinsamen Ursprung in besagter französischer Genussregion haben. Bekannte Rebsorten der Burgunder-Familie sind bei den Rotweinen der Spätburgunder – auch hierzulande ist er unter seinem französischen Namen Pinot Noir bekannt –, dann Frühburgunder (französisch: Pinot Madeleine), Sankt Laurent, Samtrot und der Schwarzriesling (französisch: Pinot Meunier), der wahrscheinlich der Ur-Vater aller Burgundersorten sein dürfte. Auch die Weißweinsorten der Burgunderfamilie stammen im Grunde von ihm ab, vor allem Weißburgunder (französisch: Pinot Blanc) und Grauburgunder (französisch: Pinot Gris), auch Ruländer genannt.

Dazu kommen noch nahe Verwandte wie Chardonnay, eine natürliche Kreuzung des Pinot Noir, und Auxerrois, ebenfalls eine natürliche Kreuzung. Diese Rebsortenfamilie hat einen stetig gestiegenen Anteil am deutschen Rebsortenspiegel. Die Weinbergsflächen aller Burgundersorten zusammen liegen heute bei über 30 000 Hektar, fast einem Drittel der gesamten deutschen Rebflächen. Und eine weitere beeindruckende Zahl: Beim Spätburgunder – oder Pinot Noir – liegt Deutschland weltweit auf Platz 3, was die Rebfläche angeht. Beim Grauburgunder steht Deutschland ebenfalls an dritter Stelle nach Italien und den USA. Anders sieht es dagegen beim Weißburgunder aus: Hier ist Deutschland mit 5750 Hektar eindeutig die Nummer 1.

Die Gründe für diese Erfolgsgeschichte sind schnell gefunden. Da wäre zuvorderst die Struktur der Weine, die aus den Rebsorten entstehen. Mit aromatischer Fülle und moderater Säure passen sie zu vielen traditionellen deutschen Gerichten, so wie kaum ein anderer Wein. Ganz gleich, ob es ein sonntäglicher Schweinebraten, ein eleganter Fischgang am Freitag oder die Pasta mit Tomatensauce am Dienstag ist – Burgunder geht immer. Seine Anpassungsfähigkeit macht ihn damit auch für die Gastronomie zum perfekten Getränk.

Und dann ist da noch die Vielfalt der möglichen Stile. Trocken und betont schlank wie viele Chardonnay, üppig und reichhaltig wie Weißburgunder aus dem Holzfass oder rassig und erfrischend wie der weiß gekelterte Spätburgunder, «Blanc de Noirs», kommen die Weine ins Glas. Nicht zu vergessen die Sekte und sonstigen Schaumweine aus Burgundertrauben und natürlich die edelsüßen Varianten. Burgunder kann eben fast alles und ist und bleibt trotzdem immer unverwechselbar.