VINUM-Weinguide 2020

Fotos: Arne Landwehr, Marco Rothbrust, z.V.g.

Der 2018er-Jahrgang wurde im Vorfeld zum Jahrhundertjahrgang erklärt – etwas voreilig, wie sich bei den Verkostungen zum VINUM-Weinguide 2020 zeigte. Aber das erfahrene, über 20-köpfige Verkosterteam um Joel B. Payne konnte etliche grossartige Weine herausfiltern. Wie immer wird die deutsche Weinszene nirgends kompletter und fundierter dargestellt als in diesem Kompendium. Bei keinem anderen Weinguide Deutschlands werden die Spitzenweine von einem so grossen Experten-Team und so oft verkostet. Es gibt nicht nur regionale Finalproben mit den besten Weinen eines Gebietes, sondern auch eine zweitägige Bundesfinalprobe, bei der sich die besten Weine aller Regionen miteinander messen müssen. Rund hundert Besuche auf den Weingütern helfen dem Team ein wirklich fundiertes Bild des Jahrgangs und der Weinszene zu erhalten. Und: Im Gegensatz zu mancher Konkurrenz ist die Aufnahme für Weingüter kostenlos – allein die Qualität entscheidet.
Eine weitere Besonderheit des VINUM-Weinguides sind die ausführlichen Proben gereifter Weine. Diese Verkostungen, für die einige Winzer die letzte Flasche zur Verfügung stellten, zeigen eindrucksvoll das Reifepotenzial von Riesling, Spätburgunder oder Silvaner. Neu im Buch sind Restaurant-Tipps von «GUSTO – Der kulinarische Reiseführer». Denn was wäre der Weingenuss ohne erstklassige Küche? Kurzum: Auch dank der kostenlosen VINUM-App ist der VINUM-Weinguide 2020 der perfekte Begleiter für alle, die beste Weine und ausgezeichnete Küche zu schätzen wissen.

Nominierte
Winzer des Jahres

  • Weingut Aldinger
  • Weingut A. Christmann
  • Weingut Jean Stodden

Aldinger (Württemberg)

Bester Riesling Württembergs? Bester Lemberger? Top-Sekt? Weltklasse-Sauvignon Blanc? All das gibt es bei den Aldingers.

Selbst angesichts etlicher Weinikonen – 13 Weine aus der aktuellen Kollektion konnten die 90-Punkte-Marke überspringen! – sollte man auf keinen Fall einen Wein wie den Götzenberg Riesling Kabinett übersehen, der mit einer an die Saar erinnernden Struktur das bisherige Verständnis dieser Prädikatsstufe in Württemberg in fast schon unverschämter Weise neu definiert. Ausserhalb jeder Frage stehen die roten Grossen Gewächse. Der Marienglas Spätburgunder erinnert an einen Nuits-Saint-Georges der feinen Art, grossartige Komplexität und filigran abgestimmte Balance begeistern beim Lämmler.

Weingut Aldinger
70734 Fellbach
www.weingut-aldinger.de

 

Christmann (Pfalz)

Das Weingut des VDP-Präsidenten hat immer schon mit seinen Rieslingen gepunktet. Aber noch nie waren die Roten so gut wie jetzt!

Schon der einfache Riesling-Gutswein hat eine klare, saftige Aussage – mit der Leichtigkeit von 11,5 Umdrehungen. Danach ist nur noch Gasfuss angesagt, wobei die christmannschen Weine noch nie Kraftprotze waren. Der Ortswein Königsbach ist straff, die Ersten Lagen von Kapellenberg und Ölberg bieten eine ruhige Art, beim Ölberg besonders fein und zart. Mit den Rieslingen aus den Grossen Lagen gibt es dann kein Halten mehr. Zudem wurden uns gleich vier Pinots vorgestellt – es waren die besten bei Christmann jemals produzierten Spätburgunder.

Weingut A. Christmann
67435 Neustadt-Gimmeldingen
www.weingut-christmann.de

 

Stodden(Ahr)

Auch aus dem Jahr 2017 liefert Ausnahmewinzer Alexander Stodden wieder die beste Spätburgunder-Kollektion an der Ahr ab.

Alexander Stoddens Weine sind durchweg elegant und die Grossen Lagen geschmacklich eindeutig differenzierbar. Sein Frühburgunder ist ebenfalls der beste in der Region, und das in einem für die Rebsorte besonders schwierigen Jahrgang. Kernstück der Kollektion sind die Weine aus dem Recher Herrenberg, dem Hausberg der Familie. Hier besitzt man die grössten Flächen, und man kann sich die besten Parzellen und Fässer für die verschiedenen Weine heraussuchen. So ist der Ortswein schon eine Klasse für sich, ganz zu schweigen natürlich vom Grossen Gewächs.

Weingut Jean Stodden
53506 Rech
www.stodden.de

 


Nominierte
Aufsteiger des Jahres

  • Weingut A. J. Adam
  • Weingut Carl Ehrhard
  • Weingut Knewitz

Adam (Mosel)

Grossartige Weine mit Restsüsse gab es in diesem Fünf-einhalb-Hektar-Gut schon immer, jetzt glänzen auch die trockenen Rieslinge.

