Wien: Bürgermeister als oberster Winzer

Rebfläche

580 Hektar

Produktion

25'252 Hektoliter

Top 3-Traubensorten

Grüner Veltliner, Riesling, Chardonnay

Weinart

schlanke, verspielte Weissweine und elegante, nicht zu mächtige Rotweine sowie gemischter Satz von mehreren Sorten aus der gleichen Riede in leichtgewichtiger als auch gehaltvoller Version

Es gibt zwar in Österreich Orte, die mehr Weinbau vorweisen können (Gols im Burgenland, Langenlois in Niederösterreich). Aber die grösste Weinstadt Österreichs bleibt, genau betrachtet, doch die Hauptstadt Wien. Der langjährige Bürgermeister Michael Häupl (1994 bis 2018 im Amt), selbst ein Weinfan und fast ein Vierteljahrhundert der oberste Winzer Wiens als Chef des Stadtweingutes Cobenzl, sprach von einer «kulinarischen Dreifaltigkeit mit Beisl, Kaffeehaus und Heuriger» und attestierte den Wiener Winzern, dass sie grossartige Weine keltern. Die Heurigen-Fröhlichkeit ist zwar nach wie vor weit verbreitet, aber auf einem anderen Niveau als noch vor 20, 30 Jahren. Viele junge und jüngere Winzer gaben Gas, auch einige Seiteneinsteiger sind aktiv geworden. 

Geschichte

Vermutlich wurden auf heutigen Wiener Gemarkungen bereits zu Zeiten der Kelten vor knapp 4000 Jahren Reben angebaut. Verbürgt ist der Rebbau ab dem 12. Jahrhundert. Später, im Mittelalter, spielte sich der Weinbau sogar im Zentrum der Stadt ab. Nur ein kleiner Weingarten am Schwarzenbergplatz mit 60 sorgfältig gehüteten Reben, ist geblieben. Der Ertrag wird jedes Jahr für einen wohltätigen Zweck versteigert. Der Weinbau in den diversen Randorten war vor gut 30 Jahren teilweise gefährdet, weil sich der Wohnbau stark ausdehnte. Doch die Stadt schob dieser Umwandlung durch entsprechende Verordnungen einen Riegel vor. Lange Zeit prägen die Heurigen die nationale und internationale Meinung über Wiens Weine. Kaiser Joseph II. war der Geburtshelfer für die Heurigen, als er 1784 verfügte, dass Weinbauern Lebensmittel aus eigener Erzeugung gemeinsam mit ihrem Wein verkaufen dürfen. 180 Heurige gibt es heute noch, manche kaum grösser als ein Wohnzimmer, andere mit Hunderten von Sitzplätzen und ausgestattet wie ein vornehmes Restaurant. Früher wurde in den Weinbaubetrieben und den Heurigen schon gemischter Satz ausgeschenkt, ein Weisswein von mehreren (mindestens drei) Sorten, die alle in einem Weinberg wachsen und gemeinsam geerntet und gekeltert werden. Oft waren diese Weine in Sachen Qualität recht schlicht. Aber die 2006 gegründete Vereinigung WienWein der besten Wiener Winzer (Federführung Fritz Wieninger aus Stammersdorf) gab vor allem dem gemischten Satz einen neuen Stellenwert. Inzwischen hat diese Kategorie sogar DAC-Status – womit auf breiter Front viel Ehrgeiz geweckt wurde. 

Regionen

Die Wiener Grosslagen Bisamberg, Nussberg, Kahlenberg und Georgenberg sind gewissermassen die (kleinen) Regionen der Weinstadt. Vor allem der Nussberg hat dabei viel Geltung und liefert teilweise grosse Weine.

Geografie

Die Weinberge Wiens sind vor allem im Norden und Nordwesten im 19. Bezirk in Vororten wie Strebersdorf, Stammersdorf, Nussdorf, Grinzing und im Süden (Mauer, Oberlaa, Rodaun) zu finden. 

Weine

Grüner Veltliner ist mit etwa 23 Prozent Flächenanteil die wichtigste Sorte vor Riesling (knapp 11,5  Prozent) und Chardonnay (6,9 Prozent). Die Weine geraten sehr sortentypisch und können qualitativ durchaus mit denen anderer Gebiete mithalten. Eine Besonderheit ist der würzige, entweder leichte, verspielte oder sehr gehaltvolle gemischte Satz, dem es zu verdanken ist, dass auf Wiener Fluren etwa zwei Dutzend Weissweinsorten angebaut werden, wenn auch oft mit einem Flächenanteil von weniger als einem Prozent pro Sorte.