Deutscher Sekt zeigt Klasse

Während rund 2000 Geniesser in den herrschaftlichen Parkanlagen von Schloss Wackerbarth in Radebeul beim Parkschoppenfest des Staatsweingutes von Sektstand zu Sektstand bummelten und zwischendurch mit einem Glas in der Hand unter einem schattigen Sonnenschirm die Seele baumeln liessen, ging in der Abfüllhalle des Betriebes gewissermassen eine Weltpremiere über die Bühne: Eine Fachjury verkostete ein Dutzend ausgewählte Sekte aus deutschen Landen und bewertete sie nach dem VINUM-üblichen 20-Punkte-System. Auge in Auge befanden sich die zehn Profis (überwiegend erfahrene Sommeliers aus Sachsen, Thüringen und Berlin sowie Vertreter der VINUM-Redaktion) mit 20 Sektfreunden, die sich auf Aufrufe des Mitteldeutschen Rundfunks und der Sächsischen Zeitung gemeldet hatten und per Los als Verkoster ermittelt wurden.

Spannung war angesagt. Würden die Laien zum gleichen Ergebnis wie die Profis kommen oder zu einem gänzlich anderen Resultat? Hohes Niveau war gewährleistet. Schliesslich hatte es am Vortag bereits eine Verkostung gegeben, bei der aus 48 Anstellungen das beste Dutzend ermittelt worden war. Nach gut einer Stunde war klar, dass Gelegenheits-Sektfreunde (die nach dem Schulnotensystem von 1 bis 6 bewerteten) nur teilweise auf der gleichen Wellenlänge senden wie die Fachleute. Deren Siegersekt, ein Chardonnay Brut Nature aus Rheinhessen, landete bei den ambitionierten Laien nur auf Rang vier. Einigkeit bestand bei einem 1998er Riesling Brut, der in beiden Gruppen Platz zwei belegte. Aber der Weissburgunder Brut aus Württemberg, der bei den Verkostern aus Dresden und Umgebung mit einem knappen Vorsprung gefeierter Siegersekt war, landete bei den Experten nur auf Rang zehn, freilich notenmässig nur einen Punkt hinter dem Sekt auf Rang eins.

Was die Hobby-Geniesser wohl am meisten erstaunte, waren die diversen reifen Jahrgänge, die im Finale dabei waren und sich noch sehr stabil präsentieren. Die Repräsentanten der erfolgreichen Betriebe wurden hinterher im Park geehrt und mit VINUM-Urkunden und einem Präsent von Schloss Wackerbarth bedacht. Danach war wieder Standdienst angesagt. Denn im malerischen Ambiente des Schlossparks war der Sektdurst der zahlreichen Besucher noch lange nicht gelöscht. Besonders darüber freute sich die Publikums Siegerin Tanja Baumann von der Affaltracher Schlosskellerei, deren Vorrat bereits am Nachmittag etwas erschöpft war. Sie kündigte nach dem Überraschungserfolg an, am nächsten Tag nicht mit dem Auto nach Württemberg zu fahren, sondern auf Wolken zu schweben.

Freuen konnten sich auch Sonja Schilg, die Chefin des Staatsweingutes, und ihr Team, das die Veranstaltung sehr gut organisiert hatte. Das Jubiläum «180 Jahre Sekterzeugung» auf Schloss Wackerbarth wurde würdig begangen. «Eine sehr schöne Werbung für das Haus und den deutschen Spitzensekt», lobte der in Sachsen gebürtige Juror Matthias Dathan, Weinberater aus Berlin sowie Tester für den «Gault & Millau» – und regte gleich eine Neuauflage für 2017 an. 

1. Platz | 17 Punkte

Weingut Braunewell, Essenheim

Chardonnay Brut Nature 2013

Sanfte Brioche-Note in der Nase; ausdauernde Perlage; würzig, straff, komplex, stattliche Länge.

2. Platz | 17 Punkte

Sektmanufaktur Bardong, Geisenheim

Riesling Réserve Brut 1998

Klare mineralische Note im Aroma, Reife erkennbar, aber geschmacklich noch sehr stabil; elegant, zartgliedrig, feinnervig.

3. Plätze | 16.5 Punkte

Sekthaus Solter, Rüdesheim

Riesling Réserve Brut 2005

Feiner Hauch Grapefruit im Bouquet; rassig, saftig, elegant, klassische Umsetzung eines sehr guten Riesling-Grundweines.

Sekthaus Raumland, Flörsheim-Dalsheim

Weissburgunder Blanc de Blancs Brut 2009

Etwas Brioche in der Nase; feingliedrig, zarter Nerv, sehr geschmeidig, ausdauernd im Abgang.