Im besonderen Fokus: der Trockene aus dem Dhroner Häs’chen, der sich verspielt, ja tänzelnd und trotzdem kraftvoll an der Luft entwickelt. Während der Probe ans Herz gewachsen ist uns auch ein Exot aus diesem Haus: der Spätburgunder-Rosé mit seiner wilden Spontinase – wir tauften ihn wegen seiner grossen Trinkanimation und knackigen Art augenzwinkernd „Riesling-Rosé“. Die Klassiker des Gutes sind im Jahrgang 2018 von bekannt exzellenter Güte, wobei die Spätlese aus dem Piesporter Goldtröpfchen der Kollektion die Krone aufsetzt.

Weingut A. J. Adam
54347 Neumagen-Dhron
www.aj-adam.com

 

Erhard (Rheingau)

Was hier im Jahrgang 2018 entstand, ist mehr als erstaunlich: eine Vielzahl frucht- und edelsüsser Spitzen, die an die beste Zeit des Rheingaus erinnern.

Im Keller setzt Carl Ehrhard vor allem auf Stückfässer, die in einer beachtlichen Zahl in den letzten Jahren gekauft wurden. Ein Anliegen von ihm ist es, an die alten Flur- und Lagennamen, die mit dem 1971er-Weingesetz verschwunden sind, zu erinnern. So trägt der animierend rassige Drachenstein Alte Reben den Zusatz Urstück Engergraben. Besonders am Herzen liegt Ehrhard auch das Prädikat Auslese. Deshalb hat er die besonderen Bedingungen des Jahres 2018 genutzt und ab Mitte Oktober eine herrliche Palette dieser Edelgewächse eingebracht.

Weingut Carl Ehrhard
65385 Rüdesheim am Rhein
www.carl-ehrhard.de

 

Knewitz (Rheinhessen)

Riesling ist die grosse Leidenschaft der Knewitz-Brüder, aber sie haben sich auch für Weissburgunder und Chardonnay eine echte Expertise erarbeitet.

Die Besonderheiten des 2018er-Jahrgangs haben in diesem Gut nicht zu Problemen, sondern zu neuen Höhenflügen geführt. Die Lagenrieslinge sind allesamt auf Top-Niveau und beweisen, welch grossartiges Potenzial in dem ehemaligen Korallenriff des Mainzer Beckens ruht, das in Appenheim und Umgebung an die Oberfläche tritt. Tobias und Björn Knewitz haben auch ein Händchen für Süssweine. Dabei müssen die Trauben dafür nicht mal aus Rheinhessen kommen. An der Nahe liegt das Norheimer Kirschheck, von dort kommt eine grossartige Riesling-Auslese.

Weingut Knewitz
55437 Appenheim
www.weingut-knewitz.de

 


Nominierte
Entdeckung des Jahres

  • Weingut Hermann Ludes
  • Weingut Paul Christian Saalwächter
  • Weingut Ehrhart

Ludes (Mosel)

Hermann Ludes keltert kompromisslose, charakterstarke und nicht auf sättigende Frucht getrimmte Weine – klasse!

Das Zehn-Hektar-Weingut Hermann Ludes und die Weinberge Thörnicher Ritsch und Klüsserather Bruderschaft: Diese Kombination ergibt Weine, wie man sie an der Mosel immer seltener findet. Angst vor Säure darf man bei ihnen allerdings nicht haben! Den Weinen wird Zeit gegeben, und sie brauchen auch Zeit. Im Keller wird konsequent auf alles verzichtet: keine Reinzuchthefen, keine Enzyme oder Pülverchen. Mit seinem Neffen Julian hat der 70-jährige Hermann Ludes nun einen Nachfolger gefunden, um den ihn die Kollegen beneiden können.

Weingut Hermann Ludes 
54340 Thörnich (Mosel)
www.moselwein.de

 

Saalwächter (Rheinhessen)

Carsten Saalwächter ist einer der jungen Wilden, die weg wollen von der konventionellen Erzeugung, hin zu natürlicheren Weinen.

Der Ingelheimer Winzer verzichtet auf Schönung und Filtration, nicht aber auf eine leichte Schwefelung vor der Füllung. Ihm geht es vielmehr um grosse weisse und rote Burgunder. Was Pinot Noir angeht, sind seine Ideale in der Bourgogne zu finden. Dort hat er namhaften Erzeugern bereits über die Schulter geblickt, so auch in der Domaine des Lambrays. In Deutschland hat er die Methoden vor allem von Ziereisen, aber auch Schnaitmann, Stodden und Fritz Becker vor Ort studiert, geht aber seinen ganz eigenen Weg.

Weingut Paul Christian Saalwächter
55218 Ingelheim am Rhein
www.weingut-saalwächter.de

 

Erhart (Pfalz)

Schon seit 2012 ist dieses bemerkenswerte Weingut am Ortsrand von Eschbach nach der EU-Norm für ökologischen Weinbau zertifiziert.

Benjamin Ehrhart führt dieses Weingut gemeinsam mit der Familie und dreht ständig an der Qualitätsschraube. Trockenstress im Jahr 2018 – nicht hier. Schon früh nach der Neupflanzung erhalten die Reben begleitendes Grün. Benjamin Ehrhart ist überzeugt, dass sich dies positiv auf Wurzelwachstum und Wasserhaltefähigkeit auswirkt. Die Reben danken es, und die Weinqualität zeigt es offensichtlich auch: Die Rieslinge sind dicht, straff mit frischer Säure, der Chardonnay ist komplex und unglaublich dicht, die Rotweine sind komplex und elegant.

Weingut Ehrhart 
76831 Eschbach
www.weingut-ehrhart.de