Kochen und essen zu Conegliano Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG

Conegliano Valdobbiadene: Polenta, Maroni, Venusmuscheln und so viel mehr!

Text: Ursula Heinzelmann, Foto: Gettyimages / Lisovskaya

Mittelalterlich, verwunschen und weltoffen, grün, lieblich und wild zugleich - an den steilen Hängen in Conegliano Valdobbiadene fordert der Prosecco die Winzer seit Jahrhunderten heraus, um dann vom Aperitivo bis zum Dolce und zu beinahe jeder Tageszeit im Glas feinperlend zu locken.

Die Hügel von Conegliano und Valdobbiadene sind teils von sanfter Natur, teils aber auch von geradezu wilder Rauheit. Zwischen den Dolomiten und der Lagune von Venedig gelegen sind dies die Überreste alter Landschaften, Böden einstiger Urmeere und Gletschermoränen, von den Naturgewalten der Jahrtausende abgetragen und umgelagert. Eine Vielzahl von Abteien, Kirchen und Burgen zeugen von bewegter Historie und vielschichtiger Kultur. Die Landschaft, Teil der venezianischen Provinz Treviso, hat die Menschen geprägt, Reben und Wein immer mehr in ihren Mittelpunkt gestellt, und die Menschen wiederum haben die Landschaft geformt, haben ihr viele der Terrassen förmlich abgerungen.

So wie die Castelli auf die Vergangenheit verweisen, haben sich auch beim Wein über die Jahrhunderte Erfahrung und Wissen angesammelt, und das macht sich im Glas bemerkbar. In diesen Hügeln dreht sich heute alles vor allem um eine Traubensorte, die Glera, und doch gibt es beträchtliche geschmackliche Unterschiede zwischen den 15 Gemeinden. Am auffälligsten wird das bei den Rive, wie die Crus genannt werden, gekrönt von Cartizze, das die steilsten Lagen von Valdobbiadene umfasst.

Historisch gesehen waren die Rive die einzigen Parzellen, in denen arme Bauern und Fabrikarbeiter über eigenes Land verfügen konnten. Diese Böden waren karg, die Hänge steil, die Arbeit war mühsam und der Rebbau folglich alles andere als effizient und gewinnbringend. Wie in anderen Steillagengebieten ist es ein bis heute andauernder, aufwendiger Kampf gegen die Erosion. Die Trauben werden mit der Hand im Eimer gelesen, die Erträge sind niedriger. Doch sie sind dadurch auch besonders aromatisch und die Weine von besonderem Charakter.

Und deshalb thronen die von Rebreihen, Hecken und Wäldchen wie mit einem Mosaik überzogenen Hügel ganz wortwörtlich über dem grossen Prosecco-Meer, das sich weit ins Veneto und Friaul erstreckt. Hier gründete sich 1876 die erste Weinbauschule Italiens, und die Strada del Prosecco zwischen Conegliano und Valdobbiadene war 1966 gleichermassen die erste Weinstrasse des Landes. Die Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes der Unesco 2019 ist wie ein Siegel der Anerkennung für die lange Geschichte des Miteinanders von Menschen und Reben und des gemeinsamen Strebens aller zusammen, nicht nur nach dem Guten, sondern dem immer noch Besseren, dem Superiore. Und nicht zu vergessen: Dieses Miteinander gilt auch beim Trinken - es ist ein Wein, der verbindet, der gemeinsam genossen werden möchte, ob nun in den grünen Hügeln selbst oder in Ihrer Küche, beim ersten Aperitivo oder am Esstisch: Cin cin le bollicine!

Conegliano Valdobbiadene ist aber auch…

Die verschiedenen Prosecco-Typen werden nach einer Reihe von Gesichtspunkten eingeteilt. Einerseits ist da die Restsüsse: Neben dem Brut gibt es die herbere Variante des Extra Brut mit maximal sechs Gramm und ausgeprägter Mineralik. Der Dry hingegen liegt mit 17 bis 32 Gramm am entgegengesetzten Ende des Geschmacksspektrums und bringt viel saftige, häufig richtiggehend tropische Frucht ins Glas.

Andererseits wird nach der Herstellungsart unterschieden. Brut Nature Sui Lieviti ist eine für Conegliano Valdobbiadene DOCG relativ neu zugelassene Kategorie, die aber als Vin Col Fondo eine lange Tradition hat und sich quasi auch als «Ur-Prosecco» bezeichnen liesse. Dafür wird der Grundwein mit etwas Restsüsse und Hefe direkt auf Flaschen gefüllt. Dort entwickelt er seine Perlage und fliesst dann ohne Degorgieren leicht trüb ins Glas. Geschmacklich wirkt er etwas kräftiger und auf angenehme Art rustikal.

Und schliesslich die Herkunft, also die Einzellagen, die 43 Rive mit all ihren spezifischen Bedingungen, die immer einen Jahrgang tragen müssen, also auch in dieser Hinsicht einen ganz bestimmten Moment und Ort zum Ausdruck bringen. Das Kronjuwel unter ihnen ist der Superiore di Cartizze DOCG, ganze 107 Hektar der steilsten Lagen des Städtchens Valdobbiadene. Hier ist der mineralische Charakter besonders ausgeprägt, die Perlage ausgesprochen fein, die Blütennoten sind filigraner, die Frucht ist komplexer.

vinum+

Weiterlesen?

Dieser Artikel ist exklusiv für
unsere Abonnenten.

Ich bin bereits VINUM-
Abonnent/in

Ich möchte von exklusiven Vorteilen profitieren