Zum Fressen gut

AOP Duché d’Uzès

Die kleine AOP Duché d’Uzès, auf kargen Böden an den Ausläufern der Cevennen gelegen, gehört zu den jüngsten Herkunftsgebieten des Rhônetals. Doch die Weine des Herzogtums machten schon vor Jahrhunderten von sich reden. Interessante Rote, Rosés und trockene Weisse stellen allerdings nur einen Teil der Schätze dar, die es hier zu heben gibt. 

Die erfolgreiche Tragikomödie Le Cid, die in Kastilien spielt, wurde zwar nicht von Racine verfasst, der zwei Jahre in Uzès verbrachte, sondern von seinem Gegenspieler Corneille. Dennoch kommen mir Uzès und seine nähere und weitere Umgebung im Hinterland des berühmt-berüchtigten Pont du Gard immer etwas spanisch vor: die Töpferkapitale Saint-Quentin-La-Poterie mit ihrem Keramikmuseum und den rund 40 Ateliers, die ehemalige Minenstadt Alès, das sehenswerte Anduze, Tor zu den Cevennen (mit der Bambouseraie des Cevennes, einem herrlichen exotischen Garten) und sogar das mittelalterliche Lussan. Ob es an der kargen Landschaft liegt?

Dass Uzès eine ziemlich spartanische Ecke war, musste gerade Racine erfahren, als er 1661 in der Bischofsstadt vor seinen Schuldnern Zuflucht suchte und hier auf eine reiche Pfründe hoffte. Wurzeln schlug er allerdings nicht, denn alles, was man ihm antrug, war eine kleine Kapelle, die kaum Geld einbrachte. Racine schlug das Angebot aus und reiste schliesslich erbost nach Paris zurück.

Allzu nachtragend war er offenbar nicht. «Der Wein von Uzès ist der beste des Königreichs», erklärte er mit Nachdruck. So ganz Unrecht kann er nicht haben. Zeitgenosse Ludwig XIV. besass in «Uzège» einen Weinberg, und Paare, die sich im ersten Jahr nach der Hochzeit nie stritten, erhielten vom Bischof von Uzès ein ganzes Mass Wein aus seinem um den Ort liegenden Rebberg geschenkt.

Schmackhafter Vorwand

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich buchstäblich Jahrzehnte lang nicht wegen der Rebe nach Uzès kam, sondern wegen der Trüffeleichen, die karge Kalkböden gut mögen, und noch mehr wegen der Olivenbäume, die sich mit der Weinranken in die einsamen, von der Sonne verbrannten Halden teilen. Ein Abstecher zur pittoresken Kleinstadt mit Bischofspalast, imposantem Schloss und anderen historischen Bauwerken, den engen Gassen und schattigen Plätzen war oft nur ein Vorwand, um mir auf dem Markt der Place aux Herbes (mittwochs und samstags) direkt beim Produzenten ein paar Flaschen Olivenöl zu besorgen oder, wenn die Saison gut war, eine oder zwei frische schwarze Trüffeln.

Erst in den letzten Jahren bin ich danach im ältesten Weinkeller der Stadt gelandet, «La Cave du Suisse d’Alger» (Keller des Schweizers aus Algerien), wo Colette Arnaud, wenn sie gerade guter Laune war, ein paar interessante Neuheiten aus dem Keller holte. Wenn ich (was leider immer häufiger der Fall ist, nicht nur in der Hochsaison) trotz mehrmaligem Kurven um die Altstadt keinen freien Parkplatz finde, erstehe ich erstklassiges Olivenöl mittlerweile direkt in den Verkaufslokalen der Ölmühlen, etwa im Moulin d’Uzès (www.lemoulinduzes.com) gut an der Ausfahrstrasse Richtung Saint-Maximin gelegen.

Natürlich will ich hier nicht den Eindruck erwecken, Rebensaft sei Nebensache in Uzès. Doch mehr noch als anderswo ist er für mich an Geschichte, Lokalkolorit und Umgebung gebunden. Eine Flasche kräftigen, vollmundigen Rotweins aus der Duché (Herzogtum – Uzès wurde 1565 zum Sitz eines Herzogs), nicht zu warm aufgetragen, zu bodenständigen Speisen weckt bei mir erst einmal Erinnerungen an Streifzüge durch das Tal der Eure, wo die Quelle sprudelt, die einst die Stadt Nîmes mit Wasser versorgte, Erinnerungen an den Duft von Heidekräutern, eingemachte Oliven oder eine Omelette mit schwarzer Trüffel.

Noch mehr als auf die Roten stehe ich auf den trockenen Weissen. Tafle ich in Uzès und Umgebung, springt mein Auge auf der Weinkarte direkt zu dieser Kategorie. Mit ihrer Mineralität und Frische begleiten sie, ohne den Gaumen zu ermüden, so gut wie jede Speise. Weinbaubetriebe, mit denen ich gute Erfahrungen gesammelt habe, sind etwa Château Puech Redon in Puechredon (Bioweine, Olivenöl), Clos Galant in Aubussargues, Domaine Chabrier in Bourdic und Mas des Volques in Aigremont.