US-EU-Handelskrieg

US-Zölle nun auch für Weine über 14 Volumenprozent

Text: Eva Pensel | Veröffentlicht: 12. Januar 2021


Ab heute treten die Zölle der US-Regierung für weitere französische und deutsche Weine in Kraft, wie das US-Magazin Wine Spectator berichtet. Das Weisse Haus hatte diese in der Silvesternacht angekündigt.

So werden ab sofort auch französische und deutsche Weine mit mindestens 14 %vol. mit 25-Prozent-Zöllen belegt. Bisher waren diese Weine verschont geblieben. US-Handelsbeauftragter Robert Lighthizer hatte hatte lediglich Zölle auf französische, deutsche und spanische Weine unter 14 %vol. Alkohol erhoben. Damit ist jetzt Schluss.

Handelsexperten waren von diesem Schritt nicht überrascht. Die USA verhängten ihre Zölle erst, nachedem die Welthandelsorganisation (WTO) festgestellt hat, dass die EU-Länder Airbus unfaire Subventionen gewähren.

Die Leiden des Handelskriegs

Laut Wine Spectator sind die Einbussen deutlich in Frankreich zu spüren. Das US-Handelsministerium teilte mit, dass allein in den ersten neun monaten des Jahres 2020 die französischen Weinimporte um 37 Porzent fielen. Bis dahin hatten die Lieferungen von französischem Tafelwein in die USA ein stetiges Mengenwachstum aufgewiesen.

Auch wenn einige Winzer bisher die Massnahmen nicht betrafen, da sie Weine mit über 14 %vol. erzeugen, spürten sie die Auswirkungen dennoch. Wie der Wine Spectator schreibt, waren etwa die Weine von Michel Gassier, dessen Domaine Gassier im südlichen Rhône-Tal liegt, bisher weitestgehend verschont geblieben. Gassiers Problem war, dass der US-Handel begann, sich von den französischen Weinen abzuwenden.

«Wir können das nicht mit anderen Märkten kompensieren, weil COVID-19 weltweit alles schwierig macht», erklärt Louis Barruol, Besitzer von Château de St.-Cosme in Gigondas, laut Wine Spectator. «Für uns werden die finanziellen Schmerzen hart sein - 45 Prozent meiner Verkäufe gehen in den USA».

Ausnahmeregelung für «Waren auf dem Wasser» versäumt

US-Handelsbeauftragter Lighthizer hatte die weiteren Zölle am 31. Dezember 2020 angekündigt, am 12. Januar 2021 treten sie nun in Kraft. Das bedeutet: Weine, die sich bereits auf dem Wasser – und somit auf dem Weg in die USA – befanden und für den die Importeure bereits bezahlt haben, werden sofort um 25 Prozent teurer, sobald sie amerikanischen Boden berühren. Der Wine Spectator schreibt, dass der New Yorker Importeur Vintus zusätzliche 540’000 Dollar an Zöllen für Wein zahlen muss. Auch der Importeur Valkyrie Selections aus Kalifornien rechnet mit zusätzlichen 43’000 Dollar für 2'600 Kisten Wein aus Frankreich.

Die neuen Zollbestimmungen sehen eine Ausnahmeregelegung für «Waren auf dem Wasser» nicht vor. Das schadet nur den US-Firmen, die Zölle zahlen müssen, mit denen sie nicht gerechnet hatten.

Wird ein neuer Präsident im Weissen Haus die Dinge ändern?

Unter Handelshäusern ruht die Hoffnung nun auf den nächsten US-Präsidenten Joseph Biden, wie das Magazin Wine Spectator berichtet. So zeigen sich die Gegner der Zölle vorsichtig optimistisch. Die US Wine Trade Alliance (USWTA) hat gute Kontakte zu Bidens Kandidatin für die Position der US-Handelsbeauftragten. Katherine Tai diente als Handelsberaterin für das House Ways and Means Committee im Kongress, was sie zur Ansprechpartnerin für diese Zölle im Repräsentantenhaus macht.

Es bleibt jedoch noch offen, ob die Zölle bereits vor der regulären Überprüfung im August diskutiert werden. Biden müsste die Zölle zu einer Top-Priorität seiner ersten 100 Tage im Amt machen. Wo es doch so viele andere Punkte auf seiner To-Do-Liste gibt, schreibt der Wine Spectator. Dennoch hoffen die USWTA und andere Zollgegner, in der Zwischenzeit den Kongress zu beeinflussen, um auf schnellere Massnahmen zu drängen.

 

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