Vielbefahrene Nord-Süd-Achse

Weises Reisen an der Rhône

Die Rhône verbindet seit Urzeiten Nord mit Süd. Doch heute führt eine lasterhafte Betonschlange Reisende in Versuchung und verschuldet deren Verbannung aus dem Paradies der Nebenstrassen.

Der erste Tipp für Reisende, erst recht in der Hochsaison und besonders an Freitagen und Samstagen: Folgen Sie der Autobahn nicht mehr als nötig und informieren Sie sich über Staus, die schon mal 1000 Kilometer betragen können. Zweiter Tipp: Fahren Sie quer zur Nord-Süd-Achse. Urlauber wollen so rasch wie möglich ans Meer und wieder nach Hause. Davon sind auch die Nationalstrassen betroffen, die zum Jagdgrund der
Wohnvehikel werden, denen man dann stundenlang folgen muss, ohne die geringste Chance auf ein Überholen. Oben in den Hängen ist es viel ruhiger, besonders wenn man einen grossen Umweg um so weltbekannte Monumente wie Pont du Gard oder Vaison la Romaine macht. Wer sich nicht mit solchen Problemen herumschlagen will, bleibt Juli/August am besten zu Hause und reist im Juni, wenn die Lavendelfelder blühen, im September, wenn die Tage zwar kürzer werden, aber das Licht viel milder ist, oder gar Oktober bis Mai.

Apropos Umweg: Weil ich mich beim Antippen des Reiseziels um eine Zeile vertippte und, als ich das merke, trotzig weiterfuhr, entdeckte ich eine der schönsten Ecken der Drôme Provencale und gewann 90 Minuten Lebenseindrücke, die ich nicht missen möchte. Darum: Verlassen Sie sich auf den Zufall oder Ihre Nase, nicht nur auf Reiseführer. Frankreich ist das Land der Hinweistafeln. Das gilt selbst in der gottverlassensten Ecke: kein Stein, auf den nicht am Strassenrand hingewiesen wird. Konsultieren Sie Ihr Handy oder Tablet nicht, um zu wissen, wohin Sie fahren sollen, sondern um zu wissen, wo Sie gelandet sind!