Rotweine von der Mosel: die Verkostung

Rote Mosel: Reloaded

Text: Harald Scholl, Fotos: z.V.g.

In der letzten Ausgabe haben wir uns ausgiebig mit den Rotweinen der Mosel beschäftigt, dennoch reichte der Platz kaum aus, um allen Weinen und Winzern gerecht zu werden. Mit diesem Nachschlag wird die Lücke geschlossen, denn das Thema ist auch an der Mosel selbst noch lange nicht ausdiskutiert.

Das Thema «Rotwein von der Mosel» wird im Ausland sehr viel unverkrampfter betrachtet als hierzulande, dort gibt es keine Scheuklappen im Hinblick auf die Rebsorten. Der Export ist für viele Betriebe sehr viel einfacher als der Verkauf auf dem heimischen Markt. In Dänemark, Großbritannien oder Norwegen interessiert sich niemand für die jüngere Geschichte der Mosel oder ihre Böden. Auch die Binsenweisheit, dass Pinot zwingend vom Kalkboden kommen muss - wie im Burgund - scheint für die Mosel keine Bedeutung mehr zu haben. Es geht in der Sicht der Weinbaubetriebe darum, eine eigenständige Entsprechung der kapriziösen Rebsorte zu finden. Der aktuelle Trend beim Rotwein spielt der Mosel dabei sogar in die Hände. Beim Rotwein sind feine, elegante Weine gesucht, ein Stil, den die Winzer besonders gut beherrschen. Dabei spielt ihnen das Klima in die Hände, denn die Mosel gehört trotz Klimawandel zu den kühleren Anbaugebieten. Alkoholreiche Extraktmonster sind praktisch unmöglich, wohl aber ausgereifte Weine mit vitaler Säure. Auch deshalb ist Johannes Selbach vom Weingut Selbach-Oster überzeugt: «In den nächsten fünf Jahren wird die rote Mosel ein richtiges Thema sein, denn bei vielen Winzer geht es im Weinberg jetzt erst los».



Spätburgunder ist der rote Riesling

Dabei ist diese Entwicklung nicht zwingend logisch, schliesslich macht zum Beispiel Spätburgunder deutlich mehr Arbeit als Riesling, 20 Prozent sind das sicher. Noch aufwändiger ist aus Sicht von Alex Pauly der Frühburgunder, vor allem wenn er lockerbeerig sein soll. Dazu machen die Lagen selber häufig mehr Arbeit, denn die besten Stücke reservieren die Winzer bis heute für den Riesling. Stefan Steinmetz sagt es klar: «Der Pinot-Anbau an der Mosel ist auch deshalb schwierig, weil keiner beste Lagen für rote Sorten opfern will». Damit hat er weniger Probleme, sein Vater hat im Versuchsanbau schon vor dem offiziellen Pflanzstart 1987 mit roten Sorten experimentiert. Das Wissen und die Reben der Steinmetz-Winzer sind mit die ältesten an der Mosel, entsprechend komplex sind ihre Weine.Das seine einfachen Pinots überausverkauft sind, ist ein klares Zeichen dafür. Und wahrscheinlich ist dieser Erfolg auch bei den Kollegen zur Kenntnis genommen worden. An der Mosel wird kontinuierlich neu gepflanzt und umveredelt, im kleinen Massstab aber doch. Das rote Wunder an der Mosel ist noch lange nicht vorbei.

Eine lange Geschichte, kurz erzählt

Wenn heute von Weinanbau an der Mosel gesprochen wird, ist damit in erster Linie Riesling gemeint, mehr als 90 Prozent der Rebfläche sind damit bestockt. Dabei haben rote Sorten eine sehr viel längere Geschichte. Denn die Römer brachten den Weinbau an die steilen Hänge, und sie bevorzugten rote Rebsorten. Auch für die Kirche waren rote Weine interessanter, bei der eucharistischen Feier des Messopfers kommt Rotwein der Farbe des Blutes Christi einfach näher. Die erste grosse Wende in Richtung Riesling erfolgte 1787. Da verfügte der Trierer Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen, dass in seinem ganzen Hoheitsgebiet nur noch Riesling angebaut werden dürfe - die Mosel wurde zum grössten zusammenhängenden Anbaugebiet dieser Rebsorte.

Trotzdem waren im 19. Jahrhundert viele Weinberge mit roten Reben bestockt. So findet sich im 1837 erschienenen Buch «Vollständiges Handbuch der deutschen Weincultur und Weinausbildung»: «Zerstreut an vielen Punkten längs der Mosel trifft man einzelne Weinberge mit Burgundern bepflanzt. … in der Gegend zu Cobern, Cochem, Carten, Pommern, Paldersdorf etc. an der Untermosel (wird) viel rother Wein erzogen, so, dass er dort der dominirende Rebsatz ist.»
Damit war hundert Jahre später wieder einmal Schluss, die Nationalsozialisten verboten die Anpflanzung von Spätburgunder und anderen roten Sorten an der Mosel. Dieses Verbot hatte wie so viele Gesetze des Dritten Reichs mehr Bestand als das Reich selber: Erst am 1. April 1987 wurde es wieder aufgehoben, die Neuanpflanzung roter Rebsorten, vornehmlich Spätburgunder, war wieder zulässig. Stand heute ist Spätburgunder mit über 400 ha wieder die Nummer 4 im Rebsortenranking der Mosel. Immerhin.


Den Fluss entlang verkostet

RangBeschreibung
1
17,5/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Weingut Selbach-Oster
2
17,5/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Weingut/
3
17,5/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Weingut Fries
4
17,0/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Maximin Grünhaus Weingut
5
17,0/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Weingut Pauly
6
17,0/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Weingut Selbach-Oster
7
17,0/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Weingut Günther Steinmetz
8
17,0/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Hofgut Falkenstein
9
17,0/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Weingut Markus Molitor
10
16,5/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Weingut Selbach-Oster
11
16,5/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Weingut Schumacher
12
16,5/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Vin Venture
13
16,5/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Weingut Franz-Josef Regnery
14
16,5/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Weingut Selbach-Oster
15
16,5/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Weingut Pauly
16
16,5/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Weingut Thanisch
17
16,0/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Weingut Franz-Josef Regnery
18
16,0/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Vin Venture
19
16,0/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Weingut Lehnert-Veit
20
16,0/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Weingut Fries
21
16,0/ 20
Punkte
Mosel, Deutschland
Weingut Thanisch

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