Wein als Handwerk

Bellevue

Die Rebschere, die Axel Pradel de Lavaux in den Händen hält, ist das wichtigste Werkzeug im Weinbau. Sie soll daran erinnern, dass Wein im Rebberg entsteht, nicht im Keller.

Mit seinen 6,8 Hektar Reben, zu hundert Prozent mit Merlot bestockt, gehört Bellevue zu den kleinsten Gütern in Saint-Émilion. Das erlaubt Handwerk mit der Präzision eines Gärtners. Die Böden werden schonend mit dem Pferd bestellt. Vom Schlösschen aus geniesst man einen herrlichen Ausblick (französisch «belle vue») auf das einmalige Panorama. Auf dem Gut sind Reste gallo-romanischer Baukunst zu finden; im Park stehen Zedern und Laricio-Kiefern, die von einem fast mediterranen Klima zeugen.

Seit 2007 wird Bellevue zu gleichen Teilen von den Familien de Boüard de Laforest (Angélus) und Pradel de Lavaux gehalten. Für die Kelterung ist die Angélus-Equipe zuständig. «Die Pradel de Lavaux sind seit ewigen Zeiten in Saint-Émilion ansässig und im Weinbau tätig», erzählt Axel Pradel de Lavaux. 1740 gründeten sie Horeau-Beylot, das erste Handelshaus des rechten Gironde-Ufers. Auf Bellevue sitzen sie seit 1640. Bellevue ist eine echte Perle. Nicht nur wegen der bescheidenen Grösse und der einmaligen Lage. Die Böden mit Einschüssen von blauem Lehm gehören zu den interessantesten der Appellation. Sie ergeben zwei Typen von Wein: kräftige und elegante. Daraus resultiert ein besonders knackiger, vollmundiger Wein mit sanften Tanninen. «Bellevue», sagt Axel Pradel de Lavaux, «ist geballte Kraft in Seidenhandschuhen.»